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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Reed.«
    »Keine Ursache, Maidie.«
    Muscadine und ich gingen die Einfahrt hinauf.
    Mrs. Green sagte: »Aber geben Sie nicht wieder so viel Geld aus. Nicht, bevor Sie ein Star geworden sind.«
    Als wir unten vor der Treppe ankamen, fragte er: »Schätzen Sie mal, wie alt sie ist.«
    »Achtzig?«

    »Neunzig im nächsten Monat, vielleicht sollte ich wirklich Konservierungsmittel futtern.« Er sprang die Treppe hinauf, nahm drei Stufen auf einmal und schloss bereits die Tür auf, als ich oben ankam.
    Die Wohnung bestand aus einem einzigen Zimmer mit winziger Kochnische und einem Bad.
    Zwei Wände waren verspiegelt, die anderen reinweiß gestrichen. Eine riesige Gewichthebemaschine aus Chrom nahm die Mitte des Raumes ein, und daneben stand eine Gymnastikbank. An der Wand dahinter war ein Gestell mit verschiedenen, nach Gewicht sortierten Hanteln. Ein Doppelfenster, umrahmt von lächerlich zarten Baumwollvorhängen, eröffnete den Blick auf blühende Orangenbäume. Vor dem Spiegel standen ein elektrisches Laufband, ein Stepper, eine Skilanglaufmaschine und, in die Ecke gequetscht, ein breites Bettgestell mit Doppelmatratze. Schwarze Leinenbettwäsche und zwei Kopfkissen. Ich musste an Tess und Muscadine denken.
    Die einzigen herkömmlichen Möbelstücke waren ein billiges Nachttischchen aus Holz und eine Kommode. An einem mit Rollen versehenen Aluminiumgestell hingen nach Farben sortiert Hemden, Stoffhosen, Jeans und Jacketts. Nicht gerade viele, aber offenbar von guter Qualität. Auf dem Boden unter der Garderobe standen zwei Paar Laufschuhe, ein braunes und ein schwarzes Paar Halbschuhe und graue Cowboystiefel.
    Auf der gekachelten Arbeitsplatte in der Kochnische standen bloß ein Mixer und eine Kochplatte. Der Kühlschrank war erstaunlich klein. An seiner Tür forderte ein Aufkleber: DENKE POSITIV - ABER LÄRNE RICHTICH SCHRAI-BEN. Muscadine schob mir einen von zwei Plastikhockern hin und sagte: »Tut mir leid, aber ich habe nicht oft Gäste.«
    Wir setzten uns.

    »Danke, dass Sie vor Maidie nichts Näheres über den Disziplinarausschuss gesagt haben. Sie lässt mich manchmal die Miete etwas später zahlen, und im Augenblick kann ich das ganz gut gebrauchen.«
    Ich sah mir die Fitnessgeräte an. »Nette Einrichtung.«
    »Früher habe ich in einem Fitness-Center gearbeitet, das pleite gegangen ist. Hab’ das Zeug billig gekriegt. Ich weiß, dass es komisch aussieht, den ganzen Kram in einem so kleinen Zimmer stehen zu haben, aber es kommt mich immer noch billiger, als wenn ich Gebühren für einen Fitnessclub bezahlen müsste, und im Augenblick ist mein Körper mein einziges Kapital.«
    Es war heiß in dem Raum, aber seine Haut war trotz des dicken Sweatshirts trocken. Er warf sein Haar nach hinten und lachte. »Ich habe mich gerade nicht ganz richtig ausgedrückt. Ich meinte, ganz gleich, wie intellektuell man an die Schauspielerei herangeht, die ganze Filmindustrie basiert auf dem ersten Eindruck, den jemand macht, und wenn man erst mal ein bestimmtes Alter erreicht hat, muss man härter arbeiten.«
    »Welches Alter ist das?«
    »Das ist bei jedem anders. Ich bin einunddreißig. So weit, so gut.«
    »Erster Eindruck?«, sagte ich. »Meinen Sie die berühmte Couch des Regisseurs?«
    »So etwas kommt immer noch vor, aber ich meinte etwas anderes. Ich kann bis an mein Lebensende auf die Schauspielschule gehen und Stanislawsky studieren, aber wenn der Körper nachlässt, dann sinkt auch der Marktwert.« Er deutete mit dem Daumen nach unten.
    »Wie lange arbeiten Sie daran?«
    »Seit ein, zwei Jahren. Davor habe ich neun Jahre als Steuerberater gearbeitet. Schließlich konnte ich keine Zahlen
mehr sehen und habe noch mal angefangen zu studieren. Möchten Sie was trinken?«
    »Nein, danke.«
    »Ich aber.« Er öffnete den Kühlschrank und holte eine von zirka zwanzig Mineralwasserflaschen heraus. Ansonsten lag nur noch eine Grapefruit darin.
    Er öffnete den Verschluss mit zwei Fingern und nahm einen tiefen Schluck.
    »Warum haben Sie das Studium abgebrochen?«, sagte ich.
    »Donnerwetter, wie schnell sich so was doch rumspricht. Wer hat es Ihnen gesagt?«
    »Professor Dirkhoff.«
    »Der gute alte Dirkhoff. Unser kleiner Homo. Er ist ziemlich verärgert über mich, weil er meint, ich hätte noch zwei Jahre mehr damit zubringen sollen, meine verborgenen Talente zu entwickeln.«
    Er beugte einen Arm, ließ die Hand kreisen. »Vielleicht hätte ich Dirkhoff vor den Disziplinarausschuss bringen sollen. Das hätte Devane

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