Wölfe der Leidenschaft (German Edition)
nach das Richtige getan. Cassandra konnte das jetzt noch nicht verstehen, dazu war sie einfach zu verletzt. Aber in ein paar Wochen, wenn sie genug Zeit zum nachdenken gehabt hatte, würde sie es begreifen. Da war er sich sicher.
Cass nahm das Telefon in die Hand uns sah zu Josh.
"Ich will nur noch kurz mit Richard reden. Dann komm ich runter." Er nickte und verließ das Zimmer. Sie starrte das Telefon an. Sollte sie Richard wirklich anrufen? Vielleicht wollte ihre Mutter es gar nicht. Aber sie hatte eindeutig noch Gefühle für den charismatischen Mann, der noch vor ein paar Tagen im Kerker saß. Und er wohl auch für sie, so wie er Cass angesehen hatte, als er dachte sie wäre Carla. Entschlossen wählte sie seine Nummer.
"Hallo Cassandra." Sie schmunzelte.
"Hallo Papa. Es klingt komisch, oder?" Richard lachte ebenfalls und erwiderte: "Nicht mehr lange und wir kennen uns besser. Dann wird dir das Papa nicht mehr so stockend von den Lippen gehen. Was gibt es?" Cass holte tief Luft und sagte: "Ich war heute bei meiner Mutter." Schweigen. Richard räusperte sich und erwiderte kleinlaut: "Ich wusste nicht, dass sie ein Grab hat. Wo ist es?" Am liebsten hätte sie gelacht, aber seine Stimme klang aufrichtig und traurig.
"Es gibt kein Grab. Carla lebt noch." Sie hörte ein poltern und kurz darauf war Richard wieder am Hörer.
"Wie bitte?"
"Hast du eben das Telefon fallen lassen?" Ohne auf ihre Frage einzugehen, bestürmte er sie seinerseits mit Fragen.
"Carla lebt noch? Wo ist sie? Wie geht es ihr?" Er klang ehrlich besorgt und verzweifelt.
"Sie lebt seit damals in einem Kloster. Sie ist sehr in sich gekehrt und ziemlich wortkarg. Aber es scheint ihr gut zu gehen." Hoffnungsvoll, ja fast vor Freude jauchzend, erwiderte er: "Ich komm sofort zu euch." Sie wollte nicht seine Hoffnungen zerstören, aber sie konnte ihn nicht belügen.
"Ich glaub du hast mich nicht verstanden. Sie ist immer noch im Kloster." Eine kurze Pause entstand.
"Warum?" Cass seufzte.
"Sie hat Angst. Egal was ich gesagt habe, sie wollte partout nicht das Kloster verlassen." Eine kurze Pause entstand.
"In welchem Kloster ist sie?" Er klang entschlossen. Cass gab ihm die Adresse und stellte dann eine Frage, die ihr schon lange auf der Seele brannte: "Ich dachte immer, Wölfe wären unsterblich. Warum hat Derek dann angenommen, dass er Carla erwürgt hat?" Wieder entstand eine kleine Pause.
"Carla war damals erst dreiundzwanzig. Weibliche Wölfe treten erst mit fünfundzwanzig in die Unsterblichkeit ein. Vorher sind sie genau so sterblich wie jeder Mensch." Sie runzelte die Stirn.
"Wie konnte sie das überleben? Die Schwestern haben gesagt, dass sie sehr schlimm zugerichtet war." Am anderen Ende der Leitung hörte sie ein Knurren.
"Sie hatte schon immer einen sehr starken Willen. Ich wünschte, ich könnte Derek töten. Er hat so viele Leben zerstört. Er macht mich wahnsinnig zu wissen, dass er einfach so davon kommt." Cass konnte es ihm nachempfinden. Auch sie hätte alles dafür getan, sich an Derek zu rächen. Schon allein der Gedanke an Carmen ließ ihr Blut kochen.
"Er kann uns nichts mehr anhaben. Ich muss zum Abendessen. Tschüss Papa." Wieder schmunzelte sie.
"Bis bald, Cassandra. Und danke, dass du es mir erzählt hast." Wie er ihren Namen sagte glich jedes Mal einer Liebesbekundung. Auch wenn sie ihn erst vor kurzem kennengelernt hatte, verband sie doch etwas weit stärkeres. Sie spürte es tief in sich, eine Verbundenheit, wie sie sie auch immer bei Carmen gespürt hatte. Mit einem Lächeln legte sie auf.
Später saßen sie zusammen mit Joshs Familie am Tisch und aßen zu Abend. Die Stimmung war heiter, aber Cass konnte sich nicht richtig begeistern. Ihr sonst so fröhliches und temperamentvolles Gemüt war wie ausgelöscht. Ständig hatte sie nur im Kopf, dass ihre Mutter nicht da war. Sie aß fast nichts und Josh schenkte ihr etwas Lavendelwein ein. Eine beliebte Spezialität unter Wölfen.
"Der wird dich etwas ablenken."
Sollte sie ihm sagen, dass Alkohol ihr nichts ausmachte? Nein. Besser nicht. Sie trank ein Glas nach dem anderen, es schmeckte sehr gut. Ihr Blickfeld engte sich ein und die Stimmen der Anderen traten in den Hintergrund. Ihre Glieder wurden bleiern und sie konnte die Augen kaum noch offen halten. Nachdem sich die Anderen alle zurück gezogen hatten, saßen nur noch Josh und Cass im Esszimmer. Eigentlich war es mehr ein Speisesaal. Die Wände waren mit hellgrünem Stoff bespannt und der riesige Esstisch war aus schwerem
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