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Wofür du stirbst

Wofür du stirbst

Titel: Wofür du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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hatte, als man ihn verhaftet und eingesperrt hatte, waren dürftig. An jenem Mittwochmittag hatte er nach einem kurzen Anruf auf Vaughns Handy auch noch eine weitere Nummer angerufen, die Hotline eines Supermarktes, wie sich herausstellte. Dann, am Samstag – nachdem Audrey bereits vermisst wurde –, hatte er drei Anrufe von dem Pflegeheim Larches Residential Home erhalten. Nach jedem hatte Colin eine Nachricht von seinem Voicemail-Server erhalten. Alle diese Kontakte bedienten sich eines Übertragungsmastes – die ersten beiden Anrufe und Nachrichten zeigten #WASSERTURM GRAYSWOOD LANE an, während der letzte Anruf plus Nachricht von #CAPSTAN HILL NÄHE BLACKTHORNS kam.
    Ich rief den Routenplaner auf. Viele der Übertragungsmasten kannte ich, doch diese sagten mir gar nichts. Grayswood Lane lag ungefähr sechs Meilen außerhalb der Stadt, auf der anderen Seite von Baysbury, Capstan Hill hingegen an einer langen, geraden Straße, die durch Baysbury Village führte und schließlich in die Hauptstraße nach Briarstone mündete.
    Die ersten beiden Anrufe lagen drei Stunden auseinander – 11:05 und 14:18. Colin musste also dort gewesen sein – wo immer dort auch war – und zwar ziemlich lange. Der letzte Anruf erfolgte zwei Stunden später, um 16:33, da schien er auf dem Rückweg gewesen zu sein.
    Ich sah mir die Grayswood Lane genauer an. Sie lag wirklich mitten im Nirgendwo, begann bei der Kreuzung in Capstan Hill, wand sich dann ein paar Meilen durch Ackerland und endete plötzlich an einem Pfad und ein paar Gebäuden. Ich zoomte die Gebäude näher heran, die das Programm als Grayswood Farm bezeichnete. Entlang der Straße standen vereinzelt ein paar Häuser, die Bilder der Umgebung zeigten die eindeutigen hellblauen Rechtecke von Schwimmbecken. Auf halbem Weg zwischen der Farm am einen Ende und Capstan Hill am anderen befand sich eine kreisförmige Struktur auf einer Waldlichtung. Der Wasserturm, wie ich annahm. Natürlich war der Ort der Übertragungsmasten nicht ganz präzise – Colins genauer Aufenthaltsort, als die Anrufe eingingen, hätte überall im Umkreis von hundert Metern des Wasserturms sein können. Doch wahrscheinlich war er mit dem Handy irgendwo auf der Grayswood Lane unterwegs gewesen. Wo auch sonst? Mitten auf dem Acker?
    Ich startete eine Suche für Grayswood Lane in der Datenbank. Im Juni hatte es auf der Farm einen Diebstahl gegeben – ein Traktor war entwendet worden. Eine Beschwerde über laute Motorräder, die auf offenem Gelände durch den Wald düsten, war im Mai von einem Haus namens Three Pines, Grayswood Lane, eingegangen. Als ein Streifenwagen dort ankam, waren die Motorräder bereits verschwunden.
    Das Wählerverzeichnis listete neben der Farm noch fünf weitere Anwesen auf, die alle Namen trugen: Three Pines, Newland Barn, The Old Manor, Woodbank und Pond House. Ich ging sie einzeln durch und sah mir die Namen der Bewohner an, für den Fall, dass mir etwas auffiel. Fehlanzeige. An jeder Adresse lebten immer mindestens zwei Anwohner. Ich schien in eine Sackgasse geraten zu sein.
    Ich aktualisierte mein Protokoll mit allen Recherchen und meinen Ergebnissen und machte eine Notiz, dass ich daraus keine Schlüsse ziehen konnte. Ich wies lediglich darauf hin, dass Colin mit seinem Handy in der Nähe der Grayswood Lane gewesen sein musste, wahrscheinlich mehrere Stunden lang, und das einen Tag nachdem Audrey verschwunden war. Es gab nichts, was ihn mit ihrem Verschwinden in Verbindung brachte. Viel mehr konnte ich nicht tun. Die Mails mit hoher Priorität, die ich dem DCI und dem DI geschickt hatte, waren immer noch nicht geöffnet worden, also versuchte ich die beiden ein letztes Mal auf dem Handy zu erreichen, und hinterließ wieder eine Nachricht.
    Kurz bevor ich mein System herunterfuhr, mailte ich Frosty noch mein Protokoll und meine Aufzeichnungen sowie die Liste aller zusätzlichen Nummern. Nur für alle Fälle. Ich griff nach meinem Mantel, verließ das Polizeirevier durch den Hintereingang und rief unterdessen von meinem Handy aus Sam an.
    Eine halbe Stunde später parkten wir ein paar Häuser von Colins Villa entfernt in einer Kurve, sodass man uns von den Fenstern aus nicht sehen konnte.
    »Ich sollte wirklich nicht hier sein«, sagte ich. »Ich kam heute ohnehin schon spät zur Arbeit.«
    »Und wenn schon«, sagte Sam. »Nenn es eine späte Mittagspause, wenn dich das glücklich macht. Und außerdem habe ich dir schon mal gesagt, dass du immer noch Sonderurlaub wegen Trauer

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