Wölfe der Leidenschaft (German Edition)
lebt!" Josh runzelte die Stirn.
"Wer lebt?" Sie sah zu ihm auf und ihre smaragdgrünen Augen sprühten förmlich vor Überraschung. "Meine Mutter. Sie lebt." Er sank vor ihr auf die Knie.
"Das ist doch eine gute Nachricht. Warum weinst du denn dann?" Wieder senkte sie den Kopf und starrte auf den Boden.
"Sie hätte uns die ganze Zeit sehen können! Sie war nur ein paar Kilometer entfernt. Sie wollte uns nicht sehen. Verstehst du?" Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und sagte mit zärtlicher Stimme: "Nach allem, was uns Richard und die anderen erzählt haben, wissen wir doch, wie Derek sie gehasst hat. Glaubst du, wenn sie euch bei sich behalten oder versucht hätte euch zu sehen, wäre ihm das entgangen?" Schniefend schüttelte sie den Kopf.
"Ich hab mir immer gewünscht meine richtige Mutter zu treffen. Ich wollte sie fragen, warum sie uns weggegeben hat. Warum sie uns nicht wollte." Josh setzte sich zu ihr aufs Sofa und zog sie in seine Arme.
"Das kannst du doch jetzt nachholen." Die Tränen begannen wieder zu fließen und er hielt sie einfach nur fest.
Cass nahm Joshs Hand und ging durch das große Tor des Klosters. Sie sahen sich um und Josh konnte ihr Zittern spüren. Eine Nonne blieb plötzlich vor Cassandra stehen und betrachtete sie neugierig.
"Carla?" Ihr rutschte das Herz in die Hose.
"Meine... Mutter. Kennen sie sie?" Die Nonne nickte zögernd.
"Ich bin Schwester Beate, die Klostervorsteherin. Kommen sie." Die Drei gingen zusammen in den Garten des Klosters. Er war wunderschön. Ein im Kreis angelegter Garten, in der Mitte ein Brunnen und darum vier Steinbänke. Plötzlich blieb Cass wie angewurzelt stehen. Als Josh in die Richtung sah, in die sie starrte, bemerkte er eine Frau in der Nonnenkluft, die auf einer der Bänke saß und ein Buch las. Ihr Profil glich dem von Cassandra als wären sie Zwillinge. Die Nonne, die Cassandra hier her begleitet hatte, legte ihr eine Hand auf die Schulter.
"Darf ich kurz mit ihnen sprechen?" Cass nickte benommen. Schwester Beate führte sie in ein kleines Büro und bedeutete ihnen Platz zu nehmen.
"Sie sind ihre Tochter?" Cass nickte.
"Ich bin Cassandra Weedman. Das ist mein Verlobter, Josh Caviness." Josh nickte der Frau zu und setzte sich, als auch die Nonne Platz genommen hatte.
"Sie sind ihr wie aus dem Gesicht geschnitten." Cassandra beugte sich nach vorne und legte ihre Hände auf den Tisch.
"Bitte! Ich hab meine Mutter heute zum ersten Mal gesehen. Ich dachte sie wäre tot. Warum kann ich nicht einfach zu ihr?" Die Frau sah Cassandra mitleidig an.
"Sie sollen verstehen, dass ihre Mutter wahrscheinlich keine andere Wahl hatte, als sie wegzugeben." Cass stand wieder auf und sah sie ungeduldig an.
"Das soll sie mir selbst erklären." Die Nonne sah bedrückt auf die Papiere vor sich, ohne sie genau anzusehen.
"Ich bitte sie nur um fünf Minuten." Josh nahm Cassandras Hand und sie setzte sich wieder, allerdings zeigte ihre Miene Ungeduld. Schwester Beate atmete tief ein und begann dann zu erzählen: "Wir kamen damals aus der Suppenküche, wo wir oft bis spät in die Nacht halfen. In einer Gasse sahen wir Carla liegen. Zuerst dachten wir, sie wäre Tod, doch der Notarzt meinte, sie hätte noch schwache Lebenszeichen. Sie war sehr schlimm zugerichtet. Ihr Gesicht war geschwollen und blutig. An ihrem Hals hatte sie Würgemale und der Arzt sagte, sie hätte mehrere Knochenbrüche erlitten. Außerdem musste sie wohl vor kurzem entbunden haben. Wir kamen jeden Tag zu der Frau ins Krankenhaus. Als es ihr besser ging, erzählte sie uns, dass sie ihre Babys - Zwillinge - hatte weggeben müssen, weil ihr Mann gewalttätig war. Er war es auch, der sie fast getötet hätte. Doch sie wollte der Polizei nichts sagen und auch keine Anzeige erstatten. Sie kam - nachdem sie genesen war - mit zu uns ins Kloster und wurde Nonne. Einmal im Jahr kommt ein Anwalt zu ihr. Wir wussten nie, warum. Vor etwa einem halben Jahr stand er plötzlich wieder vor unserer Tür und als er das Gespräch mit ihr beendet hatte, erlitt sie einen Nervenzusammenbruch. Sie hat mir anvertraut, dass eine ihrer Töchter bei einem Unfall gestorben war. Seitdem hat sie mit niemanden mehr als zwei, drei Worte gewechselt. Bitte seien sie behutsam mit ihr. Sie hat sie sehr geliebt. Der Anwalt hat ihr jedes Jahr Fotos und Informationen über sie beide gebracht." Ohne etwas zu antworten nickte Cass und stand auf. Sie sah so verletzlich aus, wie er sie noch nie gesehen hatte. Angst beschlich ihn.
"Soll ich dich
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