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Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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ihr Gespräch mit.
    »… so eine Art Rambo in Strapsen. Actionserie.«
    »So was wie Lara Croft?«
    »Ey, keine Ahnung. Aber den ganzen Tag rennen schon rudelweise die schärfsten Weiber rum.«
    »Mensch, die hätte ich auch gerne gesehen.«
    »Aber auf unsereins stehen die ja doch nicht.«
    »Stülp dir doch ’ne Robe über, damit schleppst du sie reihenweise ab.«
    »Ach, nee. Lieber nicht. Bei dem Verschleiß hätt’ ich Angst, daß er mir eines Tages abfault.«
    Sardonisches Gelächter, einer stand auf, trug sein Geschirr zur Ablage und ging. Die anderen beiden zündeten sich Zigaretten an und schwiegen. Offenbar konnten sie nur eines, reden oder schauen, und im Moment war letzteres gefragt, denn es kamen kurz nacheinander zwei der Mädchen herein, von denen gerade noch die Rede gewesen war. Sie blickten wie Kamele in die Runde, leerten rasch ihr stilles Wasser und stöckelten dann wieder aus der Caféteria. Als es nichts mehr zu gaffen gab, drückten die beiden Männer ihre Kippen aus und verließen den Raum. Barbara holte sich noch einen Café latte. Hinter der Theke lehnte ein Mädchen mit blauen Haaren und rauchte. Wäre ich Raucherin, dachte Barbara, dann würde ich jetzt vor Wut eine nach der anderen qualmen. Sie wußte, daß Hannes vielen Versuchungen ausgesetzt war und vielleicht hin und wieder einer davon erlag, aber daß er schon beim Personal als Casanova verschrien war, schockierte sie. Jetzt war auch klar, warum er sie nie hier in Hamburg haben wollte, und warum er sie nie mitnahm, wenn der Sender eine Party gab. Erschöpft von der kurzen Nacht und der eben gewonnenen Erkenntnis stützte sie das Kinn auf ihre verschränkten Arme und beobachtete, wie sich die Blasen im Milchschaum ihres Getränks langsam auflösten. Eine Metapher auf ihr Leben, würde Robin sagen, in dem gerade eine Illusion nach der anderen platzte.
     »Hallo! Entschuldigen Sie? Möchten Sie noch etwas trinken?«
    Barbara hob erschrocken den Kopf. Sie wußte nicht, wie lange sie so vor sich hingestarrt hatte. Die Lichter am Kaffeeautomaten waren erloschen. Die Angestellte mit den blauen Stoppelhaaren wischte den Tisch ab. Außer ihnen beiden befand sich niemand im Raum.
    »Die Caféteria schließt nämlich jetzt gleich.«
    »Nein, ich möchte nichts mehr«, sagte Barbara und stand hastig auf. Prompt wurde ihr schwindelig, sie mußte sich an einer Stuhllehne festhalten.
    »Fühlen Sie sich nicht wohl?« Die junge Frau sah Barbara besorgt an.
    »Doch, doch. Geht schon.«
    Glaubt bestimmt, ich bin auf Drogen, dachte Barbara und ging rasch hinaus.
    Hannes konnte verstehen, daß Barbara nicht allein auf dem Gut bleiben wollte. Es war ihm sogar ausnahmsweise recht gewesen, als er hörte, daß sie frei genommen hatte und zu ihm nach Hamburg kommen wollte. So hatte er sie wenigstens unter Kontrolle. Er wäre auch nach den beiden Nachmittagsdrehs aufs Gut zurückgefahren, schon um am Morgen den Abtransport des Toten zu überwachen, aber sie hatte unbedingt nach Hamburg kommen wollen. »Ich schlafe keine Nacht mehr dort, so lange dieser Tote im Keller liegt«, hatte sie gesagt.
    Gegen acht Uhr begann er, sich Sorgen zu machen. Er hatte während der letzten halben Stunde schon zweimal versucht, sie zu erreichen, aber ihr Handy war ausgeschaltet, und zu Hause ging auch niemand an den Apparat. Um neun rief sie ihn endlich an. »Ich bleibe hier. Ich glaube schließlich nicht an Gespenster.«
    »Das hättest du dir auch früher überlegen können. Ich habe gekocht. Lasagne.«
    Gut, sie war aus dem italienischen Restaurant, in dem er öfter verkehrte. Aber den Tomatensalat hatte er wirklich selbst gemacht.
    »Du findest sicher jemanden dafür.«
    Ihre Stimme klang hart. Seit dieser Sache gestern nacht war sie verändert. Hoffentlich tat sie nichts Unüberlegtes. »Soll ich lieber nach Hause kommen?« fragte Hannes. Allerdings hatte er schon eine halbe Flasche Tignanello und drei Kognak intus und verspürte im Grunde keine Lust mehr, sich ins Auto zu setzen. Aber notfalls würde ihn eine Prise von dem weißen Pulver schon wieder aufrichten.
    »Nein, ist schon gut. Dann bis morgen.«
    Sie hatte aufgelegt. Hannes nahm die Lasagne aus dem Ofen. Sie sah vertrocknet aus, und er hatte auf einmal keinen Hunger mehr. Er goß sich noch ein Glas Wein ein und öffnete schon mal die zweite Flasche seiner legalen Arbeitsdroge.
    Robin konnte nicht schlafen. Irgendwo hatte er einmal gehört, daß die Geister oder die Seelen der Toten vier Tage und Nächte in

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