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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Mördern werden.«
    »Aber ich war auch in dem Ausschuss und bin offensichtlich bei bester Gesundheit.«
    Dasselbe Argument hatte Cruvic angeführt, als es um die Abtreibungsfrage gegangen war.
    »Ich möchte Sie etwas anderes fragen«, sagte ich. »Hat Hope je erwähnt, dass sie selbst missbraucht worden ist?«

    Seine Hand schloss sich fest um den Mantelaufschlag. »Nein.Wieso?«
    »Mitunter arbeiten Menschen gerade auf dem Gebiet, das sie persönlich betrifft.«
    Die dunklen Brauen rutschten ein Stück tiefer, und seine Augen blickten kalt. »Wollen Sie ihre Leistungen etwa auf bloße Psychopathologie reduzieren?«
    »Ich möchte so viel wie möglich über sie in Erfahrung bringen. Hat sie je über ihre Vergangenheit gesprochen?«
    Er ließ den Mantelaufschlag los, und seine Arme sanken sehr langsam nach unten. Dann hob er sie sehr rasch wieder, eine Bewegung, die an asiatische Kampfsportarten erinnerte, und verschränkte sie vor der Brust, als wollte er einen Angriff abwehren.
    »Sie hat über ihre Arbeit gesprochen. Mehr nicht. Alles, was ich über sie weiß, habe ich daraus abgeleitet.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Dass sie unglaublich intelligent und zielstrebig war und ihr die Arbeit sehr am Herzen lag. Gerade ihre Zielstrebigkeit hat mich begeistert. So bin ich auch. Ich verbeiße mich in eine Sache und lasse dann nicht mehr locker.«
    Er lächelte, weiße Zähne blitzten. »Ihr hat gefallen, dass ich bereit war, mich zu stellen und offen zu sagen, was ich denke. Ich meine nämlich nicht, die Menschen könnten einfach ihren Impulsen freien Lauf lassen. Das gilt hier immer noch als Ketzerei.«
    »Was ist mit der anderen Doktorandin, Mary Ann Gonsalvez?«
    »Was soll mit ihr sein?«
    »Ist sie auch zielstrebig?«
    »Weiß ich nicht.Wir hatten nicht viel Kontakt. So, ich muss jetzt los, ein Experiment machen. Falls Sie dieses Dreckstück kriegen, sorgen Sie dafür, dass er vor Gericht kommt
und zum Tode verurteilt wird, und dann laden Sie mich nach San Quentin ein, damit ich ihm höchstpersönlich die Giftspritze in den Arm jagen kann.«
    Er nickte knapp und ging dann die Treppe hinauf. Als er die schwere Glastür aufstieß, sah ich für einen kurzen Augenblick sein Spiegelbild. Der Zug um den fein geschnittenen Mund war schwer zu deuten.
    Grimasse oder Grinsen.

11
    Wie Cruvic hatte er voller Begeisterung über Hope gesprochen.
    Ihr Gatte hatte das nicht, trotz der feuchten Augen. Liebe, Sexualität, Stich in den Rücken …
    Seacrest war zwar noch nie wegen irgendwelcher Gewalttätigkeiten aktenkundig geworden, aber das waren viele Männer nicht, bevor sie ihre Frauen töteten. Und wie Seacrest waren diese Männer meist mittleren Alters.
    Auch die Tatsache, dass der Liebhaber ungeschoren davonkam, war typisch: Eifersüchtige Ehemänner machten meist ihre Frauen zum Opfer und verschonten den Liebhaber, es sei denn, er kam ihnen in die Quere.
    Aber falls Locking tatsächlich Hopes Liebhaber gewesen war, hätte Seacrest dann weiterhin Kontakt zu ihm gepflegt?
    Wagenreparatur gegen Arbeitsmaterial... ich dachte darüber nach, wie die beiden Männer miteinander umgegangen waren. Keinerlei Anzeichen von Feindseligkeit, aber sehr förmlich.
    Dann fiel mir ein Widerspruch auf: Am Vorabend hatte Locking Seacrest mit »Professor« angeredet. Heute hatte er von Phil gesprochen.

    Hatte das etwas zu bedeuten?
    Ich zog mir noch einen pappig schmeckenden Automatenkaffee, und während ich ihn auf dem Weg zu den Maschinenbauern trank, fragte ich mich, welche Überraschungen mich wohl bei dem Gespräch mit Patrick Huang erwarteten.
     
    Er reagierte nervös, als ich mich vorstellte, hatte aber nichts dagegen, mit mir zu reden.
    Wir suchten uns eine Bank an der Westseite des Innenhofs, und ich bot an, ihm einen Kaffee zu holen.
    »Nein, danke, ich habe sowieso schon dauernd eine Überdosis Coffein intus. Klausuren.«
    Er simulierte Händezittern und blickte besorgt drein.
    Er war zirka eins fünfundsiebzig groß, hatte ein glattes, kantiges Gesicht und trug das schulterlange Haar in der Mitte gescheitelt. Zu einem zerknitterten T-Shirt trug er eine kurze Hose und Strandlatschen. Unter einem Arm hielt er zwei Bücher über Thermodynamik geklemmt.
    »Danke, dass Sie bereit sind, mit mir zu reden, Patrick.«
    Er blickte nach unten auf den Tisch. »Ich hab’ mir schon gedacht, dass irgendwann einer bei mir auftauchen würde.«
    »Wieso das?«
    »Nachdem das mit Professor Devane passiert war, habe ich mir gedacht, die Sache mit

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