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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Anwalt, den du haben willst?«
    »Scheiße.«
    Milo stand auf.
    »Scheiße.«
    »Scheiße ja oder Scheiße nein.«
    »Scheiße nein. « Ballitser befühlte seinen Unterkiefer.
    »Das Aspirin wirkt wohl noch nicht?«
    Keine Antwort.
    »Darrell?«
    »Scheiße.«
    Angela Boatwright reckte sich. »Ein spannender Gedankenaustausch.«
    Milo stand auf und kam in den Beobachtungsraum. »Welcher Anwalt ist zur Zeit frei?«
    »Ich kümmere mich drum«, erwiderte Boatwright.
    Nach zwei weiteren Limos und einem Hamburger mit Fritten tauchte ein entnervt aussehender Anwalt namens Leonard Kasanjian auf. Er hatte langes, glatt nach hinten gekämmtes Haar, einen Dreitagebart und müde dunkle Augen hinter einer winzigen Brille mit Drahtgestell. Sein olivenfarbener Gabardineanzug war maßgeschneidert.

    Als er näher kam, lächelte Boatwright und flüsterte: »Wir haben ihn aus dem Le Dome rufen lassen.«
    »Hallo, Angela«, sagte er, und sein Gesicht hellte sich auf: »Hast du heute Nacht Dienst?Wie geht’s -«
    »Guten Abend, Mr. Kasanjian«, sagte sie schroff, und das Lächeln des Anwalts erstarb. Dann fing sie an, ihm den Fall zu erläutern.
    Als sie fertig war, sagte er: »Kommt mir ziemlich klar vor.«
    »Ihnen vielleicht.«
    »Mr. Ballitser«, sagte Kasanjian und stellte seine Aktentasche auf den Tisch.
    Die freie Hand des Jungen schoss nach oben und fegte die Tasche vom Tisch.
    Kasanjian hob sie auf und schnippte sich ein Stäubchen vom Jackettaufschlag. Lächelnd, aber seine Augen blickten wütend.
    »Mr. Ballit -«
    »Scheiße!«
    Milo sagte: »Also schön, wir bringen ihn jetzt ins Untersuchungsgefängnis und besorgen uns einen Durchsuchungsbefehl für seine Wohnung.«
    Ballitser kippte mit dem Stuhl hin und her und starrte zur Decke.
    Kasanjian sagte: »Ich komme morgen früh zu Ihnen ins Gefängnis, Darrell. Reden Sie bis dahin mit niemandem.«
    Nichts.
    Dann: »Scheiße.«
    Kasanjian schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Er und Milo gingen Richtung Tür.
    Ballitser sagte: »Weg!«
    Beide Männer drehten sich zu ihm um.
    »Was haben Sie gesagt?«, fragte Kasanjian.
    Schweigen.

    »Weg?«, sagte Kasanjian. »Was soll das heißen?«
    »Scheiße!«, sagte der Junge, Speichel sprühend und um sich tretend.
    »Ganz ruhig, Darrell«, sagte Kasanjian.
    Ballitser schlug krachend mit der Faust auf den Tisch. Seine Augen wanderten zur Tür, sein Oberkörper bebte und verkrampfte sich. »Weeeg! Weeeg! Deshalb! Verdammte Scheiße! Deshalb! Verdammte Scheiße!«
    Kasanjian wirkte verunsichert. »Beruhigen Sie sich, Darrell.«
    Er wandte sich an Milo. »Er braucht offensichtlich psychiatrische Hilfe, Detective, ich verlange, dass Sie unverzüg -«
    »Weeeg! Weeeg!«
    Ballitsers Körper zuckte, er schlug sich auf die Brust, trat gegen den Stuhl, trommelte auf den Tisch, immer und immer wieder.
    »Was soll das heißen, ›weg‹, was heißt ›deshalb‹?«, fragte Milo.
    »Deshalb!«
    »Kannst du Dr. Cruvic deshalb nicht leiden?«
    »Scheiße, ja! Er hat’s getan!« Der Junge fing an zu schluchzen, schlug sich die Fingernägel der freien Hand tief in die Wange. Milo riss die Hand zurück und hielt sie fest. Darrells entstelltes Gesicht war schmerzverzerrt.
    »Cruvic hat es getan«, sagte Milo sanft.
    »Jaaa!«
    »Er hat es Chenise angetan.«
    »Jaaa!Weeeg!Wie ein Stück Dreck!«
    Ballitser klammerte sich keuchend am Tisch fest. Plötzlich ließ er den Kopf jäh nach vorn fallen. Er hob flehend die freie Hand. In dieser Geste lag nichts Aggressives mehr.
    Milo beugte sich vor. »Sag’s mir, mein Junge.« Tränen rannen über Darrells Gesicht.

    »Ist schon gut, sag’s mir, mein Junge.«
    Darrell zitterte am ganzen Körper.
    »Was hat er getan, Darrell?«
    Darrell hob eine Hand hoch in die Luft. Seine Augen schossen hin und her.
    »Er hat unser Baby weggemacht!«

23
    Zwanzig Minuten später kam Kasanjian nach einer Unterredung mit seinem Mandanten heraus, lächelnd. »Tja, das sind mildernde Umstände.«
    Angela Boatwright kam mit einer Tasse Kaffee aus dem Einsatzraum.
    »Hallo, Angie«, sagte er zu ihr. »Danke für die Mandantenvermittlung. Besonders toll war, dass ich mitten aus einem Rendezvous gerissen wurde.«
    »Ich helfe doch immer gern.«
    Sie warfen sich messerscharfe Blicke zu.
    Milo fragte: »Wo ist Chenise?«
    »Den Gang runter.«
    »Hat ihre Mutter sich gemeldet?«
    »Noch nicht«, sagte Boatwright, »und bei ihr zu Hause hebt keiner ab.«
    Ich sagte: »Falls die Mutter was mit der Operation zu tun hatte, fürchtet

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