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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Officer stieg in die Luxuslimousine, fuhr bis zur nächsten Ecke und ließ denWagen dort stehen. Als er zurückkam, schüttelte der Doktor ihm die Hand. Dann entdeckte Cruvic die Presseleute und sagte etwas zu den Beamten.
    Während die Polizisten versuchten, die Mikrofone auf Abstand zu halten, trabte Cruvic mit gesenktem Kopf zum Bentley. Milo und ich erreichten ihn, als er gerade die Hand an den Türgriff legte.
    »’n Abend, Doc«, sagte Milo.
    Cruvic fuhr herum, als ob er ein zweites Mal zuschlagen wollte. Der schwarze Pullover spannte sich über der breiten Brust. Er rieb sich wieder die Knöchel und sagte: »Hallo, Detective Sturgis.«
    »Ereignisreicher Abend, Sir?«
    Cruvic betrachtete seine Hand und grinste.
    »Bluterguss?«
    »Tut ein bisschen weh, aber ich leg’ mir etwas Eis drauf, dann wird’s wohl nicht so schlimm werden. Gut, dass ich morgen nicht operieren muss.«

    Er stieg in den Bentley. Milo schob sich zwischen die offene Tür und den Wagen.
    »Können wir uns ein wenig unterhalten, Sir?«
    »Wozu? Ich habe der hiesigen Polizei schon alles gesagt.«
    »Das weiß ich, Sir. Aber wenn es Sie nicht stört -«
    »Ehrlich gesagt, das tut es.« Lächeln. »Der Tag war sowieso schon anstrengend, und das war jetzt der krönende Abschluss.«
    Er betrachtete seine Hand und steckte sie in die Tasche. »Ich muss Eis draufpacken, bevor sie anschwillt.«
    »Sir -«
    Kopfschüttelnd sagte Cruvic: »Tut mir leid, ich muss meine Hand versorgen.«
    Er drehte einen goldenen Zündschlüssel, und der Bentley sprang fast unhörbar an. Cruvic legte den Gang ein.
    Milo blieb stehen, wo er war. Die Fernsehleute näherten sich im Laufschritt.
    Cruvic nahm den Fuß von der Bremse, langsam setzte sich der Wagen in Bewegung. Milo trat zur Seite, und Cruvic schloss die Tür.
    »Wann können wir mit Ihnen reden, Sir?«
    Cruvics Augen verengten sich. »Rufen Sie mich morgen an.«
    Als der Bentley leise vorbeirollte, machten die Polizisten für ihn die Straße frei.

22
    Darrell Ballitser war neunzehn Jahre alt und wirklich mager. Eins fünfundsiebzig groß und knapp fünfundfünfzig Kilo schwer, wie aus den Einlieferungspapieren hervorging.
    Er saß im Verhörzimmer der Polizei von Beverly Hills und
hielt einen Pappbecher mit Limo in der Hand. Schon den dritten. Sein Gesicht war lang und schmal, der geschorene Schädel voller Beulen. Der blonde Schnurr- und Kinnbart war kaum mehr als Flaum. Die blutunterlaufenen Augen, die aggressiv und verängstigt zugleich wirkten, blickten nirgendwohin.
    Im Nacken hatte er eine blaue Tätowierung mit dem Harley-Davidson-Zeichen, und vorn am Hals prangte in Blau und Rot der Name CHENISE. Sein schlabberiges T-Shirt war verdreckt, ebenso wie die viel zu weiten Jeans, die nur durch einen schwarzen Ledergürtel an Ort und Stelle gehalten wurden. Zwei Ringe in einem Ohr, drei im anderen. Ein Ring in der Nase. Die Natur sorgte für zusätzliche Verzierungen: rot entzündete Aknepickel auf Gesicht, Rücken und Schultern. Cruvic verdankte er ein blaues Auge, eine aufgeplatzte Lippe, einen Bluterguss am Kinn und einen geschwollenen Unterkiefer.
    Er kippte mit seinem Stuhl vor und zurück, soweit das mit den am Tisch befestigten Handschellen möglich war.
    Milo saß ihm gegenüber, gelassen, beinahe gelangweilt. Ballitser trank den letzten Schluck Limo. Er hatte zwei Donuts verspeist, die ihm Detective Angela Boatwright, eine schlanke, junge, dunkelhaarige Polizeibeamtin, besorgt hatte.
    Boatwright wirkte gut gelaunt. Sie sprach lässig, hatte Sommersprossen und helle Augen, einen durchtrainierten Körper und etwas zu große Hände. Wenn sie mit Ballitser zusammen war, benahm sie sich wie eine mitleidige große Schwester, aber außer Hörweite hatte sie ihn als »ein jämmerliches, kleines Arschloch« bezeichnet.
    Jetzt saß sie im Beobachtungsraum hinter dem Einwegspiegel und trank Kaffee. Ich war verblüfft, wie bereitwillig Boatwright und ihr Partner, ein kahlköpfiger Detective namens
Hoppey, Milo die Führung überlassen hatten. Vielleicht erriet sie meine Gedanken, denn als wir ins Zimmer traten, sagte sie: »Wir haben ihn wegen versuchter Körperverletzung festgenommen, aber der Mordfall ist natürlich wichtiger. Ein Glück, dass dieser Doktor so gut reagiert hat.«
    Im Verhörraum sagte Milo gerade: »Darrell, ich werde dir einen Anwalt besorgen, ob du willst oder nicht.«
    Keine Antwort.
    »Darrell?«
    Ballitser knüllte den Pappbecher zusammen und warf ihn zu Boden.
    »Kennst du einen

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