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Wofür du stirbst

Wofür du stirbst

Titel: Wofür du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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Bericht zusammen …«, fing ich an.
    »Keith? Bist du noch auf dem Revier? … Könntest du? Das wäre toll. Bitte komm gleich rauf in die Einsatzzentrale, wenn du da bist, es gibt neue Entwicklungen … Nein, das nicht. Du musst dir ein paar Telefonrechnungen ansehen – geht das?«
    Dem folgte eine Pause. Vermutlich war dieser Keith nicht sonderlich erpicht darauf, wegen diesen »neuen Entwicklungen« noch einmal reinzukommen und Onlineformulare auszufüllen.
    »Ich hätte dich nicht angerufen, wenn es nicht wichtig wäre. Außerdem hast du Bereitschaft.« Der Ton des DCI war plötzlich kühl. »Danke. Ruf mich bitte an, wenn du fertig bist, ja? Tschüss. Schönes Wochenende. Ciao.«
    Er legte auf, sah auf das Handy und schüttelte leicht verwirrt den Kopf. Dann sah er mich wieder an.
    »Keith müsste in ein paar Minuten hier sein. Er hat Bereitschaftsdienst, also hören Sie nicht auf sein Gejammer, okay? Sagen Sie ihm, was er tun soll und sorgen Sie dafür, dass er mir zur Autorisierung alles zumailt. Mit ein wenig Glück haben wir die Rechnungen relativ schnell. Das hat oberste Priorität, machen Sie ihm das klar. In Ordnung?«
    »Danke«, sagte ich. »Haben Sie eine Ahnung, wie lange es dauern wird, bis wir die Rechnungen bekommen?«
    »Das kommt auf den Provider an – in der Regel dauert es weniger als vierundzwanzig Stunden. Vielleicht geht es sogar noch schneller. Was halten Sie von ein paar Überstunden an diesem Wochenende?«
    »Das wäre großartig.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie wieder auf dem Damm sind, Annabel? Sie haben ein paar schwere Wochen hinter sich.«
    »Ich weiß. Ich muss mich beschäftigen. Aber danke der Nachfrage.«
    Er zögerte. Ich spürte seine plötzliche Unbeholfenheit und wartete, was als Nächstes kommen würde.
    »Man hat Sie befragt, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Sie konnten sich an nichts mehr erinnern? Ich meine, an das, was passiert ist?«
    »Ich versuche, nicht daran zu denken, Sir. Ich weiß, das ist nicht sonderlich hilfreich.«
    »Ist schon in Ordnung. Hier geht es nicht um hilfreich oder nicht. Ich möchte, dass Sie wissen, dass Sie jederzeit mit uns reden können. Falls Ihnen noch etwas einfallen sollte.«
    Was dachte er denn? Dass ich mich plötzlich wieder an alles erinnerte, was der Engel zu mir gesagt hatte, und es dann für mich behielt? Einfach so zum Spaß? Ich schüttelte den Kopf.
    Er vergewisserte sich, dass ich seine Handynummer hatte, ging dann und ließ mich in dem großen, stillen Büro alleine zurück. Ich wartete auf Keith und wandte mich unterdessen wieder meinem Bericht zu.

 
    Colin
    Diese Chronicle-Aktion geht immer noch weiter. Vor drei Wochen stand in der üblichen Aufrüttelungslitanei ein kurzer Absatz über eine Frau, die in »elendem Zustand« aufgefunden und ins Krankenhaus gebracht worden sei. Mr. Sam Everett benutzte seine Kolumne für einen Aufruf, in dem er um Hinweise zu der für diesen Zustand verantwortlichen Person bat. Verantwortlich für was? Dafür, dass sie Menschen half, aufdringlichen Personen zu entgehen, die nicht verstehen, dass es ein seliger Zustand ist, in Ruhe gelassen zu werden?
    Heute ist nichts auf der Titelseite, nur im Innenteil findet sich ein Artikel, in dem steht, man solle mit Freunden und Nahestehenden Kontakt halten, ganz egal wo sie leben. Dazu ein kurzes Interview mit dem Chefermittler, Detective Chief Inspector Paul Moscrop. Er sieht irgendwie amerikanisch aus, ein Macher – ebenmäßige, weiße Zähne und Managerhaarschnitt. Er sagt, die Ermittlungen kämen gut voran, und jeder, der Hinweise liefern könne, solle sich melden.
    Während ich das lese, habe ich einen Moment das Bedürfnis, mich selbst zu melden, aus der Menge hervorzutreten und alle zu überraschen. Offenbar gibt mir die kurze Würdigung meiner Person in der Zeitung einen Kick, und jetzt brauche ich mehr. Der Gedanke, die Geschichte könne sie – schon jetzt! – langweilen, wo ich doch noch weitere Überraschungen, andere Leckerbissen für sie parat habe, frustriert mich. Sie sollten stolz auf mich und meine Leistungen sein. Sie sollten bewundern, was ich tue, und mich dafür loben – und es nicht als Verbrechen abtun, als hätte ich eine Wand besprüht oder einen Braten aus dem Supermarkt gestohlen.
    Wenn ihnen langweilig ist, muss ich ihnen was liefern, das sie ein wenig auf Trab bringt. Ich muss ihnen ganz genau zeigen, wozu ich in der Lage bin.
    Obwohl da draußen noch andere alleine und ungestört auf ihre Entdeckung warten und sich in

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