Woelfe der Macht
Antwort ansetzen wollte, veränderten sich ihre Augen. Ihre Pupillen wurden zu schlitzen und das Grün schien noch mehr zu leuchten als sonst. Als sie bei der Tür angekommen waren, öffnete Cass diese und stieß Josh in den Gang.
»Das nächste Mal wird mehr Blut fließen. Viel mehr!« Als sie die Tür ins Schloss geknallt hatte, tastete er mit seiner Hand nach seinem Hals. Die Wunde brannte etwas, war aber nicht tief.
Ihre Augen gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf. Und ihre Kraft. Was war passiert? Die Aura der Wölfe konnte keinem solche Macht verleihen. Und Cassandra war noch dazu ein Welpe, was diese ganzen übernatürlichen Sachen anging. Sie konnte ja noch nicht einmal einen Wolf riechen, geschweige denn so gut hören wie einer.
Cass brauchte zwei geschlagene Stunden um sich zu beruhigen und eine Flasche Lavendelwein, die Alex vorgestern besorgt hatte. Nun saß sie auf dem Fensterbrett und starrte auf das dunkle Wasser des Potomak-Rivers, dass durch ein paar Lampen beleuchtet wurde.
Sie verfluchte sich, dass sie so dumm gewesen war, nicht von Anfang an auf Lydia gehört zuhaben. Sie hatte ihr gesagt, dass sich Josh nie mit nur einer Frau zufriedengeben würde. Cassandra war nur eine gute Partie gewesen. Die blaublütige Tochter aus gutem Haus. Für eine Weile interessant.
Sie erinnerte sich an die wenigen historischen Liebesromane, die sie gelesen hatte. Annika hatte sie ihr aufgedrängt. In ihnen war fast immer von einer Ehe ohne Liebe die Rede, der Mann nahm sich neben der Ehefrau eine Geliebte. Eine Kurtisane. Josh hatte von Anfang an geplant, ihr nicht treu zu sein, das wusste sie jetzt. Warum sonst hatte er Lydia nicht in ein anderes Rudel geschickt?
Sie merkte erst, wie sehr sie sich schon wieder aufregte, als sie das Weinglas in ihrer Hand zerdrückte. Die Scherben schnitten in ihr Fleisch und sie sah die dicken roten Blutstropfen an, die zusammen mit dem Wein ihre Hand herunter liefen. Dieser Anblick ließ die gesamte Wut in ihr frei.
Sie sprang leichtfüßig von der Fensterbank und schleuderte die Flasche gegen die Wand. Dann schlug sie auf den kleinen Beistelltisch ein, der neben dem Sessel stand. Er ging zu Bruch, genau wie der Sessel, der Stuhl und der Fernseher. Ihre Wut bekam die Oberhand. Oder war es der Wolf in ihr? Sie wütete durchs Zimmer, kam zum Bett und zeriss die Kissen, sodass Federn um sie herum durch die Luft flogen.
Plötzlich wurde sie von hinten gepackt.
»Sch. Ganz ruhig.« Sie drehte und wand sich in Alexejs Armen und konnte sich schließlich zu ihm herumdrehen. In ihrer grenzenlosen Wut kratzte und schlug sie um sich, doch er behielt seinen festen Griff bei.
»Beruhig dich!« Sie sah sich nach einer Fluchtmöglichkeit um, wie ein wildes Tier, das in der Falle saß. Dann erblickte sie ihr Spiegelbild. Ihre Haare waren wild durcheinander, ihre Wangen gerötet, ihr Blick starr und wild. War sie das wirklich? Ihre Augen sahen so fremd aus.
Ihr Körper erschlaffte in Alexejs Armen und ihr Kopf fiel an seine Brust. Er hob sie hoch und trug sie zum noch unversehrten Sofa. Dort setzte er sie hin und schlang ihr eine leichte Fleecedecke um die Schultern. Dann ging er ohne ein Wort aus dem Zimmer.
Sie starrte auf ihre Hände. Wie konnte so was nur passieren? Wie konnte sie dermaßen die Beherrschung verlieren? Sie schämte sich. Was dachte Alex jetzt wohl von ihr? Er war einfach wieder gegangen. Ohne ein Sterbenswörtchen. Nach etwa zehn Minuten kam er mit einer Tasse ins Zimmer.
»Hier trink das!« Kaffee! Sie zog das Aroma in sich ein und fühlte sich gleich besser. Obwohl er recht heiß war, trank sie die Tasse mit einem Zug leer.
»Danke.« Sie wollte gerade die Tasse auf den Tisch stellen, als sie bemerkte, dass dieser nur noch Kleinholz war. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie sich im Zimmer um. Ein Schlachtfeld. Alex nahm ihr die leere Tasse aus der Hand und verband anschließend vorsichtig die Schnitte, die das Glas verursacht hatte.
»So. Nun erzähl mal, wieso du dein Zimmer zerstört hast.« Seine Stimme klang eher belustigt als böse. Verwirrt sah sie ihn an.
»Ich hab ... wohl etwas zu viel getrunken und dann ... hab ich mich geärgert.« Er tätschelte tröstend ihren Kopf. Josh wollte sie nicht erwähnen. Sie schämte sich irgendwie. Und doch war sie stolz auf sich, dass sie ihn ganz allein aus dem Zimmer schmeißen konnte. Aber was würde Alex jetzt von ihr denken?
»Du bist etwas unausgeglichen. Was solls?« Sie stöhnte entnervt auf. Dieser Mann
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