Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11
Muscadines Aids-Test nicht vielleicht doch positiv ausgefallen ist. Und ob er das Studium abgebrochen hat, weil er krank ist. Vielleicht ja auch wirklich nur, weil er den Job gefunden hat. Aber das ist ja jetzt wohl egal, oder?«
»Jetzt fühl dich mal nicht gleich überflüssig. MandyWright hat zwar einiges geändert, aber ich kann noch längst nicht andere Möglichkeiten ausschließen. Ein Wahnsinniger muss ja nicht unbedingt ein Fremder gewesen sein. Vielleicht haben Hope und Mandy denselben Mann gekannt.«
»Ein Callgirl und eine Professorin?«
»Diese Professorin war vielleicht ein wenig anders als die anderen«, entgegnete er. »Ich werde also trotzdem noch mit Kenny Storm reden, und ich werde das Alibi von diesem Huang überprüfen, darauf kannst du Gift nehmen. Außerdem wäre ich dir dankbar, wenn du auch noch mit der letzten Studentin sprechen würdest. Noch etwas:
Bevor der Anruf aus Las Vegas kam, hatte ich mir mal die letzten Fälle von Anwalt Barone vorgenommen, und Hopes Name wurde bei keinem von denen erwähnt. Wofür hat er Hope also bezahlt?«
»Für etwas, das sie möglichst geheim halten wollte?«
»Eine andere Erklärung fällt mir nicht ein. Und jetzt pass auf: Barone arbeitet häufig als Verteidiger bei Porno-Prozessen, meistens in San Francisco, wo er sein Büro hat, und mit Pornografie könnte ein Callgirl wie Mandy durchaus zu tun
gehabt haben. Aber ich habe partout keine Vorstellung, welche Rolle Hope dabei gespielt haben könnte.«
»Vielleicht hat sie ihr akademisches und feministisches Ansehen in den Dienst der Verteidigung gestellt?«, schlug ich vor.
»Wieso wird sie dann in den Akten nicht erwähnt?«
»Vielleicht hat Barone sie beauftragt, ein Gutachten zu schreiben, und war mit dem Ergebnis nicht einverstanden. Ist mir auch schon passiert.«
»Könnte sein. Jedenfalls werde ich gleich zum zehnten Mal versuchen, diesen ehrenwerten Anwalt ans Telefon zu bekommen. Außerdem würde ich noch immer gern mehr über Dr. Cruvic erfahren. Diese Beratungstätigkeit interessiert mich, bei dem vielen Geld.«
Ruth kam zurück in die Küche und setzte Wasser auf.
Ich sagte: »Im Hinblick auf Cruvic könnte ich mal das Frauengesundheitszentrum in Santa Monica unter die Lupe nehmen. Hast du die Adresse?«
»Leider nein. Okay, danke, Alex. Ich muss jetzt los, damit ich meinen Flieger noch kriege.«
»Guten Flug. Vielleicht kannst du ja auch ein bisschen Geld gewinnen.«
»Etwa auf Kosten des Steuerzahlers? Niemals! Und überhaupt sind Glücksspiele nicht meine Sache. Der Zufall macht mir Angst.«
Als ich auflegte, war Ruth schon dabei, Zwiebeln, Tomaten und Sellerie kleinzuschneiden, und das Wasser für die Spaghetti erreichte gerade den Siedepunkt.
»Geld gewinnen?«, fragte sie.
»Milo fährt nach Las Vegas. Er hat erfahren, dass dort ein Mord passiert ist, der dem an Hope Devane genau entspricht.«
Ich erzählte ihr die Einzelheiten. Das Messer hörte auf zu schneiden.
»Wenn es ein Irrer war«, sagte sie, »könnte es noch mehr solcher Fälle geben.«
»Er überprüft das jetzt landesweit.«
»Es ist grässlich«, sagte sie. »Du hast doch eben ein Frauengesundheitszentrum in Santa Monica erwähnt. Holly Bondurant hat sich da mal engagiert. Ich weiß, dass sie vor ein paar Jahren ein Benefizkonzert gegeben hat, weil ich ihre Gitarre dafür vorbereitet habe. Was hat denn das Zentrum mit dem Mord zu tun?«
»Wahrscheinlich gar nichts, aber Milo interessiert sich dafür, weil Hope zusammen mit einem Gynäkologen aus Beverly Hills namens Cruvic im Verwaltungsrat gesessen hat. Außerdem war Hope in Cruvics Praxis als Beraterin tätig - sie hat Patienten psychologisch betreut, die eine Fertilitätsbehandlung vor sich hatten. Wir waren heute Morgen da, und Milo meint, es könnte vielleicht was zwischen Cruvic und Hope gelaufen sein.«
»Wieso meint er das?«
»Weil er so begeistert über sie gesprochen hat. Und ihre Ehe scheint eher leidenschaftslos gewesen zu sein, also drängte sich die Frage förmlich auf. Du weißt ja, wie gründlich Milo ist. Auch wenn er jetzt diese neue Spur hat, er will trotzdem alles abklären.«
Sie legte das Messer hin, ging zum Telefon und wählte.
»Holly? Ich bin’s, Ruth Castagna. Hallo. Ja, wirklich lange her. Gut, alles in Ordnung. Und bei dir? Schön. Wie geht’s Joaquin? Der muss ja jetzt schon, warte... Vierzehn, das glaub ich einfach nicht. Hör mal, Holly, ich weiß nicht, ob du mir helfen kannst, aber...«
Nachdem sie aufgelegt
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