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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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außerdem erlaubt Ihnen das noch lange nicht, unangemeldet hier reinzuplatzen.«
    »Entschuldigen Sie die Störung. Ich werde warten, bis das Seminar zu Ende ist.«
    »Dann verschwenden Sie noch mehr Zeit. Reed ist nicht da.«
    »Okay, danke.« Ich drehte mich um und entfernte mich. Als ich drei Schritte gemacht hatte, sagte er: »Das soll heißen, er ist überhaupt nicht mehr da.«
    »Nicht mehr im Seminar oder nicht mehr an der Uni?«
    »Beides. Er hat das Studium vor ein paar Monaten abgebrochen. Ich bin ziemlich verärgert darüber - mehr als verärgert. Es ist nicht leicht, bei uns als Schauspielschüler angenommen zu werden, und wir erwarten, dass die jungen Leute das Studium zu Ende bringen, egal, was dazwischenkommt.«
    »Was ist denn bei ihm dazwischengekommen?«
    Er drehte mir den Rücken zu und eilte zurück zu den Flügeltüren.
Er legte eine Hand auf das helle Holz und lächelte mitleidig.
    »Er hat einen Job gefunden.«
    »Was für einen Job?«
    Langes tiefes Einatmen. »Bei einer von diesen Seifenopern im Fernsehen. Ein schwerer Fehler von ihm.«
    »Wieso das?«
    »Der Junge hatTalent, aber er muss noch viel lernen. Demnächst wird er im Porsche durch die Gegend fahren und nicht verstehen, warum er sich so leer fühlt.Wie jeder andere in dieser Stadt.«

12
    Zu Hause fand ich einen Zettel am Kühlschrank: »Sollen wir heute Abend mal hier essen? Bin mit unserem Hübschen beim Einkaufen, gegen sechs zurück.«
    Um halb sechs rief Milo an, und ich zog meine Notizen hervor, um ihm von den Gesprächen zu berichten, die ich tagsüber geführt hatte, doch er fiel mir gleich ins Wort:
    »Ich habe Antwort auf mein Fax bekommen, aus Las Vegas. Die haben da einen ungelösten Fall, der zu unserem passt: dreiundzwanzigjähriges Callgirl.Wurde in einer dunklen Seitenstraße in der Nähe ihrer Wohnung gefunden. Stiche in Herz, Genitalbereich und Rücken, in dieser Reihenfolge. Und natürlich auch unter einem Baum. Einen Monat vor Hope. Bislang war man von einem irren Lustmörder ausgegangen. Prostituierte werden da alle naslang umgebracht. Die Kleine hat angeschafft und ist als Tänzerin aufgetreten, war im vorigen Jahr in einer Oben-ohne-Show im Palm-Princess-Casino. Aber in letzter Zeit hatte sie freiberuflich gearbeitet. Zwei- bis dreihundert pro Freier.«

    »Irgendwelche Theorien zum Mordmotiv?«
    »Die Kollegen in Vegas sind davon ausgegangen, sie hätte sich den falschen Kunden ausgesucht, und er hätte sie entweder auf dem Weg in ihre Wohnung oder anschließend umgebracht. Vielleicht wollte sie ihn nur noch zu seinem Wagen bringen, und er hat ganz plötzlich das Messer gezückt. Oder vielleicht war er nicht zufrieden mit ihr, oder sie konnten sich nicht auf den Preis einigen, und er ist wütend abgezogen.«
    »Sah sie Hope ähnlich?«
    »Nach dem, was ich auf dem gefaxten Foto sehen kann, würde ich sagen, nein. Aber sie waren beide attraktiv. Diese Mandy Wright, so heißt das Opfer, sieht wirklich toll aus. Allerdings dunkelhaarig. Und mit dreiundzwanzig eine ganze Ecke jünger als Hope. Außerdem ganz offensichtlich keine Professorin. Aber angesichts des Stichwundenmusters könnten wir es mit einem umherreisenden Irren zu tun haben. Ich werde also mal überprüfen, ob es vielleicht noch andere entsprechende Fälle gibt. Obwohl sie so in der Öffentlichkeit stand, könnte unsere Professorin ganz einfach einem durchgeknallten Fremden zum Opfer gefallen sein. Ich fliege heute Abend nach Las Vegas und spiele mit den Kollegen ›Zeigt ihr mir, was ihr habt, dann zeige ich euch, was ich habe‹.« Er hustete. »Also, was meinst du dazu?«
    Noch bevor ich antworten konnte, kam Ruth mit einer Einkaufstüte im Arm und Bully an der Leine herein. Sie wirkte erhitzt und winkte mir lächelnd zu. Dann stellte sie die Tüte ab und gab mir einen Kuss.
    Ich flüsterte: »Milo.«
    »Grüß schön.« Sie ging sich umziehen.
    Ich bestellte den Gruß und erzählte dann von meinem Nachmittag: den Gesprächen mit Julia Steinberger und Casey Locking, von Tessa Bowlbys Panik, Patrick Huangs Zorn und angeblichem Alibi und dass Reed Muscadine das
Studium abgebrochen hatte, um eine Rolle als Schauspieler zu übernehmen.
    »Alles in allem: Hope hat jeden beeindruckt. Aber das ist wahrscheinlich nicht mehr wichtig, wenn es sich wirklich um einen Serienkiller handelt.«
    »War diese Bowlby wirklich verstört?«
    »Zu Tode verängstigt. Außerdem sah sie blass und mager und schwächlich aus, so dass ich mich schon gefragt habe, ob

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