Woelfe der Macht
Beatrix verstand sie sich um einiges besser und sie würde ihr auch sicher keine Probleme machen.
Als Schwester Beatrix nach zwei Minuten in der Tür stand, war Cassandra mit dem packen fertig und schaltete gerade ihr Handy ein.
»Mrs. Caviness? Was soll denn das werden?« Cass lächelte die sympathische Krankenschwester an und deutete auf ihr leeres Bett.
»Es tut mir leid. Aber der Spaziergang muss heute leider ausfallen. Ich gehe nach Hause. Würden sie die Entlassungspapiere für mich fertig machen?«
»Sind sie sich sicher? Wenn ihnen etwas passiert können wir hier schneller reagieren, als wenn sie erst mit dem Krankenwager hergebracht werden müssen.«
»Ich bedanke mich für ihre Sorge um mich, aber ich habe das Krankenhaus satt. Ich will zu meiner Familie und ich fühl mich wirklich gut.« Seufzend drehte sich die Schwester wieder zur Tür und sagte: »Kommen sie mit ins Schwesternzimmer. Ich mach die Unterlagen fertig. Soll ich ihnen ein Taxi rufen?«
»Nein, danke. Ich ruf bei meiner Familie an.« Damit war Schwester Beatrix auch schon verschwunden. Cass setzte sich noch ein letztes Mal auf den Rand des Krankenhausbettes und wählte Emilys Nummer.
»Cassandra? Alles in Ordnung?« Ihre Schwägerin klang ernsthaft besorgt. Seit Cass im Krankenhaus war, hatten sich die beiden Frauen weder gesehen noch gehört. Josh hatte ihr erzählt, dass sich Bryan, Emilys Sohn, eine schwere Bronchitis eingefangen hatte und sie mit ihm mehrere Tage in einer Kinderklinik in Washington verbracht hatte. Sie waren erst gestern Abend zurückgekommen.
»Emily. Ich halte es hier keinen Moment länger aus. Wenn Du mich nicht abholst, laufe ich nach Hause.« Emily sagte für einen Moment nichts, wahrscheinlich war sie mit der Situation überfordert.
»Ich sag am besten Josh bescheid.« Das hätte ihr gerade noch gefehlt. Er würde sie so lange bequatschen, bis sie schließlich doch im Krankenhaus blieb. Wenn sie erst einmal Zuhause war, würde es für ihn unmöglich sein, sie wieder hierher zurückzubringen. Jetzt musste sie nur noch Emily zur Kooperation zwingen.
»Emily! Wenn du das machst, rede ich nie wieder ein Wort mit dir.« Nach einer kleinen Pause hörte Cass am anderen Ende der Leitung ein leidgeprüftes Seufzen: »O.k. Ich bin in einer halben Stunde da.«
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5. Kapitel
Evan hatte den Motor des Autos noch nicht ganz abgestellt, als Cass schon aus dem Auto sprang und ins Haus lief. Endlich! Endlich konnte sie ihre kleine Tochter sehen. Die Spannung war kaum noch auszuhalten. Sie sprintete die Treppen in Rekordzeit nach oben und blieb schließlich an der Tür zum Kinderzimmer stehen. Die Spannung in ihr brachte ihren Körper regelrecht zum Schwingen. Sie streckte die Hand nach der Türklinke aus und hielt kurz davor inne.
Sie konnte keinen Muskel mehr bewegen und starrte wie gebannt auf die Tür. Es war unfassbar. Sie hatte Angst! Nicht nur ein wenig Scheu vor dem Unbekannten, sondern richtige Panik. Erst jetzt nahm sie wahr, dass ihr Atem heftig ging und das sich auf ihrer Stirn kleine Schweißtropfen bildeten. Nein! Sie hatte so lange darauf gewartet, ihre kleine Tochter zu sehen und jetzt hatte sie Angst, die Tür zu öffnen.
Sie ließ ihre Hand sinken und schloss für einen Moment die Augen. Sie verlangsamte ihre Atmung auf ein normales Maß und gleichzeitig hörte ihr Herz auf, wie verrückt zu schlagen. Ganz ruhig. Alles war super. Sie musste nur die Tür öffnen und hineingehen, dann würde ihr Leben wieder so verlaufen, als wären Mutter und Tochter nie getrennt gewesen. Sie lauschte.
Drinnen war es ruhig. War Carmen überhaupt da oder waren die anderen mit ihr unterwegs? Sie sah auf ihre Armbanduhr. Nein. Es war schon nach neun. Vielleicht schlief die Kleine schon. Charlott hatte erst mit einem halben Jahr durchgeschlafen und daher war es Cassy gewohnt, mitten in der Nacht ein murmeln und schmatzen aus dem Kinderzimmer zu hören.
Leise, um niemanden zu erschrecken, öffnete sie die Tür und spähte ins Zimmer. Die dunkelblauen Vorhänge waren zugezogen und sie atmete das erste Mal den Babygeruch ihres Kindes durch die Nase. Sie roch nach Lilien. Es war nur ein ganz schwacher Duft, aber Cass wusste sofort, dass es der von Carmen war. Zum Glück roch sie nicht wie Cass. In ihrer Kindheit und frühen Jugend hatte sie schwere Komplexe wegen ihres Wolfsgeruches gehabt. Diese wurden so schlimm, dass sie sich sogar einer Operation unterzogen hatte, um ihn loszuwerden.
Und dann spürte sie
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