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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Geschenk.
    Noch einer, der in Berkeley studiert hatte.
    Big Micky war nach Nordkalifornien gezogen, weil er dort noch freiere Hand hatte.
    Wie viele Verbindungsfäden gab es?Wie weit zurück reichten sie?
    Ich schlich auf Zehenspitzen ins Bad, fest entschlossen, Ruth nicht zu wecken. Behutsam schob ich mich ins Bett.
    Aber sie sagte: »Schatz?« und rutschte zu mir herüber.
    Ich schloss sie in die Arme.

31
    Am nächsten Morgen war mein Verstand sozusagen ein Zielfernrohr mit Locking im Fadenkreuz.
    Um neun Uhr, ich war noch im Bademantel, fing ich an zu telefonieren.Weder bei ihm zu Hause noch in seinem Labor an der Uni hob jemand ab.
    Ich hatte seine Privatadresse nicht, weil seine Unterlagen fehlten. Hatte er selbst sie verschwinden lassen?Wollte er etwas verbergen?
    Ich rief das Sekretariat des Psychologischen Instituts an und versuchte, möglichst viel gereizte Autorität in meine Stimme zu legen. »Dr. Delaware am Apparat. Hören Sie, ich
habe hier eine dringende Forschungsangelegenheit und muss dazu einen Doktoranden namens Casey Locking erreichen. Nun finde ich aber seine Unterlagen nicht, und Sie haben mir nur seine Telefonnummer gegeben. Ich brauche die Anschrift.«
    »Einen Augenblick bitte, Dr. Delaware.« Klick, klick. »Ich habe hier eine Anschrift. Er wohnt 1391, Londonderry Place.«
    Ich bedankte mich und legte auf. Londonderry Place liegt in den Hollywood Hills, nördlich des Sunset Strip. Keine schlechte Adresse für einen Doktoranden.
    Ich zog mich an und fuhr über den Sunset Boulevard durch Beverly Hills hindurch nach West Hollywood. Rechts und links der Straße lagen Künstleragenturen, die Kanzleien von Staranwälten, Glashäuser voller gebrauchter Ferraris und Lamborghinis. Kurz vor dem Londonderry Place sprang mir ein magentarotes Messingschild über einem riesigen Cocktailglas aus Neon ins Auge; darauf stand: CLUB NONE.
    Locking wohnte also ganz in der Nähe des Clubs, wo Mandy ihrem Gewerbe nachgegangen war, wo sie möglicherweise ihren letzten und bösesten Freier kennengelernt hatte.
    Dann kam Sunset Plaza mit den teuren Boutiquen, wo man sich für die Oscar-Nacht einkleidet, und mit den Straßencafés, in denen es von Möchtegern-Schauspielerinnen nur so wimmelt.
    Eine Querstraße hinter dem letzten Café lag Londonderry Place - weite, ansteigende Rasenflächen, große Häuser, deren Architektur in den meisten Fällen einfallsloser war als die einer Bushaltestelle.
    Das Haus, in dem Locking wohnte, war ein weißer Flachbau, der seit seiner Errichtung in den fünfziger Jahren nicht modernisiert worden war. Auf Grund der Hügellage bot das
Haus zwar einen Blick über die Stadt, aber die Fenster waren niedrig und klein. Yuccapalmen und Gazanien bildeten den krönenden Abschluss der zum Haus hin ansteigenden Straßenfront. Betonstufen führten zur Eingangstür hinauf, neben der das Schild einer Firma für Alarmanlagen angebracht war.
    Ich ging über die lange Auffahrt, die weiter ums Haus herumführte. Sie bot Platz für ein Dutzend Wagen, doch es parkte nur einer dort: ein schwarzer BMW 530i. Durch ein hölzernes Gartentor hindurch sah ich einen blauen Swimmingpool mit betonierter Umrandung, einen Liegestuhl. Dichte, tief hängende Ficus-Bäume warfen dunkle Schatten.
    Kein übertriebener Luxus, aber die Miete kostete bestimmt mindestens zweitausend im Monat.
    Ich stieg die Stufen zur Haustür empor. Es lag keine Post davor, aber zu dieser frühen Stunde war der Postbote wohl noch nicht da gewesen. Der Wagen legte die Vermutung nahe, dass Locking zu Hause war.
    Ich läutete und wartete. Musik oder etwas Ähnliches drang durch die Tür. Laute stampfende Musik. Kreischender Gesang.
    Wilder Heavy Metal Rock. Die gleiche Musik, die Locking gehört hatte, als er die Ratte quälte.
    Ich klopfte lauter, klingelte erneut, noch immer keine Reaktion. Ich ging die Treppe hinunter zur Auffahrt und blickte auf die Straße. Keine Nachbarn in Sicht. Nicht ungewöhnlich für Los Angeles.
    Ich schob mich an dem BMW vorbei und ging an der Seite des Hauses entlang. Noch mehr kleine Fenster.
    Der Pool war so groß wie in den fünfziger Jahren üblich und nahm fast neunzig Prozent der Grundstücksfläche hinter dem Haus ein. Der Rest war ein Hügel, der unter dem
dunklen Gewirr der Ficus-Bäume verschwand. Zwei von ihnen - fast zwanzig Meter hoch und nahezu ebenso breit - hatten ihre dicken Wurzeln bis unter die Poolumrandung getrieben, sie aufplatzen lassen und angehoben. Der Liegestuhl war vermodert, ebenso

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