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Wofür du stirbst

Wofür du stirbst

Titel: Wofür du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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Engel war und über mich wachen würde.
    »Schlaf weiter«, flüsterte er mir zu.
    Engel würden flüstern und mir etwas zuhauchen. Sie würden mich im Arm wiegen und mir über die schweren Zeiten hinweghelfen. Wenn ich einsam oder verängstigt war, würden sie für mich da sein.
    Ich legte meinen Kopf zurück auf das Kissen und schloss die Augen.

 
    Colin
    Sobald es dunkel wurde, fuhr ich als Erstes zum Haus in der Newmarket Street. Ich konnte nirgends parken und ärgerte mich. Schließlich parkte ich auf einem nur für Anwohner reservierten Stellplatz in einer Seitenstraße und lief zu Fuß zum Haus zurück. Unterwegs begegnete ich keinem einzigen Menschen. Ich sah mich um, bevor ich den Weg zur Eingangstür betrat, doch die Straße lag still und verlassen da. Ich benutzte den Ersatzschlüssel, den sie mir gegeben hatte, und als ich die Haustür öffnete, huschte ein schwarzer Schatten an mir vorbei ins Haus – zweifellos ihre teuflische Katze. Ich schloss die Tür und lauschte einen Augenblick. Doch ich hörte nur die Katze, die in irgendeinem hinteren Zimmer maunzte. Ich folgte ihr in die Küche, fand Katzenfutter auf einem Regal und schüttete es in einen Napf, der auf dem Boden stand. Ich würde sie später wieder rauslassen und vielleicht etwas Futter vor die Tür stellen, damit sie ruhig blieb.
    Als ich nach oben ging, lag sie auf dem Bett und schlief. Ich holte mir einen Stuhl vom Treppenabsatz und stellte ihn ins Schlafzimmer, damit ich mich setzen und sie eine Weile beobachten konnte. Sie lag so still und ruhig da, dass ich fast vor mir sah, wie es wäre, wenn sie im Sterben läge und ich sie genau in dem Moment erwischt hätte – während ihrer letzten Atemzüge in der muffigen Zimmerluft; während ihr Herzschlag aussetzte, ihre Blutkörperchen nicht mehr durch ihren Körper rasten, jede Muskelanspannung wich. Wenn alles friedlich und ruhig war.
    Normalerweise erregen sie mich erst, wenn der Verfall eingesetzt hat, aber die Vorstellung, dass ich genau in dem Moment, in der exakten Sekunde dabei wäre, wenn sie vom Leben in den Tod überging, erregte mich. Ich rutschte auf meinem Stuhl hin und her, um mir Erleichterung zu verschaffen und wollte gerade die Hose öffnen, als ich einen Seufzer hörte. Meine Bewegung musste sie aufgeschreckt haben, denn sie hob den Kopf, öffnete die Augen und sah mich an.
    Ich setzte ein wohlwollendes, beruhigendes Lächeln auf. »Schlaf weiter«, flüsterte ich.
    Und das tat sie auch. Der magische Moment war vorbei und mit ihm auch meine Erregung.
    Irgendetwas strich um meine Beine und erschreckte mich – es war wieder die verdammte Katze. Ich stand auf, schob meine Hand unter ihren Bauch und trug sie in die Küche hinunter. Sie kratzte und wehrte sich auf meinem Arm, ich machte die Hintertür auf und warf sie fast in die Nacht hinaus.
    Als ich wieder zu Hause war, brauchte ich eine halbe Stunde, um mit einem Kleberoller die Katzenhaare von meiner Hose zu entfernen. Ich werde sie nicht mehr füttern.
    Es ist schon spät in der Nacht, ich sitze mit einem Glas Whiskey vor dem Computer und erforsche die Welt in der Dunkelheit meines Arbeitszimmers. Ich habe Schostakowitsch aufgelegt. Heute Abend bin ich zu schlecht gelaunt für einen Porno. Ich werde mich an meine Bücher halten müssen, um in Stimmung zu kommen.
    Zuerst Biologie. Das Thema des heutigen Abends: Detritusfresser. Ich kam darauf, weil ich mir nach der Arbeit Fotos angesehen habe. Edward hieß er, glaube ich, oder vielmehr Eloise. Er trug Frauenkleider und hielt mich eine ganze Weile zum Narren, bevor er mich in seine erbärmlichen Familienverhältnisse einweihte. Sie, oder besser gesagt, er hatte das Fenster im Obergeschoss offen gelassen, und ich hatte es selbstverständlich nicht geschlossen, weil ich mich nie in natürliche Prozesse einmische. Die Detritusfresser waren deshalb auch früher gekommen und hatten sich reichlich bedient.
    Meistens sind meine Digitalfotos recht statisch, doch auf Edwards Bildern ist ein regelrechter TV-Krimi zu sehen.
    Detritusfresser – Wirbeltiere und wirbellose Organismen, die sich von verwesenden Organismen ernähren – werden vom Geruch angezogen. Der verwesende Körper stößt während unterschiedlicher Stadien des Verwesungsprozesses unterschiedliche Gerüche aus. Das bedeutet, dass der Verzehr, die Wiederverwertung, die Zerstörung (wie man es auch nennen mag) des Toten von unterschiedlichen Spezies vorangetrieben wird. Mit anderen Worten, es ist keine allgemeine

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