Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11
Barnaby.«
Barnaby erstarrte, und seine Hände schlossen sich erneut. Als Milo ihm seinen Ausweis unter die Nase hielt, machte er unwillkürlich einen Schritt zurück.
Milo hielt ihm die Hand hin, und Barnaby ergriff sie zögernd, wie ein Mann, der weiß, dass seine Handflächen
feucht sind. Milo wollte ihn aus dem Lichtkegel ziehen, aber Barnaby sträubte sich. Dann sah er, dass der Parkwächter näher kam, und ging mit.
Als er hinter den knallroten Wagen trat, sah er mich und das Glas in meiner Hand. »Was zum Teufel soll das Ganze? Wegen Ihnen habe ich gerade meinen Job verloren.«
»Mandy Wright.«
Plötzlich blickten die braunen Augen starr. »Was haben denn die Bullen in Los Angeles damit zu tun?«
Milo stellte einen Fuß auf die Stoßstange des Camaro. »Seien Sie vorsichtig«, sagte Barnaby. »Der ist neu.«
»Sie wirken nicht sonderlich verzweifelt wegen Mandy.«
»Natürlich bin ich verzweifelt. Aber was soll ich denn machen, nach so langer Zeit. Und wieso muss ich deswegen rausfliegen?«
»Ich werde mit Giovanne reden.«
»O prima, vielen Dank. Scheiße.Wieso sind Sie überhaupt hergekommen? Sie hätten mich doch auch zu Hause anrufen können, oder?«
»Warum hat Giovanne Sie vor die Tür gesetzt?«
»Hat er nicht, aber er hatte diesen Blick in den Augen. Ich kenne den Blick. Die geben sich die größte Mühe, keine Probleme zu kriegen, und wegen Ihnen bin ich jetzt ein Problem geworden. Und ich habe gerade meinen Mietvertrag unterschrieben.«
Milo deutete mit dem Kinn auf die Eingangstür des Casinos. »Das ist doch um Klassen schlechter als Caesar’s Palace, Ted. Warum sind Sie aus Vegas weg, nachdem Mandy ermordet worden war?«
»Ich hatte... ich war schlecht drauf, wollte niemanden mehr sehen.«
»Und dann haben Sie einfach die Stadt verlassen?«
»Genau.«
»Wo sind Sie hin?«
»Nach Reno.«
»Und danach?«
»Nach Utah. Da stamme ich her.«
»Sind Sie Mormone?«
»Ist lange her - hören Sie, ich habe doch den Bullen in Las Vegas schon alles erzählt, was ich wusste. Und das war so gut wie nichts.Wahrscheinlich ist sie von einem Freier umgebracht worden. Mir hat das nie gefallen, was sie gemacht hat, aber ich war richtig verknallt in sie, deshalb bin ich bei ihr geblieben. Was soll ich Ihnen jetzt erzählen? Und warum interessieren Sie sich überhaupt dafür?«
»Warum sind Sie nicht nach Vegas zurück,Ted?«
»Schlechte Erinnerungen.«
»War das der einzige Grund?«
»Mir hat er gereicht. Ich habe ihre Leiche identifiziert, Mann.« Er schüttelte den Kopf und leckte sich über die Lippen.
»Es hatte nicht vielleicht damit zu tun, dass Sie jemandem aus dem Weg gehen wollten?«
»Wer sollte das denn wohl sein?«
»Mandys Killer.«
»Ein Kunde?Wie kommen Sie denn da drauf?«
»Woher wollen Sie wissen, dass es ein Kunde war?«
»Ich weiß es nicht, aber ich vermute es. Wer soll es denn sonst gewesen sein? Die Mädels werden doch dauernd fertiggemacht - aber wem sag’ ich das? Das wissen Sie ja wohl am besten. Berufsrisiko. Ich habe sie gewarnt.«
»Ist sie schon mal zusammengeschlagen worden?«
»Hin und wieder mal ein paar blaue Flecken. Nichts Ernstes. Bis …« Er rieb sich über den vernarbten Hals.
»Haben Sie eine Ahnung, wer sie schon mal zusammengeschlagen hat?«
»Nee. Sie hat nie irgendwelche Namen erwähnt - das war Teil unserer Abmachung.«
»Was für eine Abmachung war das?«
»Dass ich mich aus ihren Sachen raushalte und sie dafür mit mir ihre Freizeit verbringt.« Ein verzerrtes Lächeln. »Ich war viel mehr hinter ihr her als sie hinter mir. Haben Sie mal ein Bild von ihr gesehen? Als sie noch lebte, meine ich?«
»Ja«, sagte Milo.
»Klasse, nicht?«
»Habt ihr beiden mal zusammengewohnt?«
»Nein. Verstehen Sie doch. Sie wollte ihre eigene Wohnung, Raum für sich allein.«
»Um in Ruhe arbeiten zu können.«
»Allerdings«, sagte Barnaby lauter. Er knackte mit den Knöcheln und betrachtete dann traurig seine Finger. »Sie war unglaublich attraktiv. Ihre Familie kam teilweise aus Hawaii, teilweise aus Polynesien. Das sind die schönsten Menschen der Welt. Zuerst war ich absolut vernarrt in sie. Ich wollte, dass sie mit diesem Leben aufhörte, Schluss machte mit ihrer Arbeit. Baby, habe ich gesagt, wenn du als Blackjack-Spielerin in den Casinos arbeitest, könntest du bei deinem Aussehen schon allein vom Trinkgeld leben. Sie hat gelacht und gemeint, sie wäre lieber ihr eigener Boss. Geld war ihr sehr wichtig, und sie wusste, was sie
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