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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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PROJEKT SELBSTKONTROLLE, PHASE 4, VORUNTERSU-CHUNG. Er stellte ihn ab. Die Laschen des Kartons standen halb offen, und obenauf waren Computerausdrucke zu sehen.
    Er hatte lange, schlanke Hände. Am rechten Zeigefinger trug er einen großen Ring mit einem silbernen Totenschädel. Die Augen des Totenschädels waren aus rotem Glas.

    »Hi, ich bin Casey Locking.« Seine Stimme war tief und klar und entspannt, wie die eines coolen Diskjockeys.
    Milo stellte sich vor.
    Locking sagte: »Gleich nachdem es passiert war, habe ich mit zwei anderen Detectives gesprochen. Haben Sie schon etwas rausgefunden?«
    »Noch nicht.«
    »Sie war eine fantastische Lehrerin und ein wunderbarer Mensch.«
    Seacrest seufzte.
    »Tut mir leid, Professor«, sagte Locking.
    »Ihr Name kommt mir bekannt vor«, sagte Milo. »Ach, jetzt weiß ich wieder. Sie haben auch in dem Ausschuss gesessen, stimmt’s?«
    Lockings dunkle Augenbrauen wurden zu winzigen Bögen. »Ja, das habe ich.«
    Seacrest verfolgte das Gespräch plötzlich mit neu erwachtem Interesse.
    Locking zupfte an dem Lederkragen, und ein weißes T-Shirt blitzte darunter auf. »Sie denken doch nicht etwa, dass der Ausschuss etwas mit dem … mit dem, was passiert ist, zu tun hat, oder?«
    »Halten Sie das für ausgeschlossen?«
    Locking bewegte die Finger. »Du lieber Himmel, das habe ich noch gar nicht in Erwägung gezogen.«
    »Warum nicht?«
    »Es erschien mir einfach nicht...Wahrscheinlich, weil mir all diese Typen wie Feiglinge vorgekommen sind.«
    »Ich würde sagen, Professor Devane wurde auf feige Art und Weise ermordet.«
    Ich versuchte, Seacrest unauffällig zu beobachten. Er stand da mit hängenden Armen und blickte zu Boden.
    »Damit haben Sie wohl recht«, sagte Locking. »Sie sind
schließlich der Detective, aber … Sie haben gehört, laut Anordnung des Dekans ist alles, was mit dem Ausschuss zu tun hat, streng vertraulich. Ich darf Ihnen also nichts darüber erzählen.«
    »Die Lage hat sich geändert«, erwiderte Milo.
    »Ja, das hat sie. Aber mehr kann ich Ihnen wirklich nicht sagen.« Locking hob den Karton vom Boden. »Viel Glück.«
    Milo machte einen Schritt auf ihn zu. Milos immense Größe und massige Statur lassen viele Menschen unwillkürlich zurückweichen. Nicht so Locking.
    »Sie haben also mit Professor Devane gemeinsam geforscht?«
    »Sie hat meine Doktorarbeit betreut. Wir haben zusammengearbeitet.«
    »Haben Sie schon einen anderen Doktorvater gefunden?«
    »Noch nicht.«
    »Wie viele Doktoranden hat sie betreut?«
    »Nur mich und eine andere Studentin.«
    »Wie heißt die Dame?«
    »Mary Ann Gonsalvez. Sie ist für ein Jahr nach England gegangen.« Locking wandte sich an Seacrest. »Der Wagen ist wieder in Ordnung, Professor Seacrest. Der brauchte nur einen Ölwechsel und einen neuen Luftfilter. Die Schlüssel habe ich oben hingelegt.«
    »Danke, Casey.«
    Locking ging zur Tür, hielt den Karton mit einer Hand gegen die Brust gepresst und griff mit der anderen nach dem Türknauf.
    »Hübscher Ring«, sagte Milo.
    Locking stockte und lachte dann glucksend. »Ach der. Geschmacklos nicht? War ein Geschenk. Ich denke, ich sollte ihn loswerden.«

6
    Milo schloss die Tür hinter ihm.
    »Nett, dass er Ihren Wagen repariert hat, Professor.«
    »Eine Hand wäscht die andere«, sagte Seacrest. »Ich habe seine Unterlagen gesucht, und er hat sich dafür um den Wagen gekümmert. Liegt sonst noch etwas an, Mr. Sturgis?«
    »Nein, ich wollte bloß mal hören, ob Ihnen vielleicht noch etwas eingefallen ist. Und ich wollte Ihnen Dr. Delaware vorstellen. Er ist Psychologe und berät uns in diesem Fall.«
    Die weichen Augen blinzelten. »Ach ja?«
    »Angesichts des Umfeldes Ihrer Frau dachte ich, Dr. Delaware könnte vielleicht eine Hilfe sein.«
    »Ja, das ist vermutlich eine gute Idee.«
    »Übrigens, wo ist denn Ihr Hund?«
    »Wie bitte?«
    »Ihr Rottweiler.«
    »Hilde? Ich habe sie weggegeben. Sie war Hopes Hund.«
    »Sie selbst mögen keine Hunde?«
    Seacrest starrte mich noch immer an. »Um die Wahrheit zu sagen, ich bin müde. Irgendwie habe ich überhaupt keine Energie mehr. Ich kann mich nicht so um Hilde kümmern, wie sie es verdient. Und ich brauche nicht noch eine weitere Erinnerung daran, wie es früher war.«
    »Bei wem ist sie denn jetzt?«
    »Eine Organisation, die sich Bund der Rottweilerfreunde nennt.«
    »Was für ein Hund war Hilde?«
    »Freundlich, ein bisschen laut.«
    »War sie eine gute Beschützerin?«
    »Ja, aber das war nicht der Grund, warum

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