Woelfe der Macht
erwischt.«
»Wobei?« Auch Erik hatte schon mehr als genug Eskapaden seines Vaters erlebt, um Joshs schuldbewussten Gesichtsausdruck richtig zu deuten. »Ist das dein Ernst?«
»Ich weiß nicht, wie es passieren konnte. Ich hatte nur noch ihren Duft in der Nase und dann lag sie auch schon unter mir.«
»Wer?« Erik würde wahrscheinlich genau so reagieren wie Emily.
»Lydia.« Erik stöhnte gequält auf und bedeckte sein Gesicht mit seinen Händen.
»Josh! Das kann doch nicht dein Ernst sein. Ausgerechnet Lydia. Die Zwei hassen sich wie die Pest und du schläfst auch noch mit ihr? Was ist mit Cass? Hat sie dich raus geschmissen?« Wenn es nur so einfach wäre. Dann wüsste er immerhin, dass sie in Sicherheit wäre. Aber so wie es gegenwärtig war, machte er sich ständig Sorgen um sie.
»Sie ist ins Hotel gezogen und hat die Scheidung eingereicht.« Dass sie sich mit seinem Erzfeind angefreundet hatte, ließ er mal lieber unerwähnt.
»Geschieht dir ganz recht.« Trotzdem schien er ihm nicht all zu böse zu sein. Hatte das etwas mit dem kleinen, zierlichen Geschöpf neben ihm zu tun? Sie tippte immer noch etwas in ihr Handy und wirkte völlig konzentriert.
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19. Kapitel
Als Cassandra schließlich aus ihrem Dämmerzustand aufschreckte, klammerte sie sich an ihre Decke. Verwirrt sah sie sich um. Warum lag sie im Bett? Vor allem beschäftigte sie die Frage, wie sie überhaupt in das Bett gekommen war.
Sie versuchte den Tag zu rekonstruieren und erinnerte sich wieder an Lydia. Sie hatte sich entschuldigt und gleichzeitig verabschiedet. Und dann hatte sie unbeabsichtigt die Bombe platzen lassen. Ja, sie wusste wieder, warum sie sich wie eine leblose Puppe gefühlt hatte. Neben ihr kam Alexej aus dem Bad und registrierte erleichtert, dass sie wieder aufgewacht war.
»Was ist passiert? Die Zimmerleute sind nicht rein gekommen und haben beim Hotelier angerufen. Der hat mich informiert, weil er dachte, du wärst in meinem Zimmer.« Cass umfasste die Decke so stark, dass ihre Knöchel weiß hervor traten.
»Ich ... ich ...« Tränen liefen wie kleine Sturzbäche über ihre Wangen. Diese immense Traurigkeit, die sie vorher unterdrückt hatte, brach sich jetzt wie eine Flut den Weg durch sämtliche Dämme. Alexej setzte sich sofort neben sie und zog sie in seine Arme. Er war so schön warm und sie selbst fühlte sich, als bestünde sie nur noch aus Eis. War das ein Schock, den sie hatte?
»Schhh. Beruhig dich.« Er redete behutsam auf sie ein und strich ihr immer wieder sanft über die Haare.
»Ich wollte immer viele Kinder haben. Eine große Familie. Viele kleine Kinder, die ich lieben kann.« Sie schluchzte immer wieder, sodass sie sich selbst kaum verstand. Alex nahm ihr verheultes Gesicht in die Hände und zwang sie, ihn anzusehen.
»Du wirst einen anderen Mann finden, mit dem du Kinder bekommen kannst.« Sie schüttelte entmutigt den Kopf. Er dachte wahrscheinlich, dass sie Josh nachtrauerte. Nein. So dumm war sie nicht. Ihm würde sie keine einzige Träne mehr nachweinen.
»Ich darf nicht. Ich darf nicht mehr schwanger werden.« Alexej sah in ihre leeren Augen, als erwartete er, darin eine Antwort zu finden.
»Wer hat dir denn diesen Unsinn erzählt?« Vor sich hin starrend erwiderte sie: »Bei Carmens Geburt wäre ich beinahe gestorben. Sie haben es mir nicht gesagt! Sie haben es mir nicht gesagt!« Wieder schüttelte sie ein Weinkrampf. Alexej zog sie auf seinen Schoß und wiegte sie vor und zurück, damit sie etwas zur Ruhe kam. Es funktionierte. Sie fühlte sich geborgen bei ihm. Er verstand sie. Und sein Duft, zusammen mit seiner Körperwärme, waren wie ein Beruhigungsmittel.
»Das ist doch kein Weltuntergang. Es gibt so viele Kinder, die allein sind und eine Mutter brauchen. Du kannst auch andere Kinder als deine eigenen erziehen.«
»Das wäre nicht das Gleiche.« Alexej wartete, kurz bevor er sagte: »Josephine ist auch nicht mein leibliches Kind. Ich habe sie damals in der Burg einer meiner Feinde gefunden. Er hat sie gequält und beinahe getötet. Ich hab sie als meine Tochter aufgenommen und genau so erzogen als wäre sie mein eigenes Fleisch und Blut.« Sie sah ihn an und ihre Tränen versiegten langsam. Richtig. Er hatte seine leibliche Tochter verloren. Sie wollte nicht mehr über so traurige Sachen reden oder nachdenken.
»Wir sollten weiter nach ihr suchen.« Er sah sie forschend an und nickte schließlich.
Erik blickte immer wieder von seinem Bildschirm zu Josi,
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