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Woerter durchfluten die Zeit

Woerter durchfluten die Zeit

Titel: Woerter durchfluten die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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schlafen«, sagte er zu dem Kater.
     
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    »Willst du da wirklich wieder hin?«, fragte Jules Lucy am nächsten Morgen. Colin war noch nicht in der Küche aufgetaucht. Wahrscheinlich schlief er noch.
    »Ja, klar. Wieso?«, fragte diese erstaunt zurück.
    »Ich hatte nicht den Eindruck, dass dir der Tag gestern besonders gut bekommen ist. Sicher hast du einen Höhlenkoller oder so was«, erklärte Jules.
    »Quatsch«, lachte Lucy sie aus. »Wahrscheinlich habe ich mir was eingebildet. Heute werde ich einfach das tun, was Miss Olive mir sagt, und du wirst sehen, ich werde nicht wieder mit wilden Fantasien nach Hause kommen.«
    »Hoffen wir’s«, murmelte Jules in ihre Teetasse.
    »Was machst du heute?«, fragte Lucy, um ihre Freundin auf andere Gedanken zu bringen.
    »Ich bin letzte Nacht beinahe mit meiner Hausarbeit fertig geworden. So gesehen hatten deine wilden Fantasien auch was Gutes. Sonst wäre ich wohl nicht zu Hause geblieben.«
    »Das hättest du nicht tun müssen«, warf Lucy ein. »Ich brauche keinen Babysitter.«
    »Ach, papperlapapp. Ich sag doch – es war gut so. Heute nutze ich noch den Schwung und dann kann ich das Ding abgeben. Im Grunde bin ich dir dankbar.«
    »Na gut«, sagte Lucy. »Aber dann lass uns heute Abend etwas unternehmen, ok? Ich frage Marie, ob sie mitkommen will. Ich finde, es wird Zeit, dass sie sich mal wieder um uns kümmert. Und Chris ist bestimmt froh, wenn er mal seine Ruhe hat.«
    Jules grinste und nickte. Sie war sich da anscheinend nicht so sicher. »So wird’s gemacht und nun los mit dir. Sonst kommst du wieder zu spät. Und vergiss nicht rechtzeitig auszusteigen«, rief sie ihr hinterher.
     
    Miss Olive wartete am Informationsschalter auf Lucy. Sie war in ein angeregtes Gespräch mit Marie vertieft. Lucy trat zu ihnen.
    »Guten Morgen«, begrüßte sie die beiden.
    Miss Olive erwiderte ihren Gruß. »Ich erkläre dir heute, was du tun musst, wenn eins unserer seltenen Exemplare zur Ansicht nach oben gebracht werden soll.«
    Lucy nickte und sah aus dem Augenwinkel, dass Marie ihr zuzwinkerte. Als sie und Miss Olive gerade dabei waren, den Empfangsbereich zu verlassen, stürmte ihnen eine aufgebrachte Ms. Drake entgegen.
    »Was ist der denn wieder über die Leber gelaufen?«, murmelte Marie.
    »Guten Morgen, Ann«, begrüßte Miss Olive sie und erntete daraufhin nur ein Schnauben. »Gutes Benehmen war noch nie ihre Stärke«, bemerkte Miss Olive und ging zielstrebig auf eine Treppe zu, die nach oben in den Lesesaal führte.
    »Sie kennen sie schon länger?«, fragte Lucy erstaunt.
    »Wir haben zusammen studiert«, antwortete Miss Olive knapp. »Schon damals war sie eine besserwisserische Schreckschraube«, setzte sie kurze Zeit später hinzu und lächelte ihr verschwörerisch zu. Lucy grinste zurück.
    Der Lesesaal der Bibliothek war atemberaubend. Er wirkte eher wie eine Filmkulisse denn wie ein Raum, der tatsächlich täglich benutzt wurde. Unzählige kleine Tische waren hier aufgereiht, getrennt durch halbhohe Bücherregale, in denen hauptsächlich Nachschlagewerke zu finden waren. Auf allen Tischen standen altmodische kleine Lampen mit grünen Schirmen. Überhaupt war alles altmodisch, aber Lucy gefiel es so, wie es war.
    »Wenn ein Leser eines unserer seltenen Exemplare bestellt, dann darf er es nur hier nutzen.« Das wusste Lucy selbstverständlich längst, trotzdem hörte sie Miss Olives Ausführungen aufmerksam zu.
    »Es kommt immer wieder mal vor, dass Studenten oder Professoren eines der älteren Werke ansehen möchten. Manchmal aus eigenem Interesse, meistens aber zu wissenschaftlichen Zwecken«, erklärte Miss Olive. »Wenn sie ein Buch hier am Schalter anfordern, dann werden wir benachrichtigt und suchen das Gewünschte heraus. Die meisten wissen, dass sie die Ausleihe mindestens einen Tag früher anmelden müssen. Du wirst mich in den nächsten Tagen begleiten, wenn ich die Bücher hochbringe. Jeder Benutzer wird genau aufgeklärt, wie er mit dem Buch zu verfahren hat. Auf keinen Fall darf ein Buch aus der Bibliothek entfernt werden. Hast du verstanden? Es könnte sein, dass manche Studenten dich dazu überreden möchten. Es ist verboten, auch wenn sie dir noch so schöne Augen machen.« Miss Olive sah Lucy streng an.
    »Ich hab’s verstanden«, murrte diese und kam sich vor wie in der fünften Klasse.
    »Dann ist es ja gut«, lenkte Miss Olive ein. »Wir holen uns jetzt einen Kaffee und dann machen wir unten weiter.«
    Lucy folgte ihr zu

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