Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
welches
Anliegen hat Dr. Cruvic? Möchte er Polizeischutz, jetzt, nachdem Darrell Ballitser seinen Namen publik gemacht hat, oder will er irgendein Geständnis ablegen?«
    Barone wurde ernst. Sein kahler Kopf war mit Leberflecken übersät. »Können wir nicht reingehen?«
    »Sie stehen im Halteverbot, Mr. Barone.«
    Barone lachte: »Ich liebe das Risiko.«
    »Damit verdienen Sie ja wohl auch Ihr Geld«, sagte Milo, »aber machen Sie mir hinterher keine Vorwürfe.« An mich gewandt: »Wir sehen uns dann später. Alle Nachforschungen im Hinblick auf das vorhin Besprochene sind mir recht.«
    Er eilte zurück zur Eingangstür, und Barone hatte Mühe, ihn einzuholen.
     
    Nachforschungen. Im Hinblick auf den Kruvinski/Cruvic-Clan.
    Der Anwalt der Familie wurde persönlich vorstellig, weil jemand anfing, nervös zu werden.
    Der kleine Micky war noch immer der Einzige, der erwiesenermaßen sowohl mit Hope als auch mit Mandy zu tun gehabt hatte.
    Ich fuhr zur Bibliothek, gab den Namen seines Vaters in den Computer ein und erhielt fünfzehn Erwähnungen von Milan V. Kruvinski, alle aus San Franciscoer Zeitungen der letzten zwanzig Jahre. Zwei Fotos zeigten einen stiernackigen, breitgesichtigen Mann mit Schlitzaugen, die ihn als Vater von Cruvic auswiesen, wenngleich er gröber aussah als sein Sohn, ohne den letzten Schliff.
    In keiner Zeitung aus Bakersfield war etwas über ihn geschrieben worden. Lag es daran, dass die Stadt und die Zeiten ruhiger gewesen waren? Oder hatte er dafür bezahlt?
    Die meisten Artikel aus San Francisco berichteten von Festnahmen wegen Verbreitung von Pornografie. In den
siebziger und achtziger Jahren war der »Sex-Impresario und stadtbekannte Gangsterboss« zigmal verhaftet worden. Zu viel nackte Haut in den Shows, zuviel Nähe zwischen Kunden und Tänzerinnen, Verkauf von Alkohol an Minderjährige.
    Ich musste daran denken, was Cruvic uns in seiner Praxis erzählt hatte.
    Der Anstieg der Fertilitätsprobleme habe auch mit dem wilden Lebensstil in den Siebzigern zu tun.
    Wissen aus erster Hand.
    Die Artikel erwähnten zwar viele Festnahmen, aber keine Verurteilung. In den meisten Fällen wurde das Verfahren noch vor Prozesseröffnung eingestellt.
    Die Staatsanwaltschaft hatte es sogar mit dem alten Allheilmittel gegen organisiertes Verbrechen versucht: einer Anklage wegen Steuerhinterziehung. Aber Kruvinski hatte nachweisen können, dass der größte Teil seines Einkommens aus landwirtschaftlichem Grundbesitz stammte, für den er sogar teilweise staatliche Subventionen bezogen hatte. Schließlich waren seine Clubs geschlossen worden, aber offensichtlich nicht wegen Schwierigkeiten mit dem Gesetz.
    Es gab auch kaum ein Zitat von Kruvinski. Wenn er mit der Presse kommunizierte, dann durch Robert Barone. Aber ich grub ein zehn Jahre altes Interview aus, ein schmeichlerisches Porträt von Kruvinski, geschrieben von einem Kolumnisten und Möchtegern-Poeten, der sich brüstete, die Hand am Pulsschlag der Stadt zu haben.
    Er hatte ein Gespräch mit Kruvinski in dessen Haus geführt, und aus dem Artikel ging hervor, warum der Porno-Makler sich ins Privatleben zurückgezogen hatte.

    »Wir haben uns auf Videos verlegt, sagte der einst robuste Unternehmer in seinem luxuriösen Anwesen in Sausalito mit einer wunderbaren Aussicht auf die Bucht. »Die Männer haben keine Lust mehr, in die Clubs zu gehen, ist ihnen zu stressig.«
    Dann bot er mir, mit seiner nahezu sprichwörtlichen Großzügigkeit und einem Lächeln so breit wie die Bucht, einen Scotch an - natürlich ein 21 Jahre alter Chivas in der echten Flasche -, und das, obwohl er selbst nicht an dem Genuss teilhaben konnte. Leberprobleme. Das Herz. Die Nieren. Die Transplantation im letzten Jahr, ein Hoffnungsschimmer, bereits die zweite, und wieder ein Fehlschlag.
    Ich lehnte dankend ab, aber Micky wollte meine solidarische Abstinenz nicht akzeptieren. Ein liebevoll gerufenes »Schatz«, und Mrs. Micky, die schöne, sonnengebräunte und wohlgeformte Brooke Hastings, ehemals Schauspielerin und Model, kam aus ihrer hochmodernen Küche geschwebt. Mit einem Lächeln, das die Sonne Sausalkos verblassen ließ, streichelte sie Mickys Stirn und raunte ihm, ganz die treusorgende Ehefrau, sanfte, liebevolle Worte zu.
    »Am liebsten beobachtet er die Seelöwen«, vertraute sie mir an und kredenzte mir einen kräftigen Schuss des himmlischen Nektars. »Er lässt ihnen jeden Morgen frischen Fisch runterbringen. Er liebt Tiere. Alles Organische und Lebendige. Das

Weitere Kostenlose Bücher