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Wofür du stirbst

Wofür du stirbst

Titel: Wofür du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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ihrem Weg geholfen haben‹?«
    »Ich habe keine Freunde, Detective Constable Lewis.«
    »Kein Wunder. Sie verbringen zu viel Zeit damit, sich in das Leben anderer einzumischen, oder?«
    »Soll das eine konkrete Frage sein?«
    »Colin, warum tun Sie das?«
    Er versuchte freundlich zu sein, die Barriere abzubauen, die er zwischen uns wahrnahm. Doch die einzige Barriere zwischen uns war der Tisch. Er hatte diese ganzen Probleme herbeikonstruiert, obwohl im Grunde doch alles so herrlich einfach war.
    »Sagen Sie’s mir, Colin. Warum tun Sie das?«
    »Das habe ich doch schon erklärt. Ich erspare dem Steuerzahler ein Vermögen und sorge dafür, dass die Leute selbst glücklicher sind.«
    »Und Sie fühlen sich gut dabei, nicht wahr?«
    »Warum nicht?«
    »Sind Sie sexuell erregt, wenn Sie mit diesen Menschen zu tun haben, Colin?«
    Ich war zu schockiert, um gleich zu antworten, aber nur einen Augenblick. Ich starrte ihn an, mein Gesicht glühte vor Wut über seine Unverschämtheit. Der Themenwechsel war plötzlich und diesmal unerwartet erfolgt.
    »Wie können Sie es wagen?«, sagte ich leise und ruhig und versuchte, so gut es ging, meine Wut zu verbergen.
    »Na ja – die Spurensicherung hat das in Ihrer Wohnung gefunden, Colin.«
    Lewis zog eine durchsichtige Plastiktüte aus der Schachtel unter dem Tisch. Der Beutel enthielt eine alte Ausgabe des Briarstone Chronicle mit den Fotos von ihnen auf der Mittelseite. Glücklich lächelnde Gesichter.
    »Wissen Sie, was das ist?«
    »Das ist eine Zeitung«, sagte ich gelassen.
    »Wie gesagt, die haben wir in Ihrem Haus gefunden. Genauer gesagt, in Ihrem Schlafzimmer. Um ganz genau zu sein, unter Ihrem Bett.«
    »Wirklich.«
    »Sie ist voller Sperma, Colin. Ist das Ihres?«
    Ich wurde wieder rot und konnte kein Wort hervorbringen, das meiner Entrüstung und meinem Unbehagen auch nur annähernd nahekam. Scheißtyp!
    Schließlich stieß ich nur hervor: »Kein Kommentar.«
    »Colin, haben Sie auf diese Zeitung masturbiert?«
    »Kein Kommentar!«
    »Geilt Sie der Gedanke auf, dass Sie den Tod dieser Personen verursacht haben?«
    »Kein Kommentar!«
    Beide saßen da und starrten mich ein paar Sekunden lang an. Ich atmete tief durch, ballte immer wieder meine Fäuste bei dem Gedanken an ihre Indiskretion, an diesen schrecklichen Eingriff in mein Privatleben. Wie konnten sie nur?, dachte ich. Wissen sie denn nicht, wer ich bin und wozu ich in der Lage bin?
    »Was?«, sagte ich. »Ist es jetzt ein verdammtes Verbrechen zu masturbieren? Werden Sie mich jetzt dafür anklagen, dass ich eine verdammte Zeitung entweiht habe?«
    »Colin, bitte fluchen Sie nicht.«
    »Bitte nennen Sie mich Mr. Friedland, Detective Constable Lewis.«
    »Wie dem auch sei«, sagte Lewis und seufzte. »Das reicht für heute. Ich werde den Vollzugsbeamten bitten, Sie in Ihre Zelle zurückzubringen.«
    Jetzt, nachdem ich mich endlich wieder beruhigt habe und auf der schmalen Pritsche in meiner Zelle liege, kommt mir eine Erkenntnis, die mich zum Lächeln bringt. Die Zeitung ist ihre einzige und beste Waffe. Das heißt, dass sie weder mein Notizbuch noch meine Fotos gefunden haben. Solange sie die nicht finden, haben sie gar nichts in der Hand.

 
    Maggie
    Ich war nicht immer so. Alleine, meine ich. Ich hatte einen Ehemann und eine Familie, zwei Jungs. Als sie groß waren und auszogen, waren nur noch Leonard und ich im Haus, aber damit hatte ich kein Problem. Ich arbeitete zwei Tage die Woche in einem Teeladen in der Stadt, und auch das nur zum Spaß. Leonard hatte eine Führungsposition in seiner Firma inne, als er in Rente ging, und da die Jungs bereits ausgezogen waren, hatten wir mehr als genug Geld. Stephen sagte, wir sollten das Haus verkaufen und uns etwas Kleineres zulegen, aber dann hätten wir nur noch mehr Geld auf der Bank gehabt, und wofür hätten wir das ausgeben sollen? Natürlich fuhren wir in Urlaub, meistens auf Kreuzfahrt, verbrachten während der dunklen, kalten Wintermonate einen Monat oder auch länger in der Sonne. Doch auch wenn wir weg waren, freute ich mich immer auf zu Hause.
    Unser Haus war groß und lag an einer ruhigen Straße am Stadtrand; es hatte einen Garten, der sich bis zum Fluss hinunter erstreckte und in dem hundertjährige Bäume standen, die stöhnten und ächzten, wenn der Wind pfiff. Das Haus hatte uns behütet, uns Schutz geboten und darüber gewacht, dass meine Jungs zu großen, stolzen Männern heranwuchsen. Warum hätte ich wegziehen sollen?
    Stephen heiratete ein

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