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Wofür du stirbst

Wofür du stirbst

Titel: Wofür du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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wendete, sodass er wieder mit der Schnauze zur Hauptstraße stand. Ich öffnete die Beifahrertür und stieg ein.
    »Alles okay?«, fragte er.
    Am Telefon hatte er überrascht geklungen, hatte nicht erwartet, dass ich so früh fertig sein würde. Ich hatte überlegt, den Bus oder ein Taxi zu mir nach Hause zu nehmen und ihm dann eine SMS zu schicken, doch sicher wäre er kurze Zeit später bei mir aufgetaucht. Die Tür zu schließen und die Welt auszublenden kam nicht mehr infrage.
    »Ja und nein. Ich bin raus aus dem Fall. Offenbar hätte ich gar nicht erst die Einsatzzentrale betreten dürfen, weil ich ein Opfer des Täters bin.«
    »Ist das die gute oder die schlechte Nachricht?«
    »Die gute Nachricht ist, dass jemand verhaftet wurde und vermutlich am späten Nachmittag verhört wird.«
    »Im Ernst? Wer ist es?«
    »Sam, darüber darf ich nicht sprechen.«
    »Was sollte ich denn deiner Meinung nach tun? Ich darf ihn doch gar nicht beim Namen nennen, solange nicht offiziell Anklage gegen ihn erhoben wurde. Außerdem ist die morgige Ausgabe schon im Druck. Seine Verhaftung wird morgen sowieso in den Lokalnachrichten bekannt gegeben. Am Dienstag weiß jeder Depp darüber Bescheid.«
    »Na schön, ich will nicht darüber sprechen. Jetzt zufrieden?«
    Er schwieg, ich fühlte mich schrecklich. Es war nicht seine Schuld; nichts war seine Schuld. Auf der Windschutzscheibe lagen Regentropfen; er machte die Scheibenwischer an, die sich quietschend in Bewegung setzten. Ich versuchte irgendwie, das Thema zu wechseln und die Sache ein wenig zu entschärfen. »Hast du irgendwas Hübsches in der Stadt gefunden?«
    »Nein, nicht wirklich«, sagte er.
    »Du schmollst doch nicht etwa, oder?«
    »Natürlich nicht.«
    »Oh doch.«
    Er antwortete nicht – ich hatte also recht. Und ich konnte Leute, die schmollten, nicht leiden. »Hör mal«, sagte ich. »Was hältst du davon, wenn ich heute Abend für alle Essen bestelle? Ich möchte mich gerne bei deiner Familie und dir dafür bedanken, dass ihr mich so lange ertragen habt.«
    »Das musst du mit Irene klären«, sagte er. »Du kannst nicht einfach ihre Kochpläne durcheinanderbringen. Die plant sie mit militärischer Präzision.«
    »Ich möchte mich trotzdem bedanken«, sagte ich. »Ich packe später meine Sachen. Vielleicht bleibe ich noch eine Nacht, was hältst du davon?«
    »Wie meinst du das?«, fragte er. »Willst du etwa gehen?«
    Er blieb an der Ampel stehen und drehte sich zu mir. Ich sah ihn an. Wenn ich zu ihm gesagt hätte, dass ich mir ein Bein abhacken wollte, hätte er nicht entsetzter dreinblicken können.
    »Du brauchst dich nicht mehr um mich zu kümmern, Sam. Er sitzt jetzt hinter Gittern. Mein Haus ist sicher.«
    »Es geht doch nicht nur um ihn«, sagte er. »Mir gefällt die Vorstellung nicht, dass du alleine zu Hause bist. Du hast eine sehr schwere Zeit hinter dir. Du brauchst Freunde um dich.«
    »Du warst sehr nett zu mir, aber irgendwann muss ich wieder nach Hause. Je früher, desto besser, oder?«
    Er sah mich so lange an, dass der Wagen hinter uns zu hupen anfing. Die Ampel hatte umgeschaltet. Er schüttelte den Kopf und fuhr los. »Was ist mit der Katze? Sie hat sich gerade erst eingewöhnt.«
    »Was – willst du jetzt das Sorgerecht für meine Katze?«
    »Sei doch nicht so.«
    »Das war nur ein Witz.«
    »Schön, ich lache aber nicht. Ich möchte nicht, dass du alleine wohnst. Du wurdest erst vor zwei Wochen aus dem Krankenhaus entlassen. Was ist, wenn irgendwas passiert?«
    So ging das die ganze Fahrt bis zur Keats Road weiter. Am Ende ließ er sich auf meinen Vorschlag ein, dass wir praktisch ständig Telefonkontakt halten würden, ich die Tür verriegelte und sie niemandem öffnete, den ich nicht kannte. Wenn ich in die Stadt wollte, würde er mich fahren, und das vermutlich für den Rest meines Lebens. Wie lächerlich. Je mehr er redete, desto mehr wollte ich nur noch seiner Nörgelei entkommen.
    Ich wollte nach Hause.

 
    Colin
    Das Verhör dauerte mit Unterbrechungen den ganzen Tag. Zwischen den Verhören brachte man mich in die Zelle zurück, die ich inzwischen als meine eigene betrachtete. Zu Mittag brachte man mir ein Tablett mit etwas, das Shepherd’s Pie ähnelte, zusammen mit khakifarbenen Dosenerbsen und einem Plastikbecher mit Wasser. Ich aß ein wenig von dem Shepherds Pie, bereute es aber sofort. Ich hatte den Geschmack noch Stunden später im Mund.
    Wieder fragte man mich, ob ich einen Anwalt wolle, da ich ein Recht darauf hätte,

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