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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Papiere zurück und warnte ihn vor den vielen Verrückten, die auf der Straße unterwegs seien. Dann sah er zu, wie Milo den Wagen wieder auf den Highway lenkte.
    Gegen zehn Uhr abends erreichten wir Palm Springs und fuhren langsam durch die Innenstadt.
    »Das Sun Palace liegt am Palm Grove Way«, sagte Milo.
    Nach einer Weile entdeckten wir das Schild, nach dem wir suchten, und Milo bog nach links in eine Geschäftsstraße ein. Motels, einWaschsalon, überfüllte Schnellrestaurants, in denen die Kunden fettiges Essen in sich hineinstopften und die heiße Nachtluft einatmeten. Dann sahen wir ein Stück weiter vor uns grell leuchtende türkisfarbene und gelbe Lichter in Form eines Cowboyhutes, der den krönenden Abschluss eines fünfzehn Meter hohen Turmes bildete.
    »Geschmackvoll, was?«, knurrte Milo.
    Er fuhr auf den großen Parkplatz, der das Casino umgab. Hinter dem Cowboyhutturm befand sich ein erstaunlich kleines, niedriges Gebäude, das mit noch mehr blauen und
gelben Lämpchen geschmückt war. Große, schräg gestellte Buchstaben aus Neonleuchten, die von scharlachroten Strahlen umkreist wurden, verkündeten grellorange: SUN PALACE!
    Vor dem Gebäude parkte ein knallroter, funkelnagelneuer Camaro, um dessen Kühlerhaube eine große rosa Schleife gebunden war. Auf einem Schild an der Windschutzscheibe stand: VIER SIEGE BEIM BLACKJACK, UND DER WAGEN GEHÖRT IHNEN!
    Ein weiteres Schild neben der Einfahrt des Parkplatzes versprach: WIR PARKEN IHREN WAGEN!, aber es war kein Wächter zu sehen, und Milo suchte sich selbst eine freie Parklücke. Als wir gerade ausstiegen, kam ein stämmiger, braunhäutiger Junge in weißem Polohemd und schwarzer Hose angetrottet.
    »He, ich hätte das für Sie gemacht.« Er hielt die Hand auf.
    Milo zeigte ihm seine Polizeimarke. »Und ich hätte bei den Beatles mitgemacht, wenn ich McCartney hieße.«
    Der Junge klappte den Mund zu. Einen Moment lang starrte er uns an, dann rannte er los, um die Türen eines uringelben, schiffsgroßen Cadillacs aufzureißen, in dem eine ganze Truppe von lachenden, sonnenverbrannten Optimisten saß.
    Wir gingen durch die verglaste Eingangstür des Casinos und befanden uns auf einer kleinen, von einem Messinggeländer umgebenen Plattform, die mit blaugrünem Teppichboden ausgelegt war und durch scheinbar wahllos aufgestellte Säulen aus glänzendem Mahagoni unterteilt wurde. Zu beiden Seiten führten Stufen hinunter in den Spielsaal, der rund dreißig Meter lang und ungefähr halb so breit war. Auch hier lag der blaugrüne Teppichboden, keine Fenster, keine Uhren.
    Rechter Hand wurde Poker gespielt: vorgebeugte Männer
in karierten Hemden und Windjacken, mit schwarzen Sonnenbrillen und gebannten Gesichtern. Dann kamen etliche Reihen Spielautomaten, wohl über hundert Stück, die blinkten, summten, flackerten und dadurch lebendiger wirkten als die Menschen, die an ihnen ihr Glück versuchten. Die Blackjack-Tische befanden sich auf der linken Seite des Saales und standen so dicht gedrängt, dass man sich entweder hinsetzen oder weitergehen musste. Die Spieler, die für das Casino arbeiteten, trugen dunkelrote Polohemden und weiße Namensschildchen. Sie standen Rücken an Rücken, verteilten die Karten und sammelten Chips ein.
    Die Casinobesucher waren bunt gemischt: Rentner, japanischeTouristen, Arbeiter, Leute in Motorradkluft, Indianer und ein paar zügellose Möchtegern-Lebemänner, die sich betont lässig gaben. Alle taten so, als würden sie ständig gewinnen, als wären wir hier in LasVegas. Junge Frauen in winzigen weißen Kleidchen mit makelloser Figur und nicht ganz so makellosem Gesicht gingen herum und balancierten Tabletts mit Gläsern. Große Männer in der gleichen schwarzweißen Kluft wie der Parkplatzwächter patrouillierten mit wachen Kameraaugen durch den Saal, und ihre Pistolenhalfter sprachen Bände.
    Von einer Ecke der Plattform trat jemand näher an uns heran und blieb dann stehen. Ein grauhaariger Mann, grauer Schnurrbart, grauer Kammgarnanzug mit roter Krawatte. Er war etwa Mitte fünfzig, hatte ein längliches, schlaffes Gesicht und schmale Lippen. In einer Hand hielt er ein Walkie-talkie. Er tat so, als nähme er uns nicht wahr, rührte sich nicht. Aber offensichtlich hatte er irgendeine Art von Signal gegeben, denn zwei der bewaffneten Wachmänner kamen herbeigeschlendert und bezogen unterhalb der Plattform Position. Der eine sah indianisch aus, der andere war ein sommersprossiger Rothaariger. Beide hatten sie
ein Hohlkreuz,

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