Woelfe der Macht
Hose zu und schrie: »Cassandra! Warte! Ich kann das erklären.« Emily wusste sofort, was vorgefallen war. Schon viel zu oft hatte sie das bei ihrem Vater gesehen.
Sie trat zur Seite und ließ Cassandra durch. Diese hastete zur Tür und verschwand, ohne einen weiteren Blick auf Josh zu werfen. Als dieser unten am Treppenabsatz angekommen war und vor Emily stehen blieb, blaffte er seine kleine Schwester wütend an: »Warum hast du sie gehen lassen?« Aber Emily wich nicht zurück.
»Wenn du nicht mein Bruder wärst, würde ich dich auf der Stelle in der Luft zerfleischen.« Sie schubste ihn ein Stück von sich weg. »Was hast du dir dabei gedacht? Mit wem hat sie dich erwischt? Mit einem der Dienstmädchen?« Josh ging ein paar Schritte zurück und sah zu Boden. Etwas Unverständliches entwich seinem Mund. »Ich habe dich nicht verstanden.«
»Verflucht! Ich hab mit Lydia geschlafen.« Emily erstarrte. Dann ging sie auf ihn zu und gab ihm eine schallende Ohrfeige. Ihre Hand feuerte wie verrückt und sie hoffte wirklich sehr, dass er den Schmerz auch spürte.
»Bist du komplett wahnsinnig geworden? Du gehst mit der Frau ins Bett, die von Anfang an versucht hat, dich und Cass auseinander zu bringen?« Sie schubste ihn immer weiter, bis er gegen die Wand gedrückt wurde. »Weißt du, was das für Cass bedeutet?« Sie ballte die Hand zur Faust und trommelte auf seine Brust ein. »Sie liebt dich und hat unter Schmerzen dein Kind geboren, wäre dabei fast gestorben und du betrügst sie mit ihrer Nebenbuhlerin? Ich sollte dich auspeitschen lassen. Vierteilen!«
Josh sagte nichts. Es lag ihm auf der Zunge zu erwidern, dass er seit Monaten keinen Sex mehr gehabt hatte. Dass er sich einen Sohn wünschte. Dass er sich eine ganze Schar von Kindern wünschte. Aber das würde seine gegenwärtige Lage nicht verbessern.
Er sah sehnsüchtig auf die Tür und hoffte, dass Cassy keine Dummheiten begehen würde. Sobald er seine Furie von Schwester los geworden war, würde er sich auf die Suche machen. Immerhin war Derek noch da draußen und bei ihrem Glück würde sie ihm direkt in die Arme laufen.
11. Kapitel
Als sie weit genug vom Herrenhaus entfernt war, wurde ihr Rennen zu einem Joggen und schließlich zu einem raschen Spaziergang. Sie war Hals über Kopf geflohen. Das Gesehene wollte immer noch nicht in ihren Kopf. Wie konnte Josh ihr das nur antun? Er hatte ihr Treue geschworen. Und sie war auch noch so dumm gewesen, es zu glauben. Sie schalt sich selbst eine Idiotin.
Erschöpft ließ sie sich auf eine Bank nieder und lehnte sich an. Sie kramte in ihren Hosentaschen nach etwas, aber sie hatte nur etwas Kleingeld dabei. Kein Handy, keinen Ausweis, nichts . Sie ging zur nächsten Telefonzelle und wählte Annikas Nummer. Niemand ging ran.
Richtig. Sie war mit Jeanette wegen eines Hexen-Kongresses in Los Angeles und würde erst morgen Nachmittag zurückkommen. Sie legte den Hörer wieder auf. Außerdem konnte sie ihre beste Freundin nicht um Obdach bitten, immerhin wohnte sie auch nur bei ihrer Cousine. Und diese war schon allein von Annikas Anwesenheit nicht sonderlich begeistert.
Dann suchte sie im Telefonbuch nach Williams Nummer. Aber er hatte wohl schon Feierabend. Zumindest ging im Büro niemand ran. Und seine Privatnummer stand nur in ihrem Handy. Im Telefonbuch hatte er sie nie eintragen lassen. Das machten die wenigsten Anwälte.
Was sollte sie nun machen? Sie kam nicht an ihr Geld, hatte keine Übernachtungsmöglichkeit und auch keine Wechselsachen dabei. Tränen stiegen ihr in die Augen, weil sie plötzlich so hilflos war. Sie würde nicht ins Herrenhaus zurückgehen. Soll Josh doch weiter mit Lydia schlafen. Es war ihr egal. Sie würde er nicht mehr wieder sehen.
Gleich morgen würde sie mit William über eine Scheidung sprechen und sich etwas Geld holen. Sie lehnte sich gegen die Wand der Telefonzelle. Es wurde schon dunkel. Schräg gegenüber war ein Hotel, das Einzige in Alexandria. Ob sie den Hotelier dazu überreden konnte, ihr eine Nacht Kredit zu geben? Sie würde morgen an ihr Geld kommen und könnte alles bezahlen. Sie stieß sich von der Wand ab und ging zum Hotel.
Alexej Wolkow wollte sich gerade auf den Weg machen, um seine Tochter im Nachtleben von Alexandria zu suchen. Zu diesem Zweck wollte er sich an der Rezeption ein Taxi rufen lassen, als er eine hübsche junge Frau dort stehen sah. Sie stritt sich mit dem Hotelier. Lautstark.
Anscheinend war sie beraubt worden und brauchte
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