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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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bewahrt und bin einfach weggegangen.«
    »Und dann?«
    »Und dann...« Seacrest zupfte wieder an seinem Bart, »hat jemand die Tür zugemacht, und ich nehme an, sie... kamen zum Schluss. Ich bin sicher, Sie finden meine Reaktion schmählich. Feige. Schwächlich. Bestimmt denken Sie, Sie hätten anders reagiert. Bestimmt gehen Sie heute Abend nach Hause zu Ihrer gehorsamen Frau und Ihren gehorsamen Kindern - wahrscheinlich irgendwo im Grünen. Ein beschaulich konventionelles Nullachtfünfzehn-Leben.«
    Milo lehnte sich zurück und drückte seinen dicken Zeigefinger auf die Lippen.

    Seacrest sah plötzlich müde aus. Er legte beide Hände vor die Augen, ließ sie langsam über die Wangen gleiten und dann in den Schoß sinken.
    »Mr. Sturgis, es hieß, entweder ich mache mit, oder...«
    »Oder was?«
    »Oder ich verliere sie. Jetzt habe ich sie dennoch verloren.«
    Er sackte in sich zusammen. Begann zu weinen.
    Milo wartete lange, bevor er sagte: »Kann ich Ihnen was zu trinken holen, Professor?«
    Kopfschütteln. Seacrest blickte auf. Dann betrachtete er die Fotos. »Können wir jetzt Schluss machen? Haben Sie genug über die kranke, abartige Welt der Intellektuellen erfahren?«
    »Nur noch ein paar Fragen, bitte.«
    Seacrest seufzte.
    Milo sagte: »Hatten Sie, als Sie Ihre Frau und Locking zusammen überraschten, nicht das Gefühl, sie bereits verloren zu haben?«
    »Natürlich nicht. Es war ja schließlich nicht das …«
    »Das erste Mal?«
    Seacrests Mund klappte zu.
    »Professor?«
    »Genau das hatte ich befürchtet - dass Hopes Ruf in den Schmutz gezogen wird. Dabei spiele ich nicht mit.«
    »Wobei?«
    »Ihre Vergangenheit an die Öffentlichkeit zu zerren.«
    »Und wenn ihre Vergangenheit zu dem Mord geführt hat?«
    »Wissen Sie das?«
    »Was denken Sie, jetzt, wo Locking tot ist?«
    Keine Antwort.
    »Mit wie vielen anderen Männern hat sie diese Spielchen gespielt, Professor Seacrest?«
    »Ich weiß es nicht.«

    »Aber Sie wissen, dass es andere Männer gab.«
    »Nicht mit Bestimmtheit, aber diese... Requisiten besaß sie schon eine ganze Weile.«
    »Mit ›Requisiten‹ meinen Sie die Maske und die Fesseln und diese Gummi- und Lederklamotten in ihrer Größe, die wir in Lockings Haus gefunden haben.«
    Seacrest nickte niedergeschlagen.
    »Gab es sonst noch irgendwelche Requisiten?«
    »Soweit ich weiß, nein.«
    »Keine Peitschen?«
    Seacrest schnaubte. »Sie war nicht an Schmerz interessiert. Nur an …«
    »Nur an was?«
    »Beherrschung.«
    »Selbstkontrolle?«
    Seacrest antwortete nicht.
    Milo machte sich eine Notiz. »Sie besaß die Requisiten also schon eine Weile. Wie lange?«
    »Fünf oder sechs Jahre.«
    »Drei Jahre bevor sie Locking kennenlernte.«
    »Ihre mathematischen Fähigkeiten sind beeindruckend.«
    »Wo hat sie die Gegenstände aufbewahrt?«
    »In ihrem Zimmer.«
    »Wo in ihrem Zimmer, Professor?«
    »In einem Karton in ihrem Schrank. Ich bin zufällig darauf gestoßen, habe es ihr nie erzählt.«
    »Was war noch darin?«
    »Fotos.«
    »Von ihr?«
    »Von... uns. Bilder, die wir gemacht hatten. Mir hatte sie erzählt, sie hätte sie weggeworfen. Offensichtlich machte es ihr Spaß, sie immer wieder zu betrachten.«
    »Wer hat das zu Lockings Haus geschafft?«

    »Casey.«
    »Wann?«
    »An dem Abend, als Sie mir den Überraschungsbesuch abstatteten.«
    »Ich habe ihn nur einen Karton raustragen sehen.«
    »Er ist später wiedergekommen. Ich hatte ihn schon vorher gebeten, die Sachen wegzuschaffen. Gleich nachdem Hope ermordet worden war. Genau vor dem, was jetzt passiert ist, hatte ich Angst.«
    »Warum hat er es nicht getan?«
    Seacrest schüttelte den Kopf. »Er sagte, er würde es machen, hat mich aber immer wieder vertröstet.«
    »Noch mehr Spielchen«, sagte Milo.
    »Vermutlich. Er war ein ziemlich... berechnender Bursche.«
    »Sie mochten ihn nicht.«
    »Hope mochte ihn, alles andere war unwichtig.«
    »Ihre Gefühle waren unwichtig?«
    Seacrests Lächeln war unheimlich. »Mehr als unwichtig, Mr. Sturgis.«
    »Locking hat Sie also immer wieder vertröstet. Wieso haben Sie sie nicht einfach weggeworfen?«
    »Sie gehörten Hope.«
    »Na und?«
    »Ich … fand, sie sollten erhalten bleiben.«
    Er leckte sich über die Lippen, schlug die Augen nieder.
    »Vor Hopes Tod gehörten sie ihr, Professor. Danach waren sie doch wohl Ihr Eigentum, oder? Warum also haben Sie sie Locking gegeben?«
    »Aus Sicherheitsgründen«, sagte Seacrest. »Ich habe gedacht, die Polizei würde vielleicht Hopes

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