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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Nilsonne
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einen nach Dubai. Das waren die beiden nächsten Maschinen. Theo bekam eine Kreditkarte und sollte so schnell wie möglich nach London weiterflie gen. Dort würden sie sich in einem Hotel treffen, in dem sie einmal ein Wochenende verbracht hatten, das würde er doch schaffen? Er nickte. Danach würden sie nach Schwe den weiterreisen, das wirkte wie die einfachste Lösung, wo sie jetzt die schwedischen Pässe hatten.
    Die Frau an der Passkontrolle warf einen Blick auf Hal lelujas Foto, verglich es mit Mariams Gesicht, und nickte. Auch Theo, der in einer anderen Schlange stand, hatte kei ne Probleme.
    Und so geschah es, dass sie einige Tage darauf auf dem Flughafen Arlanda bei Stockholm landeten, in einem Land, das Mariam nur aus Hallelujas Erzählungen kann te. Sie nahm an, dass Schweden sich nicht sonderlich von der Schweiz unterscheiden würde, und in gewisser Weise hatte sie ja recht.

Polizeirevier auf Kungsholmen, Stockholm, Mai 2006
    »Zwei Teilzeiten werden eine Vollzeit«, sagte Daga optimis tisch. Sie lächelte ohne besondere Überzeugung und füg te hinzu:
    »Monika und Bosse, ihr müsst euch in der nächsten Zeit die Arbeit teilen. Wir sind sehr froh darüber … wirklich sehr froh«, wiederholte sie, um ihr freudloses Lächeln aus zugleichen, »dass ihr wieder da seid. Alle beide. Willkom men.«
    Monika Pedersen sah überrascht den Mann an, der ne ben ihr saß. Dieser erwiderte ihren Blick nicht. Er war viel leicht Mitte vierzig, hatte kurze, dichte blonde Haare, die senkrecht aus seinem Kopf herauszuwachsen schienen, di cke hellblonde Augenbrauen über hellblauen Augen und eine abwartende Haltung. Seine bleiche Haut war rotge fleckt und sah ungesund aus.
    Sie kannte ihn nicht.
    Wie konnte er wieder da sein, wo er doch noch nie auf diesem Revier gearbeitet hatte?
    Wenn Monika an ihren ersten Arbeitstag gedacht hatte, hatte sie sich ein langes vertrauliches Gespräch mit Daga vorgestellt. Ein privates und persönliches Gespräch über die Arbeit und das Leben.
    Aber in Wirklichkeit beherrschte an diesem ersten Ar beitsmorgen ein unbekannter Mann namens Bosse Da gas Büro mit seiner negativen Körpersprache. Monika sag te deshalb nur, sie sei froh darüber, wieder da zu sein, was stimmte. Bosse seufzte, als finde er diese Bemerkung ganz besonders blödsinnig.
    Ein unbehagliches Schweigen senkte sich über die Anwe senden. Daga schien sich dafür verantwortlich zu fühlen, das Gespräch in Gang zu halten. Sie strich sich die lange blonde Mähne aus dem Gesicht, kniff die blau umschatte ten Augen zusammen und sagte: »Bosse ist ebenfalls Kriminalinspektor, er war ein Jahr als Verbindungsmann in Amman.« Auf Monikas verständnis losen Blick hin fügte sie, nachdem sie einen Blick in ihre Unterlagen geworfen hatte, hinzu: »In Jordanien.«
    Das machte für Monika die Sache nicht leichter. Sie konn te Jordanien ebenso wenig unterbringen wie Amman.
    Daga wandte sich jetzt an Bosse: »Und Monika hat sich unmittelbar vor Weihnachten eine scheußliche Beinverletzung zugezogen.«
    Bosse schien das egal zu sein.
    Daga musterte sie besorgt, wie zwei Schulkinder, deren Streit aus dem Ruder gelaufen ist.
    Monika nahm an, dass Daga, wie so oft, an die Zeitun gen dachte. Der letzte Angriff von Seiten der Presse hatte mit Rehabilitation zu tun gehabt. Krankgeschriebene Poli zisten würden nicht ausreichend rehabilitiert, hieß es, und schuld daran sei die Polizeileitung.
    Jetzt saß Daga hier mit zwei Rehabilitationsfällen, bei denen sie nicht so recht wusste, was sie mit ihnen machen sollte. Und die Stimmung war nicht gut. Schon nach weni gen Minuten war sie einwandfrei rehabilitationsunfreund lich.
    Daga versuchte, wie eine Chefin zu wirken, die alles un ter Kontrolle hat.
    »Ihr müsst das Arbeitszimmer teilen, bis ihr wieder in die Vollzeit zurückkehrt. Und macht euch erst einmal einen ru higen Anfang. Monika, du führst Bosse herum und …«
    Monika nickte.
    »Und was machen wir jetzt? Soll einer von uns nach Hau se gehen?«, fragte Bosse. Seine Stimme klang ausdruckslos und zeigte eine Spur von irgendeinem Akzent.
    Dagas Lächeln wurde noch steifer.
    »Ihr könnt euch vielleicht als Erstes ein wenig miteinan der bekannt machen und die Arbeit planen. Im Moment wimmelt es da unten von Menschen, also könnt ihr viel leicht einspringen und euch um ein oder zwei von den War tenden kümmern. Und dann seht ihr ja, wie das läuft. Aber trinkt doch erst einmal gemeinsam einen Kaffee.«
    Und mit diesen vagen Instruktionen

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