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Wölfe und Kojoten

Wölfe und Kojoten

Titel: Wölfe und Kojoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Minuten.
    Der Volvo kam die Auffahrt herunter und
bog in Richtung Stadt ab. Ich ließ ihm einen guten Vorsprung, startete dann und
folgte ihm. Der Volvo passierte, ohne das Tempo zu verringern, die einzige
Kreuzung von Blossom Hill, fuhr über Landstraßen zur California 74 und bei San
Juan Capistrano auf die Interstate 5. Ich folgte ihm in südlicher Richtung an
San Onofre und Oceanside, an Carlsbad, den State Parks und den kleinen
Badeorten am Meer vorbei über Del Mar und die Rennbahn bis nach San Diego
hinein. Bei Beginn der Dämmerung schaltete ich die Scheinwerfer ein und
verringerte den Abstand zwischen uns. Inzwischen hatten wir Chula Vista
erreicht, und mir kam der Verdacht, daß sie zur Grenze wollten. Ich fuhr noch
weiter auf, so daß ich die Insassen genauer sehen konnte. An der Kopfform
erkannte ich Ann Navarro und Diane Mourning.
    Bei San Ysidro tauchten wieder die
Warnschilder auf, die ich auch in San Onofre gesehen hatte. Ein hoher
Maschendrahtzaun trennte den Freeway von der Parallelstraße. Der obere Rand war
durch die vielen Kletterversuche umgebogen und zerlöchert. Im Graben zwischen
Zaun und Fahrbahn liefen sechs Latinos im Gänsemarsch Richtung Norden. Der
abendliche Strom der Illegalen ins Land hatte begonnen.
    Der Volvo fuhr zügig an der letzten
Ausfahrt auf amerikanischer Seite vorbei. Vor uns war bereits die Grenzstation
mit dem blauen Schriftzug »Mexico« über den sechs Durchfahrten zu erkennen. Die
vier Fahrspuren verengten sich auf zwei und fächerten sich dann wieder auf. Es
herrschte wenig Verkehr, so daß man kaum das Tempo drosseln mußte. Ich ließ
drei Wagenlängen zwischen dem Volvo und mir und setzte mich hinter einen
Camper. Die mexikanischen Grenzbeamten warfen nur einen flüchtigen Blick auf
die Fahrzeuge und winkten sie dann durch.
    Plötzlich wurde mir bewußt, daß ich
nicht weiterkonnte.
    Zwar wäre es kein Problem, mit dem
Wagen nach Mexiko hineinzukommen, denn die mexikanischen Behörden interessiert
es nicht, wer man ist oder was für einen Wagen man fährt. Für kurze Reisen nach
Baja braucht man keine Einreisepapiere. Doch auf der Rückfahrt würden mir am
US-Zoll eine Menge Fragen gestellt werden, wegen meines Leihwagens, dessen
Papiere eindeutig besagten: »Dieses Fahrzeug darf nicht nach Mexiko eingeführt
werden.« Dieser Satz stand in großen roten Lettern quer über die erste Seite
des Vertrags gestempelt.
    »Verdammt!« Frustriert trommelte ich
mit den Fingern auf das Lenkrad. Vor mir passierte der Volvo die Grenze. Ich
blinkte, ordnete mich nach links ein und fuhr auf die Ausfahrt mit der
Bezeichnung »Wendeschleife in die USA« zu. Hinter mir hupte ein erboster
Fahrer. Ich ignorierte ihn und fuhr weiter. Dabei sah ich wieder den Volvo, der
jenseits der Grenze beschleunigte. Dann bog ich zur Ausfahrt ab, verließ den
Freeway und fuhr auf dem San Ysidro Boulevard nach Norden.
    Diane Mourning und Ann Navarro fuhren
also zusammen nach Baja California. Warum? Was verband die beiden? Sehr
vertraut waren sie nicht miteinander, das hatte ich erkennen können. Aber
Feindseligkeit war mir genausowenig aufgefallen, nur eine gewisse Wachsamkeit.
    Eine Hupe unterbrach meine
Gedankengänge. Ein Porsche, dem ich den Weg abgeschnitten hatte, röhrte an mir
vorbei, und sein Fahrer zeigte mir einen Vogel. Meine Hände umfaßten nun fest
das Lenkrad, und bis La Jolla konzentrierte ich mich auf die Straße. Diese
automatische Tätigkeit half mir über den Ärger hinweg, daß ich die beste Spur
dieses Tages verloren hatte. Auf dem Weg zum La Encantadora hielt ich an einem
Einkaufscenter und kaufte mir Kaffee, Belag für ein paar Sandwiches, einen
Feinkostsalat und eine Flasche gut gekühlten Weißwein.
    Im Bungalow stand die Hitze des Tages.
Ich öffnete mehrere Fenster und ließ die kühle Brise herein, die aus der Bucht
herüberwehte. Ich war noch zu angespannt, um zu essen. Daher goß ich mir nur
ein Glas Wein ein und setzte mich an den kleinen Schreibtisch. In der Schublade
lagen ein paar Blätter Briefpapier, ebenfalls aus dem Hotel Del stibitzt. Ich
nahm sie heraus und fing an zu kritzeln.
    »Welche Beziehung zw. Navarro und D.
Mourning? Die Männer? Warum Baja? Wo ist Brockowitz? Wer ist der Mann im
Leichenschauhaus? Wo ist sein Jeep? Was war mit Hys Leihwagen? Avis anrufen.
Wurde Hys Kreditkarte seit dem Bali Kai benutzt? Kate anrufen.«
    Dann zeichnete ich ein Diagramm mit den
Namen Brockowitz, Navarro, T. Mourning, D. Mourning und Hy, kreiste die Namen
ein und

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