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Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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wenn du es genau wissen willst.«
    »Was wolltest du überhaupt da drüben?«
    »Ist doch jetzt egal, oder?«
    In Klaras Lächeln lag eine Spur Herablassung, als sie ihn stehenließ und in Richtung Zwinger verschwand. Robin fror. Er machte ein paar ziellose Schritte, wobei er auf Zehenspitzen lief und sich bemühte, nicht auf die Ritzen im Pflaster zu treten. Als Kind hatte er in der Manier dieser Zwangshandlung Kilometer zurückgelegt. Das Licht sprang an, und er bemerkte, daß er vor den Gargoyles stand, etwa an der Stelle, wo der Tote gestern abend gelegen hatte. Schnell bewegte er sich weiter. Man konnte nie wissen.
    Klara kam zurück. Es war ein respekteinflößendes Bild, sie und die vier Wölfe vor dem Hintergrund der zarten Morgendämmerung. Für einen Moment wurde Robin wieder bewußt, was es war, das ihn an Klara fasziniert hatte: Die Wildheit und die Zähigkeit, mit der sie eine Idee verfolgte und ein Vorhaben durchführte, ganz gleich, was sich ihr in den Weg stellte. Sie ist zu stark für mich, dachte er. Sie braucht jemanden, der mit ihr Schritt hält, nicht einen, der hinterhertrottet.
    Klara betrat das Gästehaus und horchte, aber natürlich war nun alles ruhig.
    »Ich schwöre dir, da war was. Ganz laut.«
    Sie nahm den Haken und ließ die Treppe herab. Sie stieg die Stufen hinauf, bis ihr Oberkörper in dem Ausschnitt verschwand. Mit einer Taschenlampe leuchtete sie den Raum aus. Dann kam sie herunter.
    »Drago, Shiva, Ruska, Merlin …« Klara klopfte an die Treppe. »Hopp!«
    Robin staunte, wie geschickt Drago die Treppe nahm, die eigentlich nur eine bessere Leiter war. Die beiden Weibchen folgten, Merlin kam als letzter.
     Das Klackern ihrer Krallen auf dem Bodenbelag klang ähnlich wie das Geräusch vorhin, nur viel lauter. Das Getrappel wurde hektisch, Krallen wetzten, es knurrte und fauchte, dann kehrte rasch Ruhe ein, man vernahm nur noch intensives Schnüffeln. Klara stieg hinauf. Robin hörte, wie sie die vier lobte. Der Abstieg war für die Tiere nicht einfach, Klara löste das Problem, indem sie sie der Reihe nach in ihre Arme springen ließ. Sie wurde dabei von Drago und Ruska umgeworfen, aber schließlich waren alle vier sicher gelandet. Klara schickte sie auf den Hof und sagte zu Robin. »Komm mit rauf, du Geisterjäger.«
    Robin folgte ihr. Der Strahl der Taschenlampe irrte durch das Dunkel. Das Dach des Schuppens war als einziges nicht erneuert worden, und der Fußboden bestand aus alten, krummen Holzdielen. Der langgezogene Raum war leer, bis auf einen Stapel dicker Bretter aus glattgehobeltem Eichenholz. Klara beleuchtete erst den Holzstoß und dann einige kleine, schwarze Kothaufen daneben.
    »Ein Marder. Er ist entwischt, wahrscheinlich durch diese Lücke da.« Sie leuchtete auf einen Spalt zwischen Boden und Dach, durch den Robins Einschätzung nach höchstens eine Ratte gepaßt hätte. »Marder bewegen sich hüpfend. Und wenn sie aufgeregt sind, dann keckern sie. Als Landbewohner sollte man so was wissen.« Sie stiegen wieder hinunter.
    »Was Hannes wohl mit dem Holz da oben vorhat?« lenkte Robin ab.
    »Ich glaube nicht, daß es von Hannes ist. So weit ich mich erinnere, war es schon da. Das wird das Notholz sein.«
    »Das was?«
    »Das Notholz. Auf einsamen Dörfern Niedersachsens gab es den Brauch, Holz für den eigenen Sarg oder den der Familienmitglieder auf dem Hausboden aufzubewahren. Meistens waren es solche mächtigen Eichenbohlen. Nur wenn tatsächlich ein Todesfall eintrat, durfte von diesem Haufen genommen werden.«
    »Aha«, sagte Robin beeindruckt.
    Klara pfiff ihre Meute heran: »Um sieben bin ich zurück. Dann fahren wir zu Arnes Hof.«

V.
     
    Sie stiegen in den Keller. Klara ging voran. »Wir tragen ihn hinten raus. Da komme ich mit dem Wagen gut ran, und wir müssen ihn nicht durch den ganzen Flur schleifen.«
    Der Kellerausgang führte durch die ehemalige Waschküche, in der jetzt die Waschmaschine und der Trockner standen. Es war eine dicke Eichenholztüre am Fuß einer gemauerten Außentreppe. Der Schlüssel hing an der Wand neben der Tür, wo ihn Klara nun wegnahm und ins Schloß steckte.
    »Komisch«, murmelte sie. »Warst du hier unten?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Es war nicht abgeschlossen, verdammt.« Klara zog die Stirn in Falten.
    »Was ist daran so schlimm?«
    »Schlimm ist, daß jeder hier ein und aus gehen konnte, wenn wir nicht da waren. Womöglich bis in unsere Wohnungen, oder schließt du deine immer ab?«
    »Nein, eher selten. Ich habe

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