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Wofür du stirbst

Wofür du stirbst

Titel: Wofür du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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hörte das Maunzen auf.
    Ungefähr eine Stunde später verließ ich sie wieder und fuhr mit den Einkäufen nach Hause zurück. Wir werden uns noch öfter unterhalten müssen, bevor sie bereit ist, doch das hat jetzt keine Eile.
    Ich zittere vor Erregung, als ich die Zeitung aufschlage.
    Es stand weniger drin, als ich erwartet hatte. Ja, sie haben Dana und Eileen gefunden, das dachte ich mir schon. Und sie haben schlauerweise auch begriffen, dass die beiden mehr als Depressionen und mangelnde Nachbarschaftshilfe verbindet. Doch was taten sie mit dieser Information? Offenbar sehr wenig.
    Aber ist der Briarstone Chronicle überhaupt über den letzten Stand der Ermittlungen informiert? Das ist sehr unwahrscheinlich. Ich frage mich, ob ich eine große Dummheit gemacht habe, als ich die Presse in meine Machenschaften eingeweiht habe.
    Als ich zur Arbeit komme, bin ich so angespannt, dass ich mich kaum beherrschen kann. Ich sitze an meinem Schreibtisch, logge mich auf meinem Computer ein, rede mit niemandem ein Wort und hoffe, dass mich die Tabellen und Buchhaltungsprogramme nach und nach beruhigen.
    Auf der anderen Büroseite schnauft Garth durch die Nase. Als wir im Dezember vor einem Jahr vom Erdgeschoss in dieses Büro zogen, wurde mir der Schreibtisch direkt vor seinem zugeteilt. Er stank und müffelte und machte ständig irgendwelche Geräusche: Er konnte nicht einmal lautlos atmen. Wenn er nicht atmete, schnaubte, summte oder in sich hinein kicherte, murmelte er irgendwas, pochte mit einem Stift an seinen Vorderzahn oder fuhr zwanghaft mit seiner Hand durch sein fettiges, dünnes Haar, kratzte mit den Fingern über seine Bartstoppeln, leckte sich die Lippen, räusperte sich oder lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, sodass sein Hemd seinen Bauch entblößte und ich ein Stück haarige, weiße Wampe zu Gesicht bekam.
    Ich hielt es einen halben Tag aus, dann ging ich zu Martha und erzählte ihr, dass ich in der Nähe des Fensters sitzen müsse, weil ich unter Klaustrophobie leide. Sie konnten Alan nicht dazu bringen, seinen Schreibtisch mit mir zu tauschen, also versetzten sie mich auf einen engen Platz neben dem Fotokopierer und einem kleinen Fenster zum Parkplatz. Das kommt mir sehr gelegen. So bin ich weit von allem entfernt. Auch wenn ich immer noch alle sehe und ihre hirnlosen Unterhaltungen höre.
    Das ist in Ordnung, solange Garth sich prächtiger Gesundheit erfreut. Wenn es ihm allerdings so wie heute nicht gut geht, sind seine Geräusche so laut, dass ich sie durchs ganze Büro höre und sein Geruch sich wie Senfgas in Schützengräben ausbreitet. Er rotzt ins Taschentuch, seufzt, stöhnt und schnauft.
    Ich krame in meiner Tasche nach meinem iPod, der die Geräusche von Garths neuester Krankheit wenigstens etwas dämpfen könnte, doch zu meinem Entsetzen stelle ich fest, dass ich ihn zu Hause vergessen habe.
    Irgendwann drehe ich mich um und sage: »Garth.«
    Er hört mich nicht, weil er genau in dem Moment ein Taschentuch herauszieht und sich die Nase putzt, was sich anhört wie ein paar Watstiefel, die von einem mehrstöckigen Parkdeck geworfen werden.
    »Garth!«
    »Was? Ich versteh dich so schlecht«, schreit er von der anderen Zimmerseite. »Meine Ohren sind verstopft.«
    »Könntest du ein bisschen leiser sein?«, sage ich laut und versuche dabei freundlich zu klingen.
    »Tut mir leid, Kumpel. Ich werd’s versuchen.«
    Bei dem vertraulichen Ton zucke ich zusammen.
    »Lass ihn in Ruhe«, sagt Martha und blickt von ihrem Bildschirm auf. »Er ist krank.«
    Doch bevor sie noch mehr sagen kann, klingelt ihr Telefon, und ich muss mit anhören, wie sie mit einer Freundin aus der Buchhaltung quatscht, lacht und Witze reißt, als wären sie in einer Bar und nicht bei der Arbeit. Warum sind hier alle nur so unglaublich LAUT?
    Ich starre auf die Tabelle, kann den Lärm aber nicht ausblenden, außerdem hat Garth jetzt auch noch einen Hustenanfall, sodass mir ganz anders wird. Ich kann die Bakterien förmlich durch den Raum auf mich zuschwirren sehen. Ich stehe auf, knalle meinen Stift auf den Schreibtisch und gehe in die Küche. Niemand achtet auf mich.
    Nachdem ich die Oberflächen in der Küche desinfiziert habe, fülle ich den Kessel mit frischem Wasser und wasche mir die Hände, dann warte ich am Tisch, bis es kocht. Irgendwer hat wieder eine Ausgabe des Briarstone Chronicle liegen lassen, und ich lese den Artikel, obwohl ich mir immer noch Sorgen mache.
    Sechsundzwanzig, steht da. Waren es tatsächlich so

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