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Wofür du stirbst

Wofür du stirbst

Titel: Wofür du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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dafür. Wie kommen Sie darauf, dass sie ermordet worden sein könnten?«
    Er hatte gerötete Wangen und sprach jetzt leiser, sodass ich näher an ihn herantreten musste. »Na gut, vielleicht nicht gerade ermordet. Aber irgendwer ist noch daran beteiligt. Die haben sich doch nicht alle ganz spontan entschieden zu sterben, oder?«
    »Warum nicht? So ähnlich wie Ihre japanischen Teenager.«
    Wir gingen weiter. Am Fuß des Hügels musste ich nur noch die Straße am Fußgängerübergang überqueren, dann stand ich vor dem Polizeirevier. Ich wollte nach Möglichkeit vermeiden, dass man mich mit einem Journalisten sah, und musste mich irgendwie von ihm trennen, bevor ich die Hauptstraße erreichte.
    Er hatte seine Hände in die Taschen gesteckt und die Schultern eingezogen. Er wirkte nachdenklich, als würde er über einen Schlusssatz grübeln, der unsere Meinungsverschiedenheit beenden könnte.
    An der Straßenecke blieb ich stehen. »Ich muss jetzt hier lang«, sagte ich in einem Ton, in dem eine gewisse Endgültigkeit mitschwang. »Nett, Sie kennengelernt zu haben.«
    »Klar«, sagte er.
    War’s das? Nachdem er mich so gedrängt hatte, gab er einfach auf?
    »Wiedersehen, Annabel.« Er streckte mir seine Hand entgegen; sie war warm, und er hatte einen festen Händedruck.
    »Wiedersehen. Und viel Glück.«
    »Ihnen auch.«
    Ich sah Sam hinterher, dann drehte ich mich um, drückte auf den Knopf der Fußgängerampel, wartete, bis der Verkehr zum Stehen kam, damit ich die Straße überqueren konnte, und ging zur Arbeit.
    Nur Kate war im Büro.
    »Ich dachte, du wärst krank?«, sagte sie. »Was machst du denn hier?«
    »Ich hatte Kopfschmerzen«, sagte ich, zog meinen Mantel aus und hängte ihn an den Haken neben der Tür. »Aber jetzt geht es mir wieder besser.«
    Ich setzte mich an meinen Arbeitsplatz, machte meinen Rechner an, gab meine Benutzernummer und mein Passwort ein und wartete, bis das Programm startete und ich arbeiten konnte. Wie immer dauerte es eine Ewigkeit. »Ich muss noch kurz wohin«, sagte ich zu Kate, die gedankenverloren aus dem Fenster starrte.
    »Gut«, sagte sie.
    Frosty war in seinem Büro, die Tür stand halb offen. Ich klopfte und stieß sie einen Spalt auf. »Haben Sie gerade viel zu tun?«, fragte ich.
    Er blickte von seinem Bildschirm auf. »Für Sie habe ich immer Zeit«, sagte er. »Kommen Sie, setzen Sie sich.«
    Ich glitt auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.
    »Ich habe mich gerade mit einem Freund von Ihnen getroffen«, sagte ich.
    »Ach ja?«
    »Sam Everett.«
    Frost lachte. »Ich kenne Sam, seit er ein Junge war.«
    »Wussten Sie, dass er sich für die Leichen interessiert?«, sagte ich. »Er hat versucht, seine Chefredakteurin davon zu überzeugen, eine größere Geschichte daraus zu machen.«
    »Und was haben Sie ihm gesagt?«
    »Nichts«, sagte ich schnell. »Ich wüsste nicht, was ich ihm hätte erzählen können, oder? Hätte er sich statt mit mir nicht besser mit der Presseabteilung in Verbindung setzen sollen?«
    »Ich fürchte, das ist immer das gleiche Problem. Die Pressestelle hat ihre ganz eigenen Schwerpunkte, und ich befürchte, dass unsere Leichen nicht dazugehören.«
    Unsere Leichen? Interessierte er sich jetzt auch dafür? Ernsthaft?
    »Wussten Sie, dass ich die letzte Leiche entdeckt habe?«
    Er beugte sich vor. »Nein, das wusste ich nicht.«
    »Sie lag im Nachbarhaus, deshalb auch mein Interesse an diesen Fällen.«
    »Oh Annabel, das ist ja schrecklich. Geht es Ihnen gut?«
    Er meinte es ehrlich. »Ja«, sagte ich. »Ich denke schon. Aber der Gestank – der bleibt irgendwie an einem hängen, nicht wahr?«
    »Stimmt«, sagte er. »Meine erste Leiche – da war ich achtzehn, es war zwei Wochen nach meinem ersten Mal auf Streife, ich war noch in der Probezeit. Ich hatte versucht, mich darauf vorzubereiten, aber das ist unmöglich. Ich kam also zu diesem Haus, weil die Nachbarn gesagt hatten, sie hätten die alte Dame schon seit drei Wochen nicht mehr gesehen. Ich roch es, noch bevor ich die Hintertür erreicht hatte. Als ich drinnen war – na ja, es war einfach schrecklich. Sie lag auf ihrem Bett. Als man sie wegbrachte, blieb ihre Kopfhaut am Bettgestell hängen und löste sich vom Schädel ab. Ich musste mich im Garten hinter dem Haus übergeben.«
    »Ich habe mich nicht übergeben. Vielleicht wäre das besser gewesen. Ich habe mich unentwegt geduscht. Und die Katze gebadet, weil sie sich – darin gewälzt hatte.«
    »Igitt.«
    »Hören Sie«, sagte ich.

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