Woelfe der Macht
letzten Zeit festgestellt hatte, dass sich die beiden Frauen besser verstanden als früher. Zumindest gingen sie sich nicht mehr an die Gurgel.
Trotzdem musste Lydia jetzt ihre Hoffnungen begraben haben, die sie hinsichtlich Joshs Gefühle für sie gehegt hatte. Und aus diesem Grund hielt sie hier nichts mehr. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann sie sich auf den Weg machen würde, um ihre Verwandten zu finden.
Er dachte wieder zurück an den Moment, als sie Lydia damals gefunden hatten. Er hatte es nur einer kleinen Nymphe zu verdanken, dass er auf sie aufmerksam geworden war, sonst würde sie wahrscheinlich immer noch in diesem Etablissement vor sich hinvegetieren. Allerdings hatte er erwartet, dass sie ihr neugewonnenes Leben in Freiheit besser nutzen würde, als sich nur zurück zu ziehen und sich vom Rest des Rudels fernzuhalten. Bevor Cass gekommen war, hatte Lydia langsam begonnen, die Gesellschaft der anderen zu suchen. Hauptsächlich die von Josh. Aber er war nie in dieser Art an ihr interessiert gewesen. Sie war ein Mitglied seines Rudels, das beschützt werden musste. Deswegen würde er auch ihre Nachforschungen unterstützen.
»Hast du schon etwas gefunden?« Sie lächelte matt.
»Eine kleine Spur. Ich erinnere mich an ein Wappen. Ein Bekannter aus einer Forengruppe hat mich an einen Experten verwiesen, der sich zurzeit damit beschäftigt.« Josh nickte.
»Das freut mich für dich.« Sie ging an ihm vorbei und heftete den Bericht wieder in einen Ordner, der aufgeschlagen im Regal lag. Wieder erfüllte ihr Duft den Raum. Er war wie der Gesang einer Sirene und Josh schloss kurz die Augen. Sein Körper machte sich selbstständig und der Wolf in ihm folgte der Fährte der Wölfin. Bevor er wusste, was er tat, trat er hinter Lydia und drehte sie zu sich herum.
»Was ...?« Er drückte seine Lippen auf ihre und nach anfänglicher Gegenwehr, ergab sie sich ihm und zog ihn an ihren warmen Körper. Heiße Erregung durchzuckte seinen Körper und er verlor sich in der wilden Raserei des Wolfes.
Cass schloss das letzte Buch und legte es auf den kleinen Stapel zu den anderen Büchern. Komisch. Es stimmt alles. Warum hatte Lydia gestern gemeint, sie hätte einen Fehler gefunden? Cass stand auf, nahm die Bücher in den Arm und verließ die Bibliothek. Ich frag sie einfach nach dem Fehler. Ihr Umgang miteinander war mittlerweile so gut, dass sie sogar schon einmal gemeinsam über einen Witz lachen konnten. Ein echter Fortschritt.
Außerdem hatte Lydia ein gutes Händchen für Finanzen, was sie in Cassandras Augen wieder etwas auf dem Treppchen der Nettigkeit steigen ließ. Jetzt war sie schon fast auf einer Stufe mit einem ihrer Ex-Freunde. Noch nicht perfekt, aber ausbaufähig.
Als sie vor Lydias Zimmer stand, klopfte sie an und öffnete die Tür, ohne eine Antwort abzuwarten. Normalerweise war Lydia immer allein. Sie hatte schon mehrfach gesagt, dass Cass nicht unbedingt anklopfen müsste, es aber gern weiterhin machen konnte, wenn sie sich so wohler fühlte. Also hatte es sich Cass zur Gewohnheit gemacht, erst anzuklopfen, aber dann gleich ins Zimmer zu gehen, ohne eine Antwort abzuwarten. Immerhin waren sie beide Frauen.
»Lydia? Ich hab die Bücher ...« Wie sie zum Bett sah, bemerkte sie einen Mann darin, der lustvoll stöhnte. Oh. Lydia hatte Besuch. Bisher hatte Cass noch nie einen Mann bei Lydia gesehen. Die Hitze der Scham fuhr ihr in die Wangen und sie wäre am liebsten im Erdboden versunken. »Tut mir leid. Ich wusste nicht ...« In diesen Moment drehte sich der Mann erschrocken um und Cass ließ die Bücher fallen.
Nein! Verzweifelt versuchte sie, das Gesehene zu verarbeiten und es sich zu erklären, aber es gelang ihr nicht. Eine Welle der Hilflosigkeit brach über ihr zusammen und drohte sie unter sich zu begraben. Die Endtäuschung schnitt sich wie ein scharfes Messer quer durch ihr Herz und ließ es blutend zurück. Sie hatte noch nicht einmal mehr die Kraft, etwas zu sagen oder ihn wenigstens anzuschreien.
Sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte zur Treppe. Als sie unten ankam und Richtung Tür bewegte, stellte sich ihr Emily in den Weg.
»Hallo Cass. Ich muss dann noch wegen des Kellers mit dir reden. Wann hast du Zeit?« Cass schüttelte verzweifelt den Kopf und versuchte sich an ihr vorbei zu drängen. Doch Emily bemerkte ihre Abwesenheit. Ihren Schockzustand. »Was ist denn los?«
Dann hörte sie vom Treppenabsatz Schritte und sah hoch. Josh knöpfte sich gerade seine
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