Woelfe der Macht
zum Glück etwas beruhigt. Es war sogar so, dass nichts sein entspanntes Grinsen aus dem Gesicht weichen ließ. Er war zufrieden. Sie komischerweise auch. Sie hätte sich nie vorstellen können, dass sie mal für einen Mann so viel empfinden würde. Erik, der neben ihr saß, verspannte sich etwas und atmete schließlich tief ein.
»Hör mal, Josi. Ich weiß, dass dir das Campen und Herumfahren gefällt, aber ich muss irgendwann wieder nach Hause, zu meinem Rudel.«
»Ich weiß. Das Gleiche wollte ich auch gerade sagen. Das Lotterleben hier war wirklich toll, so ganz ohne Verpflichtungen und so. Aber ich sollte wohl auch langsam wieder nach Hause. Mein Dad und meine Brüder werden schon sauer genug sein.« Erik lächelte sie liebevoll an.
»Du kannst auch bei uns bleiben. Also bei mir, um genauer zu sein.« Wieder das Thema, dass sie in den letzten Tagen vermieden hatte. Sie war schrecklich in ihn verliebt, aber ihr Vater würde das nie akzeptieren.
»Ich weiß. Aber ich muss zuerst mit meinem Dad sprechen. Und das geht am besten in Russland, weil ich da einfach abhauen kann, wenn er Streit anfängt.« Sie kicherte. »Ich hoffe nur, er und meine Brüder kommen nicht hierher und fangen mit dir oder deinem Rudel Streit an.«
»Selbst wenn. Du bist es wert zu kämpfen.« Sie strich ihm liebevoll über die Wange und küsste ihn dann leidenschaftlich. Vielleicht sollte sie seinen Vorschlag annehmen. Dieser Mann war perfekt für sie. Sie liebte ihn. Was sprach also dagegen?
Es klopfte mehrmals an Cassandras Tür und sie quälte sich von der bequemen Couch. Alex hatte ihr ein paar Kniffe mit dem Dolch gezeigt, nachdem sie etwas Selbstverteidigung trainiert hatten. Dann hatte er wie von Zauberhand ein Schwert hervorgeholt und ihr ein Zweites gegeben.
Cassandra war sich sicher, dass er in Verbindung mit schwarzen Mächten stand. Aber dann hatte er ihr erklärt, dass der hiesige Schmied ein Wolf war und in seinem Waffenschrank das eine oder andere Schwert gebunkert hatte, falls mystische Kunden Probleme machten. So war er schnell und anscheinend auch recht preisgünstig an neue Schwerter gekommen. Wenn er wieder nach Russland flog, musste er sie allerdings hier lassen.
Er hatte Cass erzählt, dass Josi einen Satz kleiner Wurfdolche besaß, die er ihr zum zweihundertsten Geburtstag geschenkt hatte. Sie waren aus Silber, welches Material auch sonst, und Josi nahm sie normalerweise überall hin mit. Dafür deklarierte sie die Dinger als Kunstgegenstände, die zu verschiedenen Ausstellungen geflogen werden mussten. Diese Formalitäten dauerten selbstredend ein oder zwei Tage, und diese Zeit hatte Josi bei ihrer kleinen Reise anscheinend nicht gehabt, denn die Dolche waren immer noch in Russland. Ein weiteres Indiz für Alexej, dass seine Tochter Hals über Kopf geflogen war.
»Ich bin gleich da.« Das waren sicher die Zimmerleute, die das Chaos ihres kleinen Ausrasters beseitigen sollten. Nach ein paar Sekunden öffnete sie die Tür und starrte die Person an, die davor stand. »Was willst du hier?« Lydia sah sie angespannt an und Cass ahnte schon, was jetzt kommen würde.
»Ich wollte mich entschuldigen und gleichzeitig verabschieden.« Cass sah den reuigen Gesichtsausdruck und ließ sie nach ein paar Momenten des Schweigens schließlich herein. Lydia trug ein cremefarbenes Kostüm, das ihr sehr gut stand. Es schmeichelte ihren Rundungen und ließ sie trotzdem züchtig aussehen. Ihre Haare waren zu einem Haarknoten an ihrem Hinterkopf zusammengebunden. Im Herrenhaus hatte sie zwar auch immer recht zugeknöpft ausgesehen, aber mehr Selbstvertrauen an den Tag gelegt.
»Hat Josh dich geschickt?« Lydia schüttelte den Kopf und sah sich im Hotelzimmer um. Als sie die zerstörten Möbel in der Ecke stehen sah, wurde sie etwas blass, riss sich aber im nächsten Moment wieder zusammen. Sie drehte sich zu Cass herum und starrte auf den Boden.
»Ich schäme mich so. Ich hätte es nie zulassen dürfen.« Wer es glaubt! Sie hatte von Anfang an vorgehabt, Josh zu vögeln. Wer weiß, wie lange sie es schon miteinander trieben. Erneut kämpfte sich die Wut in ihrem inneren empor und Cass musste sich stark zusammenreißen, um nicht wieder die Kontrolle zu verlieren.
»Glaubst du, damit wäre alles wieder gut?« Lydia starrte weiterhin den Boden an.
»Nein. Es wird nie wiedergutzumachen sein. Aber ich wollte mich trotzdem bei dir entschuldigen, bevor ich gehe.« Sie unterbrach sich kurz und Cass wollte fragen, wohin sie ging,
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