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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Hope sie gekauft hat. Sie wollte Gesellschaft bei ihren Spaziergängen.«

    Seacrest fuhr sich mit der Hand über die Augen.
    »Sie beide sind nie zusammen spazieren gegangen?«, erkundigte sich Milo.
    »Nein, Bewegung ist mir ein Gräuel. Hope war da anders, und Hilde war ein bewegungsfreudiger Hund. Ließ Hope nie aus den Augen. Deshalb war es ja eine schreckliche Ironie des Schicksals. Dass Hilde nicht da war.« Er kratzte sich den Bart.
    »Nach Hopes Tod war der Hund ein Häufchen Elend«, sagte er. »Ich war deprimiert und konnte nicht damit umgehen.«
    »Wer hat sich denn um den Hund gekümmert, wenn Professor Devane auf Reisen war?«
    »Ich, aber Hope war nie lange unterwegs. Immer nur zwei, drei Tage.«
    »Hatte Hilde oft Magenprobleme?«
    »Nein.« Zögernd wandte Seacrest den Blick von mir. »Die ersten beiden Detectives äußerten den Verdacht, sie sei vielleicht von dem Mörder vergiftet worden. Wenn ich daraufgekommen wäre, hätte ich sie untersuchen lassen. Aber genutzt hätte das wohl auch nicht viel.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil wir dann immer noch nicht wüssten, wer ihr das Gift gegeben hat.«
    Seacrest sah mich erneut an. »Psychologe berät die Polizei. So etwas hätte Hope nie gemacht.«
    »Warum nicht?«, fragte Milo.
    »Weil sie jeder Autorität misstraut hat. Ich gehöre da zu einer anderen Generation.«
    »Hatte sie etwas gegen die Polizei?«, wollte Milo wissen.
    »Sie war der Meinung, alle Organisationen seien ihrem Wesen nach … ineffizient.«
    »Und Sie teilten diese Ansicht nicht?«

    »Ich habe einen gewissen... distanzierten Respekt für den Arm des Gesetzes«, sagte er. »Vielleicht, weil ich Historiker bin. Nun, was genau werden Sie tun, Dr. Delaware, um bei der Suche nach Hopes Mörder behilflich zu sein?«
    »Die Akte analysieren«, antwortete ich. »Vielleicht mit ein paar Kollegen Ihrer Frau sprechen. Wüssten Sie jemand Bestimmtes, mit dem ich anfangen sollte?«
    Er schüttelte den Kopf. »Hope und ich haben unser berufliches Leben streng getrennt gehalten.«
    »Sie wüssten niemanden, mit dem sie häufiger zusammen war?«
    »Nein, nicht beruflich.«
    »Wie ist es mit Freunden und Bekannten?«
    »Wir hatten keine. Ich weiß, das klingt unwahrscheinlich, aber wir haben sehr zurückgezogen gelebt. Arbeit, Schreiben, Hilde, hin und wieder ein paar gestohlene Augenblicke zu zweit.«
    »Nach Erscheinen des Buches war das bestimmt nicht mehr so einfach.«
    »Jedenfalls für Hope. Sie hat mich aus dem Rampenlicht rausgehalten.«
    Zurückgezogen. Kleine Schubladen …
    »Sagt Ihnen der Name Robert Barone etwas?«, fragte Milo.
    Bedächtiges Kopfschütteln.
    »Und Milan Cruvic?«
    »Nein.Wer sind die beiden?«
    »Leute, für die Ihre Frau gearbeitet hat.«
    »Ja, sehen Sie? So etwas weiß ich nicht.«
    »Völlig getrennt, was?«, entgegnete Milo.
    »Für uns war es am besten so.« Seacrest wandte sich an mich. »Ich wette, ich weiß, was Ihnen Hopes Kollegen erzählen werden.«

    »Und das wäre, Professor?«
    »Dass sie klug war, aber eine Einzelgängerin. Eine erstklassige Wissenschaftlerin und Lehrerin.« Seine Hände ballten sich. »Gentlemen, es tut mir leid, aber ich glaube kaum, dass Sie mit diesem Ansatz Erfolg haben werden.«
    »Welcher Ansatz ist das, Sir?«, erkundigte sich Milo.
    »Die Beschäftigung mit Hopes akademischer Laufbahn. Die hat nicht zu dem Mord geführt. Das Buch war es. Weil sie sich mit der Welt auseinandergesetzt hat, die man lächerlicherweise die reale nennt. Sie hatte den Mut zu umstrittenen Thesen, und damit hat sie irgendeinen schizophrenen Teufel dazu getrieben. Großer Gott …«
    Er rieb sich die Stirn und starrte lange auf den Boden. »Ich würde mich jederzeit für den Elfenbeinturm entscheiden, Detective.Verschonen Sie mich mit der Realität .«
    Milo fragte, ob wir uns Hopes Arbeitszimmer ansehen dürften.
    »Wie Sie möchten. Stört es Sie, wenn ich hier unten bleibe und mir einen Tee mache?«
    »Aber nein.«
    »Die Treppe hoch, erste Tür links. Sie können sich auch überall sonst umsehen.«
    Vom oberen Flur gingen drei relativ kleine Schlafzimmer und ein Badezimmer ab. Im ersten Zimmer links standen rundum an den Wänden Holzregale, die von oben bis unten mit wissenschaftlichen Zeitschriften und Büchern vollgestopft waren, so dass sich die Bretter durchbogen. Die Möbel wirkten wahllos hingestellt: zwei nicht zueinander passende Sessel, ein Schreibtisch, eine Arbeitsplatte mit Computer, Drucker, Modem, Software-Handbüchern,

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