Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11
Hope. Sie war der … Mittelpunkt.«
»Eine Sonne, zwei Monde«, sagte Milo.
Seacrest lächelte. »Sehr schön. Ja, wir bewegten uns in einer Art Umlaufbahn um sie.«
»Wer noch?«
»Niemand, von dem ich wüsste.«
»Keine anderen Spiele?«
»Keine, von denen sie mir erzählt hat.«
»Hätte sie das getan?«
»Ich denke schon.«
»Warum?«
»Sie war ehrlich.«
»In jeder Hinsicht?«
Seacrest warf ihm einen angewiderten Blick zu. »Sie haben die Bilder gesehen. Kann man noch ehrlicher sein?«
Milo deutete auf Seacrests Stuhl.
»Ich werde stehen bleiben, Mr. Sturgis.«
Lächelnd stand Milo auf, ging in die Hocke und fing an, die heruntergefallenen Fotos aufzusammeln. »Ein Dreipersonenstück, und zwei der Akteure sind tot. Fühlen Sie sich bedroht?«
»Vermutlich.«
»Vermutlich?«
»Ich denke nicht viel über mich nach.«
»Nein?«
Seacrest schüttelte den Kopf. »Ich halte mich nicht für einen sonderlich wertvollen Menschen.«
»Das klingt deprimiert, Sir.«
»Ich bin deprimiert. Zutiefst.«
»Manch einer könnte meinen, Sie hätten ein Motiv gehabt, die beiden umzubringen.«
»Und welches Motiv sollte das sein?«
»Eifersucht.«<
»Und warum hätte ich dann die Fotos neben Caseys Leiche platzieren und mich damit selbst belasten sollen?«
Milo antwortete nicht.
»Sie verschwenden meine und Ihre Zeit, Mr. Sturgis. Ich habe meine Frau auf eine Weise geliebt, wie nur wenige Frauen je geliebt werden - ihr zu Ehren habe ich mich selbst förmlich ausgelöscht. Durch ihren Tod habe ich alle Freude in meinem Leben verloren. Ich war Casey dankbar, weil er zu ihrer Freude beigetragen hat. Ansonsten war er mir völlig egal.«<
»Und woher bezogen Sie Ihre Freude?«
»Von Hope.« Seacrest strich den Aufschlag seines Jacketts glatt. »Kann ich jetzt gehen, Mr. Sturgis? Ich verspreche, ich werde die Stadt nicht verlassen. Falls Sie mir nicht glauben, können Sie mich ja beschatten lassen.«
»Sonst möchten Sie mir nichts mehr erzählen?«
»Nein.«
»Okay«, sagte Milo. »Klar.«
Seacrest ging unsicher zu der Tür, die in die Beobachtungskammer führte. Sie war verschlossen.
»Die da«, sagte Milo und deutete auf die gegenüberliegende Tür.
Seacrest nahm eine geradere Haltung an und steuerte darauf zu, erreichte sie und blieb stehen. »Natürlich werden Sie mir niemals glauben, aber Hope hat nie etwas unter Zwang oder Druck getan. Im Gegenteil. Sie hat die Regeln festgelegt, sie hatte die Situation unter Kontrolle. Es hat sie erregt, sich hingeben zu können, ohne Angst haben zu müssen, und ihre Lust hat mich erregt. Ich gebe zu, anfänglich hat
es mich abgestoßen, aber man lernt dazu. Ich habe dazugelernt. Hope hat es mich gelehrt.«
»Was hat sie Sie gelehrt?«
»Vertrauen. Darum ging es nämlich, Mr. Sturgis. Totales Vertrauen. Überlegen Sie mal - würde Ihre Frau Ihnen so vertrauen, wie meine mir vertraut hat?«
Milo verbarg sein Lächeln hinter seiner großen Hand.
33
»Zugegeben, das mit dem Paraffintest stimmt. Er hat in letzter Zeit keine Waffe abgefeuert«, sagte Milo. »Aber er könnte ja jemanden angeheuert haben, Locking zu erschießen.Vielleicht jemanden, den er in der Sadomaso-Szene kennengelernt hat.«
»Aber in Bezug auf die Fotos hat er recht«, wandte ich ein. »Wenn er die vernichtet hätte, wärst du nie auf ihn gekommen. Also waren diese Spiele vielleicht tatsächlich der Grund für sein ausweichendes Verhalten.«
»Und warum hat er die Fotos nun behalten?«
»Vielleicht genau aus dem Grund, den er genannt hat. Als Erinnerung.«
»Mental oder sexuell?«
»Beides.«
»Dann kaufst du ihm also seine Mr.-Unterwerfung-Nummer ab? Hope war die Göttin, und er hat vor ihrem Altar gedient?«
»Das würde ihre Ehe erklären«, sagte ich. »Sie ist als Kind derartig kontrolliert worden, dass sie sich nach jemandem gesehnt hat, der bereit war, sein Ego völlig unterzuordnen. Ganz gleich, was sie Elsa Campos erzählt hat, es muss schrecklich gewesen sein, angebunden und allein gelassen
zu werden. Sie hat immer versucht, das zu verarbeiten. Und Seacrest war für sie der perfekte Partner, weil er so passiv war. Er hat Paz und Fellows erzählt, er wäre vorher ein eingefleischter Junggeselle gewesen.Vielleicht weil er ein Mond war, der nach einer Sonne suchte.«
»Das nennst du Verarbeitung? Sich wieder fesseln, manipulieren und misshandeln zu lassen?«
»Sie hat es nachgespielt«, sagte ich. »Aber diesmal hatte sie das Sagen.«
»Die drei hätten alle zusammen in der
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