Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11
wollte.«
»Was wollte sie denn?«
»Teure Klamotten, Schmuck, Autos. Hat sich alle paar Monate ein neues Auto gekauft, dann wieder verkauft und sich ein neues angeschafft. Corvettes, Firebirds, BMWs. Ihr letzter Wagen war ein gebrauchtes Cabrio von Ferrari. Das hat sie bei einem der Autohändler draußen vor der Stadt gekauft, wo die Leute, die beim Spielen verloren haben, ihre Wagen gegen Bares eintauschen. Damit ist sie dann immer den Strip rauf und runter kutschiert. Ich habe gesagt, du bist
die erste Frau, die ich kenne, die so auf Autos steht. Sie hat gelacht und gesagt, ›ich stehe auf große Maschinen, Teddy. Deshalb mag ich dich ja so.‹«
Die Hände bewegten sich wieder ruhelos. »Und das hat sie jetzt davon.«
Eine Busladung kurzhaariger GIs strömte laut lachend ins Casino. Barnaby nahm eine geradere Haltung an und betrachtete die schwingende Glastür.
»Mehr weiß ich nicht, okay? Sie sind hergekommen, weil derselbe Wichser in L. A. ein Mädchen gekillt hat, stimmt’s? Auf die gleiche Art wie Mandy.<
Milo antwortete nicht.
»Ein Serienkiller, hab’ ich recht?«, sagte Barnaby. »Das würde passen.«
»Was würde passen?«
»Die haben es doch immer auf Nutten abgesehen.« Er runzelte die Stirn. »Und Mandy war eine, auch wenn sie sich selbst lieber als Schauspielerin gesehen hat.«
»Hat sie Ihnen gesagt, sie wäre Schauspielerin?«
»Ja, aber halb im Scherz.« Barnaby blickte auf die Erde und ließ seine Schuhspitzen gegeneinanderknallen.
»Wieso im Scherz?«
»Sie meinte: ›Ich spiele den Part, den der Kunde von mir erwartet, Teddy. Ich bin Schauspielerin.‹«
»Hat sie mal Pornofilme gemacht?«
»Nicht dass ich wüsste.«
»Hat sie Ihnen schon mal genauer erzählt, welchen Part sie spielte?«
»Nein.«
»Oder für wen?«
»Als ich sie danach gefragt habe, ist sie so sauer geworden, dass ich danach nicht mehr gefragt habe. Wie gesagt, sie hat alles von mir getrennt gehalten.«
Eine psychische Ähnlichkeit zwischen dem Callgirl und der Professorin. Milo warf mir einen Blick zu. »Sie hatte ihre Wohnung, und Sie hatten Ihre,Ted?«
»Richtig.«
»Und wenn Sie beide zusammen waren, wo war das dann?«
»Meistens bei mir.«
»Nie bei ihr?«
»Nur dienstags. Das war ihr freier Tag.« Er leckte sich über die Lippen. »Ich habe jetzt wieder eine Freundin. Sie weiß nichts von Mandy.« Er dehnte seine Finger. Jetzt wird sie sich wundern, wieso ich plötzlich keinen Job mehr habe, wo ich doch gerade einen Mietvertrag unterschrieben habe.«
»In welcher Branche arbeitet Ihre neue Freundin?«
»Nicht in der von Mandy.« Wieder waren die Hände zu Fäusten geballt. »Sie sitzt an der Kasse im Thrifty Drug.Vom Aussehen her kann sie Mandy nicht das Wasser reichen, aber das stört mich nicht. Wir haben schon überlegt zusammenzuziehen.«
»Wo haben Sie sich kennengelernt?«
»Hier.Was spielt das für eine Rolle? Auf einer Party.«
»Wo haben Sie Mandy kennengelernt?«
»In dem Casino, wo ich gearbeitet habe. Sie war öfter da. Hin und wieder hat sie auch gespielt, aber mir war klar, dass sie nicht deshalb kam.«
»Warum denn?«
»Sie war auf Kundenfang. Hat immer geguckt, wer den höchsten Berg von Chips vor sich hatte. Dann ist sie rüber zu dem Kerl, hat sich vorgebeugt mit ihrem tiefen Ausschnitt, dem Typen ins Ohr gepustet und so weiter.«
»Hat das funktioniert?«
»Was meinen Sie denn?«
»Hatte sie Stammkunden?«
»Weiß ich nicht, Mann. Kann ich jetzt gehen?«
»Gleich,Ted«, sagte Milo. »Also, das klingt ganz so, als hätte sie in eurer Beziehung das Sagen gehabt.«
»Ich habe sie gelassen«, sagte Barnaby. »Sie war wundervoll. Aber inzwischen bin ich klüger geworden. Man wird auf Dauer nicht glücklich, wenn die Freundin allzu gut aussieht.«
»Haben Sie mit Mandy je übers Heiraten gesprochen?«
»Ja, ja. Kleinbürgeridylle. Zwei Kinderchen und so ein spießiger Kombi. Ich habe Ihnen doch schon gesagt, sie liebte teure Sachen.«
»Klamotten und Schmuck und Autos.«
»Jawohl.«
»Und Koks.«
Barnabys Hände ballten sich erneut zu Fäusten. Er sah nach oben. »Dazu sage ich nichts.«
»Wieso nicht?«
»Sie haben hier überhaupt keine Befugnisse. Ich rede bloß mit Ihnen, weil Mandy mir viel bedeutet hat. Ich brauche überhaupt keine Aussage zu machen.«
»Stimmt«, sagte Milo. »Aber was passiert, wenn ich die hiesige Polizei über Ihre Vergangenheit aufkläre?«
»Welche Vergangenheit?«
»Die Kollegen in Vegas sagen, Mandy hat regelmäßig Koks
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