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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Nilsonne
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genbrief schreiben würden. Dass irgendwer einige schar fe Argumente gegen das Fest vorbrächte, aber sie hatte von Anfang an gewusst, dass das nicht passieren würde. Eltern wollten sich einfach nicht dem Risiko aussetzen, als gleich gültig dazustehen, und deshalb war das elende Fest jetzt eine Tatsache.
    Anita Jansson hatte einen Kindergarten gemietet, den ei nige der Jugendlichen früher besucht hatten. Sie hatten das Lokal preiswert bekommen und versprochen - Anita hat te versprochen -, dass am Montag alles sauber und auf geräumt sein würde. Dieses Versprechen würde sie jedoch nicht halten können.
    Sie hatten Vorbereitungstreffen gehabt und die Arbeit un ter den anwesenden Eltern verteilt.
    Wie gewöhnlich war es schwierig gewesen, die Zuwan dererfamilien nichteuropäischer Herkunft einzubeziehen. Das überraschte sie nicht. Sie wusste, dass sie auch gezö gert haben würde, ein Treffen mit Eltern zu besuchen, de ren Sprache sie nicht verstand, deren Umgangsformen un gewohnt und irritierend waren und deren Kinder sie nicht kannte. Sie vermisste Faridas Mutter, eine kleine, verschlei erte Frau aus Tunesien. Sie vermisste Theos Mutter, eine schöne Afrikanerin, die kaum ein Wort Schwedisch sprach. Sie vermisste Amirs persische Eltern, die immer gemein sam auftraten.
    Sie selbst hatte immerhin eine einfache Aufgabe: Obst für den Nachtisch zu besorgen. Das Obst sollte in kleine Stücke geschnitten und in Schüsseln gelegt werden. Danach soll ten die Schalen weggeworfen, Messer und Schneidebretter gespült, Tische und Boden abgewischt werden. Schließlich sollte das Obst verzehrt und Schüsseln, Teller und Besteck gespült, Tische und Boden gereinigt werden.
    Verdammte Drecksarbeit.
    Sie schwor sich, diesmal nicht die Letzte zu sein, zusam men mit schwarzen Müllsäcken, verschrumpelnden Bal lons und jeder Menge kleiner Möbel, die an ihren ange stammten Platz zurückgestellt werden mussten.
     
    Später an diesem Nachmittag kam Juri nach Hause. Er wohnte im sechsten Stock, und schon im Treppenhaus hör te er, dass Nico zu Hause war, ihre Wohnungstür konnte dem Lärm des Computerspiels nichts entgegensetzen.
    Er machte sein ganz besonderes Klopfzeichen - zwei mal kurz, einmal lang, zweimal kurz, einmal lang. Das Ge räusch aus der Wohnung kam näher, leichte Füße sprangen über den Dielenboden. Er hatte die Tür gerade erst geöff net, als sich auch schon Nicos dünne Arme um seine Taille und dessen Beine um seine eigenen schlangen.
    »Tja, Partner. Sieht’s denn aus?«
    Nico lächelte strahlend. Wenn er zu Hause war, sah alles immer gut aus. Seine Hände sahen groß aus in dem klei nen Gesicht, seine glänzenden glatten braunen Haare fie len ihm in die Augen, auf dem Nasenrücken waren einige Sommersprossen aufgetaucht.
    »Saugut«, sagte er und nahm Juris Hand. »Saugut.«
    Juri zog die Schuhe aus und stellte sie ins Schuhregal. »Hast du gegessen?«
    Nico lächelte und schüttelte den Kopf. Juri runzelte zu einem aufgesetzt besorgten Gesicht die Stirn und sagte ernst:
    »Du musst aber ab und zu essen - wie willst du denn sonst wachsen?«
    Nico kicherte und machte mit - er schwenkte die kleinen Hände, hob die dünnen Schultern und gab sich alle Mühe, wie ein lebendiges Fragezeichen auszusehen.
    Juri ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Der Geruch sauer gewordener Milch schlug ihm entgegen. Er war fünf Tage nicht zu Hause gewesen, hatte seit fünf Ta gen nicht eingekauft.
    Er gab Nico einen Hunderter.
    »Geh in den Laden und kauf O Saft, Käse und Brot.«
    Nico sah ihn unsicher an.
    »Kannst du nicht mitkommen?«
    »Komm schon, du bist zehn, du kannst einkaufen. Ich bin immer bei dir, auch wenn ich nicht am selben Ort bin wie du. Wenn irgendwer dich anmacht, dann sag ihnen, ich bring sie um. Übrigens«, fügte er hinzu, »ehe du gehst, frag Eleni, ob sie etwas braucht.«
    Eleni war ihre Nachbarin, eine freundliche Griechin, die gehbehindert war und ab und zu bei Nico als Babysitterin einsprang. Zum Ausgleich kaufte Juri für sie ein und wech selte ihre Glühbirnen aus.
    Nico trottete davon, geborgen in dem Wissen, dass er be schützt wurde, dass ihm nichts passieren könnte, dass er Eleni helfen würde.
    Während Nico einkaufte, säuberte Juri den Kühlschrank. Er warf eine halb aufgelöste eingeschweißte Gurke weg, eine schweißnasse Käserinde, die schon Schimmel ansetz te, eine stinkende Packung graues Hackfleisch. Er goss die saure Milch ins Spülbecken und nahm neun Dosen Bier aus dem

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