Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
dem Ausschuss würde rauskommen. Mich wundert nur, warum es so lange gedauert hat.«
    Er rutschte unruhig hin und her. »Haben die einen Psychologen geschickt, weil die denken, ich spinne?«
    »Nein. Ich arbeite für die Polizei, und dort war man der Auffassung, ich könnte bei diesem Fall vielleicht eine Hilfe sein.«
    Er dachte darüber nach. »Kann ich mir eben einen Hamburger holen?«

    »Natürlich.«
    Er ließ seine Bücher bei mir liegen, ging in eine der Cafeterien und kam mit einem in Wachspapier gewickelten Päckchen, einer Portion schrumpeliger Pommes frites, die unter einem Klecks Ketchup fast verschwanden, und einer großen Limo wieder zurück.
    »Ein Onkel von mir ist Psychologe«, sagte er, während er sich setzte. »Robert Chan. Arbeitet mit Häftlingen.«
    »Nein, kenne ich nicht«, antwortete ich.
    »Mein Dad ist Anwalt.« Er machte das Päckchen auf. Das Papier glänzte vor Fett, und über den Rand des Hamburgers tropfte Käse. Er biss kräftig hinein, kaute schnell und schluckte. »Mein Dad war ultrasauer wegen dem Ausschuss. Weil ich ihm nichts davon erzählt habe. Damals hab’ ich das Ganze für einen schlechten Witz gehalten, also, warum es groß rumerzählen? Aber nachdem ich das von Professor Devane gehört hatte, hab’ ich mir gesagt, o je, ich bin im Eimer.«
    Er verdrehte die Augen.
    »Wie hat Ihr Vater es aufgenommen?«
    »Nicht besonders. Er ist konservativ - große Schande für die Familie und so.« Er biss ein kolossales Stück aus dem Hamburger und aß stoisch, während er mit leerem Blick auf den Hof starrte.
    »Nicht dass ich irgendwas Schlimmes getan hätte. Was ich bei der Anhörung gesagt habe, stimmt Wort für Wort. Dieses Mädchen ist eine ausgemachte Rassistin. Ich habe sie nicht belästigt, im Gegenteil, sie hat mich ausgenutzt. Aber Dad …«
    Er stieß einen leisen Pfiff aus und schüttelte den Kopf. »Erst hat er mich kräftig zur Brust genommen und mein Kreditkartenlimit für die nächsten sechs Monate gekürzt, dann hat er gesagt, ich müsste mich auf Schwierigkeiten gefasst
machen, weil die Polizei sich ganz sicher mit Professor Devanes Hintergrund beschäftigen würde. Aber dann kam nichts, und ich dachte schon, o Mann, Schwein gehabt.«
    Er schaute sich erneut um, dann zwang er seine Augen zurück zu mir. »Mal wieder Fehlanzeige. Jedenfalls, eigentlich muss ich mir keine Sorgen machen, weil ich an dem Abend, als sie ermordet worden ist, auf einem großen Familienfest war. Der fünfzigste Hochzeitstag von meinen Großeltern. Wir waren im Lawry’s. Es gab prima Essen mit allem Drum und Dran. Ich bin die ganze Zeit da gewesen, von acht bis nach halb zwölf, und habe direkt neben meinem Dad gesessen, bin schließlich der Kronprinz.Wir waren bestimmt hundert Leute. Das kann ich sogar beweisen, weil mein Vetter nämlich Fotos gemacht hat. Jede Menge Fotos. Jetzt staunen Sie, was?«
    Er warf mir einen wütenden Blick zu, schob die Schneidezähne über die Unterlippe und wedelte mit dem Zeigefinger. »Sehl viel Leis und Pekingente und Schweinefleisch süß-sauel, Sie velstehen?«
    Ich reagierte nicht darauf.
    »Wollen Sie welche?« Er zeigte auf die Pommes.
    »Nein, danke.«
    Er nahm einen großen Schluck von der Limo. »Wenn Sie die Fotos sehen wollen, schickt mein Dad sie Ihnen. Er hat sie doch tatsächlich in den Bürosafe gelegt.« Er lachte. »Kann ich jetzt gehen?«
    »Können Sie mir irgendwas zu Professor Devane sagen?«
    »Nein.«
    »Und über den Ausschuss?«
    »Hab’ ich doch schon gesagt, ein Witz.«
    »Wieso?«
    »Die Leute so vor eine Art Femegericht zu zerren. Aussage gegen Aussage. Ich weiß nicht, mit wie vielen anderen
Jungs sie das gemacht haben, aber wenn deren Fälle genauso blöd waren wie meiner, dann haben sie eine Menge Leute, die sauer sind.«
    »Hatten Sie das Gefühl, die Sache sei reine Schikane gewesen?«, fragte ich.
    »Ja, aber das lag zum Teil auch an mir. Ich hätte mich erst mit meinem Dad kurzschließen sollen, bevor ich dahin marschiert bin. Er hat mir gesagt, die hätten gar kein Recht dazu.«
    »Und warum sind Sie hingegangen?«
    »Wenn Sie einen Brief auf offiziellem Uni-Briefpapier kriegen, was würden Sie da machen? Mit wie vielen anderen Typen haben sie das auch so gemacht?«
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Aber ich rede mit den anderen auch nicht über Sie.«
    Er blinzelte. »Ja, okay, am besten vergisst man das Ganze.«
    Er nahm seine Bücher und stand auf. »Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Wahrscheinlich kriege ich sowieso

Weitere Kostenlose Bücher