Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11
mich gerichtet.
»Hallo, Sammy«, sagte ich.
»Eigentlich Samantha. Die Weibchen haben den stärksten Beschützerinstinkt - komm her, meine Süße. So ist brav, gib dem Onkel einen Kuss.«
Eine große Schnauze beschnüffelte feucht meine Hand.
»Niedlich«, sagte ich.
»Das ist sie, aber nur wenn Sie in Ordnung sind. Wenn nicht, tja dann ….« Ihr Lachen war so trocken wie ihre Haut. Der Hund schmiegte sich an ihr Bein, und sie tätschelte ihn.
»Wissen Sie vielleicht, wann Reed zurückkommt?«
»Nein, er ist Schauspieler.«
»Unregelmäßige Arbeitszeiten?«
»Im Augenblick hat er Spätschicht. Er arbeitet als Kellner.«
Vom Fernsehen zum Kellner? Ich sagte: »Hat er kein Glück mit der Schauspielerei?«
»Ist nicht seine Schuld«, entgegnete sie. »Das Geschäft ist hart.«
Sie wischte sich die Hände an der Hose ab und knetete den muskulösen Hundenacken.
»Sie sagen, eine Professorin ist ermordet worden. Und jetzt reden Sie mit all ihren Studenten?«
»Wir möchten so gründlich wie möglich arbeiten.«
»Na ja, wie schon gesagt, Reed ist ein netter Junge. Bezahlt seine Miete immer ziemlich pünktlich, oder er sagt mir rechtzeitig Bescheid, wenn’s mal nicht geht. Ich sehe ihm das nach, weil er stark ist und ein guter Handwerker. Manchmal macht er kleinere Reparaturen am Haus. Und mit Sammy versteht er sich blendend. Wenn ich meine Schwester in Palm Springs besuchen fahre, passt er auf Sammy auf. Er ist ein angenehmer Mieter. Auch als er krank war, hat er nicht lange auf der faulen Haut gelegen.«
»Er war krank?«
»Vor ein paar Monaten. Beim Gewichtheben ist ihm eine Bandscheibe rausgesprungen - ach, sieh mal an, jetzt können Sie selbst mit ihm reden.«
Ein zerbeulter gelber Volkswagen mit verrosteten Felgen hielt in der Einfahrt.
Noch kein Porsche.
Der Mann, der ausstieg, war älter, als ich erwartet hatte - um die dreißig -, und riesig. Eins fünfundneunzig, braungebrannt, mit sehr hellen grauen Augen und langem, vollem schwarzen Haar, das er nach hinten gekämmt trug, so dass es ihm über die meterbreiten Schultern fiel. Sein Gesicht war kräftig, kantig, perfekt für die Leinwand. Das Grübchen im Kinn hatte Kirk-Douglas-Format. Er trug ein dickes graues Sweatshirt mit abgeschnittenen Ärmeln, so dass sein gewaltiger Bizeps zu sehen war, sehr knappe schwarze Shorts und Sandalen ohne Socken. Ich versuchte, ihn mir gemeinsam mit Tessa Bowlby vorzustellen.
Er warf mir einen kurzen Blick zu, und seine grauen Augen blickten neugierig und intelligent; Tarzan mit Grips im Kopf. In einer Hand hielt er eine braune Tüte. Er reichte sie Mrs. Green und lächelte sie dabei strahlend an.
»Wie geht’s, Maidie? Hallo, Sam.« Während er den Bullmastiff streichelte, sah er mich erneut an. Sams Nacken warf dicke Wülste, als Muscadine den Kopf der Hündin hochdrückte. Ihre Augen blickten jetzt sanftmütig. Eine große, rosige Zunge leckte ihm die Hand.
»Allerbestens«, sagte Mrs. Green. »Dieser Herr ist von der Polizei, Reed, aber kein Cop. Ein Psychologe, was sagen Sie nun? Er will mit Ihnen über eine ermordete Professorin sprechen.«
Muscadines dichte Augenbrauen schnellten in die Höhe, und er blinzelte: » Welche Professorin?«
»Hope Devane«, sagte ich.
»Ach so … übrigens, die sind ganz frisch, Maidie.«
»Woher, aus dem Bioladen?«
»Woher denn sonst?«
»Biologisch.« Sie schnaubte. »Haben Sie sich mal überlegt, ob ich vielleicht nur wegen all der Konservierungsmittel, die ich in meinem Leben gegessen habe, so alt geworden bin?«
Sie schaute in die Tüte. »Pfirsiche um diese Jahreszeit? Die müssen doch ein Vermögen gekostet haben.«
»Ich hab’ bloß zwei genommen«, sagte Muscadine. »Die Äpfel waren aber billig, und sehen Sie sich die Farbe an.« Er wandte sich an mich: »Sie sind Psychologe?«
»Ich arbeite für die Polizei und beschäftige mich derzeit mit dem Disziplinarausschuss, den Professor Devane geleitet hat.«
»Oh. Klar. Möchten Sie mit hochkommen?«
»Devane«, sagte Mrs. Green und kratzte sich die Nase. »Wo hab’ ich den Namen schon mal gehört?«
»Sie ist ermordet worden«, sagte Muscadine. »Wie lang ist das jetzt her, drei Monate?«
Ich nickte.
»Ach ja, die. Sie hatte ein Buch geschrieben«, sagte Mrs. Green. »War sie Ihre Professorin, Reed?«
»Sie hat mir einiges beigebracht«, sagte Muscadine und sah mich an.
»Eine Professorin.« Sie schüttelte den Kopf. »In so einer Gegend.Was für eineWelt. - Danke für das Obst,
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