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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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nicht mehr. Ich habe gesagt, was soll das heißen? Und sie hat gesagt, ich hab’s machen lassen. Ein kleiner Eingriff. Ich habe gesagt, wieso hast du das gemacht? Sie hat gesagt, kein Aufwand, kein Ärger, keine Pille, von der ich Krebs kriegen kann. Dann hat sie wieder gelacht und gesagt, ich betrachte das als Geschäftsspesen, hätte eigentlich steuerlich absetzbar sein müssen. Toller Witz. Es hat mir weiß Gott nicht gefallen, aber bei Mandy konnte man nur entweder Ja und Amen sagen oder den Absprung machen. Solange ich zu allem Ja und Amen gesagt und mit ihr gelacht habe, war es wirklich toll mit ihr.«

    »Sie hat sich also sterilisieren lassen, bevor Sie sie kennenlernten. Das heißt, es muss über ein Jahr her sein.«
    »Ich habe sie anderthalb Jahre vor ihrem Tod kennengelernt, und die Sterilisation muss um einiges früher gewesen sein.«
    »Hat sie Ihnen erzählt, wo sie operiert worden ist?«
    Kurzes Zögern. »Nein.«
    »Hat sie nie den Namen des Arztes erwähnt?«
    »Nein.«
    »Wie bitte?«
    »Sie hat den Namen nicht erwähnt.«
    »Hat sie Ihnen sonst irgendwas über ihn erzählt?«
    »Nein, aber ich habe ihn gesehen.«
    »Wo?«
    »Im Casino.«
    »Wann?«
    »Rund einen Monat vorher.«
    »Vor dem Mord?«
    »Ja.«
    »Lassen Sie hören.«
    »Warum, steht er etwa unter -«
    Milo hob eine Hand. »Lassen Sie hören,Ted.«
    »Okay, okay. Ich habe gearbeitet und gesehen, wie sie ihre Nummer abzieht. Sie hatte so ein rückenfreies schwarzes Kleid an, hatte die Haare hochgesteckt, falsche Brillantohrringe, und schlich um die Kunden herum.« Er schloss einen Moment lang die Augen, schien das Bild heraufzubeschwören, öffnete sie wieder und zupfte sein rotes Hemd zurecht. »Ich habe versucht, ihr Zeichen zu geben, weil ich mich hinterher gern mit ihr getroffen hätte. Sie hat mich angelächelt, aber dann habe ich gemerkt, dass sie an mir vorbeisah. Sie hatte jemand anderem zugelächelt.«
    »Dem Arzt«, sagte Milo.

    »Ich wusste nicht, dass er Arzt war. Das hat sie mir erst später erzählt. Sie ist genau an meinem Tisch vorbeigegangen, er war an einem anderen Blackjack-Tisch, hatte einen großen Stapel Chips vor sich. Sie hat ihn und einen anderen Typ begrüßt, Umarmung und Küsschen, wie alte Freunde. Er hat seine Chips eingesammelt, und dann sind sie alle zusammen abgezogen. Am nächsten Tag habe ich zu ihr gesagt, das war aber eine richtig nette Begrüßung. Sie hat gesagt, jetzt sei nicht albern, den Typ kenne ich schon lange. Das ist der Arzt, bei dem ich mich habe operieren lassen. Ich bin ihm noch was schuldig.«
    »Wofür war sie ihm was schuldig?«
    »Vielleicht hat er es umsonst gemacht, wer weiß?«
    »Ein Geschäft?«
    Barnaby zuckte die Achseln.
    »Wie hat er ausgesehen?«, fragte Milo.
    »Durchschnittlich. Mitte, Ende dreißig. Klein. Aber breite Schultern.Wie ein Athlet. Ganz kurz geschnittene Haare, leichte Schlitzaugen. Gut gekleidet - Anzug, Krawatte, alles vom Feinsten.«
    »Und der andere?«
    »Welcher andere?«
    »Sie haben gesagt, da war noch ein anderer.«
    »Ja, aber der war alt, nicht der Rede wert. Er sah krank aus - war gelb im Gesicht und saß im Rollstuhl. Der Arzt hat ihn geschoben. Vielleicht ein Patient mit viel Kohle, der ein letztes Mal auf den Putz hauen wollte. So was sieht man dauernd in Vegas. Leute, die total im Eimer sind, Halbgelähmte, Kranke mit Sauerstoffflaschen, ohne Beine. Die lassen sich durch die Casinos schieben, mit Bechern voller Chips. Als ob sie’s ein letztes Mal wissen wollten, verstehen Sie?«
    »Was hat Mandy sonst noch über ihn gesagt?«
    »Über den Alten gar nichts.«

    »Und über den Arzt?«
    »Bloß, dass er sie operiert hatte.«
    »Und dass sie ihm was schuldig war.«
    »Genau. Ist der Typ ein Schizo?«
    »Nein«, erwiderte Milo, »er ist ein Held.«
    Barnaby blickte verwirrt.
    Milo sagte: »Fällt Ihnen sonst noch was ein?«
    »Nein.«
    »Okay, das war alles, danke.«
    »Keine Ursache.« Barnaby steckte die Hände in die Hosentaschen und wandte sich zum Gehen.
    »Soll ich mit Giovanne sprechen, damit er Sie nicht rausschmeißt?«, fragte Milo.
    »Das bringt nichts.«
    »Wie Sie meinen.«
    Barnaby blieb stehen. »He, wenn Sie’s machen wollen, gut. Und wenn Sie sich wie ein Held fühlen wollen, auch gut.«

30
    Nachdem wir fünf Runden beim Blackjack verloren hatten, machten wir uns auf den Rückweg durch die Wüste. Ein grauer Mond hing tief am Himmel, und der Sand sah aus wie Schnee.
    »Ein alter Mann im Rollstuhl«, sagte ich. »Big Micky

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