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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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schon Ärger, weil ich mit Ihnen geredet habe, ohne vorher meinen Dad zu fragen.Wenn Sie die Fotos haben wollen, setzen Sie sich mit ihm in Verbindung. Allan D. Huang. Bei Curris, Ballou, Semple und Huang.« Er ratterte eine Adresse und Telefonnummer im Stadtzentrum herunter, und ich schrieb mir alles auf.
    »Haben Sie mir sonst noch etwas zu sagen, Patrick?«
    »Über den Ausschuss?«
    »Den Ausschuss, Professor Devane, irgendwas.«
    »Was soll ich Ihnen sagen? Sie war knallhart. Konnte einem prima das Wort im Munde verdrehen. Und ihr Programm war klar: Alle Männer sind Schweine.«
    »Was ist mit den Beisitzern in dem Ausschuss?«
    »Die haben die meiste Zeit wie Schaufensterpuppen dagesessen - das war nämlich Professor Devanes Veranstaltung.
Wie bei diesen Fernsehshows, wo Leute aus dem Publikum auf die Bühne geholt und dann zum Narren gemacht werden. Nur, dies war echt.«
    Er ballte die freie Hand. »Sie hat mich doch tatsächlich gefragt, ob ich bloß zur Uni ginge, um Frauen zu belästigen. Und das alles nur, weil ich diesem Mädchen geholfen habe. Zum Kotzen, was? Na ja, bis dann, ich will meine Rikscha nicht verpassen.«
     
    Deborah Brittains Mathe-Seminar war schon längst zu Ende, und aus ihrem Stundenplan ging hervor, dass sie heute keine Vorlesung mehr hatte. Also machte ich mich auf den Weg zum Nordteil des Campus, um Reed Muscadine zu finden.
    Die MacManus Hall, wo das Blockseminar stattfand, war ein unauffälliges rosafarbenes Gebäude mit verschiedenen Theaterräumen im Parterre. Muscadines Seminar, das jetzt zur Hälfte um sein musste, war im Wiley Theater, im rückwärtigen Teil des Hauses. Die Flügeltür aus hellem Ahornholz war unverschlossen, und ich schlüpfte hinein. Das Licht war ausgeschaltet, aber ich konnte rund fünfzig Sitzreihen erkennen, ausgerichtet auf eine schwach bläulich erhellte Bühne.
    Noch während sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten, sah ich rund ein Dutzend Leute über den Saal verteilt. Keiner wandte den Kopf, als ich nach vorne ging.
    Oben auf der Bühne saßen ein Mann und eine Frau auf harten Holzstühlen, Hände auf den Knien, und starrten sich an.
    Ich setzte mich in die dritte Reihe und sah zu. Das Paar auf der Bühne rührte sich nicht, das spärliche Publikum ebenso wenig, und im Theater war es mucksmäuschenstill.
    Weitere zwei Minuten geschah nichts.

    Fünf Minuten, sechs... Gruppenhypnose?
    Engagements für Schauspieler waren rar, also wurden sie vielleicht an der Uni zu Schaufensterpuppen ausgebildet.
    Noch fünf Minuten vergingen, bis ein Mann in der vordersten Reihe aufstand und mit den Fingern schnippte. Untersetzt und kahl, winzige Brille, schwarzer Rollkragenpullover, schlabbrige grüne Kordhose.
    Die beiden auf der Bühne erhoben sich und gingen in verschiedenen Richtungen ab. Ein weiteres Paar erschien. Zwei Frauen. Sie setzten sich.
    Nahmen ihre Position ein.
    Wieder geschah nichts.
    Inzwischen hatten sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt, und ich suchte das Publikum ab, versuchte zu erraten, wer Muscadine sein mochte. Hoffnungslos. Ich sah auf die Uhr. Das Seminar würde noch knapp vierzig Minuten dauern, und diese Atmosphäre der Reglosigkeit drohte mich einzuschläfern.
    Ich huschte zur ersten Reihe und setzte mich neben den kahlköpfigen Fingerschnipper.
    Er bedachte mich mit einem kurzen Seitenblick und achtete dann nicht weiter auf mich.
    Ich holte meinen Polizeiausweis hervor und hielt ihn so, dass das Bühnenlicht darauf fiel.
    Der Mann sah ihn kurz an.
    »Ich suche Reed Muscadine«, flüsterte ich.
    Er richtete den Blick wieder auf die Bühne, wo die beiden Frauen weiter Salzsäule spielten.
    Ich steckte den Ausweis weg und schlug die Beine übereinander.
    Der Kahlkopf funkelte mich zornig an.
    Ich lächelte.
    Er deutete mit dem Daumen nach hinten zum rückwärtigen
Teil des Theaters und stand auf. Ich folgte ihm, und draußen vor dem Saal drehte er sich zu mir um.
    »Ich bin Professor Dirkhoff. Was zum Teufel wollen Sie?«, fuhr er mich an.
    »Ich suche -«
    »Das habe ich gehört.Warum?«
    Bevor ich etwas antworten konnte, sagte er: »Nun?«, wobei er das Wort theatralisch dehnte.
    »Es geht um den Mord an Professor Hope De -«
    »Um die Sache?Was hat denn Reed damit zu tun?« Er stützte in sokratischer Manier das Kinn auf die Knöchel einer Hand.
    »Wir unterhalten uns mit Studenten, die Professor Devane kannten, und er gehört dazu.«
    »Das müssen doch Hunderte sein«, sagte er. »Reine Zeitverschwendung. Und

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