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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Nilsonne
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brauchen.«
    Er ging nach Hause, als sei der Weg ganz neu. Alles sah anders aus.
    Vor ihm schwebten die Gesichter der Jungen. Er war ab wechselnd verzweifelt oder bebte vor Zorn, die Gefühle tobten in ihm wie ein Orkan. Irgendwo in der Mitte be fand sich das Herz des Hurrikans, und dort wusste er, dass nichts jemals wieder so sein könnte wie früher. Um dieses Herz herum jagten die Gefühle wie todbringende, unnatür lich starke Winde, die Autos umwerfen, Bäume entwurzeln, Häuser zum Einsturz bringen konnten.
    Eine Erinnerung stieg in ihm auf.
    Matilda war klein, sieben oder acht Jahre, die Familie war am Strand. Während Marie und er das Picknick auspackten, war Matilda ans Wasser gelaufen. Plötzlich sah er, dass sie zu weit hinausgegangen war. Wind war aufgekommen, ihr kleiner Kopf hob und senkte sich mit den Wellen. Er war ins Wasser gestürzt. Damals hatte sie ihre dünnen Arme so fest um seinen Hals geschlungen, dass er es fast nicht ge schafft hätte, zu atmen und zu schwimmen. Er hatte sich ein wenig vor der Strömung gefürchtet und war nicht sicher gewesen, ob seine Kräfte ausreichen würden. Aber Matilda hatte strahlend gelächelt. Er war gekommen, um sie zu ret ten, jetzt war sie in Sicherheit.
    Wieso hatte sich ihre Welt vor ihm verschlossen? Wieso hatte sie ganz allein auf neue, viel schlimmere Bedrohungen stoßen können? Und, und das tat am meisten weh - warum hatte sie nicht um Hilfe gebeten? Warum hatte sie nichts ge sagt? Sie hatten immer wieder gefragt, was geschehen sei, aber sie hatte nicht antworten wollen - oder können.
    Wie hatte er sie verlieren können, ohne zu bemerken, was geschah? Er bemerkte, dass er weinte, und dachte, das sehe sicher seltsam aus, aber niemand schien zu reagieren.
    Er kam sich zerbrechlich vor, anders als sonst, aber wei terhin setzte er zielstrebig einen Fuß vor den anderen, wie der und wieder. So geht man, dachte er. Erst den einen Fuß, dann den anderen. Und dann wieder den ersten und dann den anderen.
    Das Bild, das er nur für einen Moment gesehen hatte, hatte sich in seinem Gehirn festgesetzt. Es war die gan ze Zeit vorhanden, manchmal wurde es zum Film, dann presste der Kerl sich in Matildas unbeweglichen Körper, hart, brutal.
    Es war unerträglich, aber er ertrug es, er ging einfach Schritt für Schritt weiter.
    Und mitten in allem fiel ihm das Fest ein.
    Bis zum Fest an diesem Abend musste er sich wieder in den Griff bekommen. Das, wenn auch nichts anderes, könnte er noch immer für Matilda tun.

Krankenhaus Tallhöjden
    »Ausweis?«
    »Ja, Scheiße, das hier ist doch ein Krankenhaus, kein Club. Sie wissen ganz genau, wer ich bin.«
    »Ich weiß, wer Sie zu sein behaupten. Ausweis, bitte.«
    Die Krankenschwester, die Greta hieß, richtete ihren Blick auf ihn. Sie war mittleren Alters und von nichtssagendem Äußeren, wie um zu betonen, dass sie den Patienten nur ihr berufliches Ich zeigte. Nur jetzt, in diesem Moment, war sie für die Patienten da, ohne einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen zu wollen.
    Ihr gegenüber saß ein nicht sehr großer untersetzter jun ger Mann wie ein erschöpftes männliches Model zwischen den Aufnahmen. Er starrte die Schwester wütend an.
    »Ich begreife nicht, wieso euch das gestattet ist. Scheiße, das ist doch kriminell, so mit Leuten umzugehen.«
    Greta antwortete in einem Tonfall, der ebenso geschmei dig und fest war wie ihre Frisur.
    »Aber Sie sind nun einmal angezeigt worden. Sie sind von der Polizei zum Test abgeholt worden, sehe ich. Und jetzt muss ich wissen, ob der Richtige informiert wird. Ihr Ausweis, bitte.«
    »Das ist doch nicht möglich, verdammt noch mal. Ich hab nichts getan. Ich war ja nicht mal in der Nähe von die sem Arsch, der mich angezeigt hat. Was habt ihr gemacht, um meinen Namen aus dem rauszuholen? Sicher hat der einfach alle aufgeschrieben, die ihm eingefallen sind.«
    »Wenn Sie wollen, kann ich mir Ihren Ausweis von der Polizei vorlegen lassen. Ich muss das Testergebnis melden, und das kann ich nicht, wenn ich nicht sicher bin, dass Sie wirklich Sie sind.«
    Sie griff zu der sanften Stimme, die ihre schärfste Waf fe war.
    »Sie sind doch damals ohne Polizeibegleitung herge kommen, nicht wahr? Das wissen wir und die Polizei zu schätzen. Wir können vielleicht auch weitermachen, ohne sie hineinzuziehen?«
    »Ich bin gekommen, weil niemand glauben sollte, dass ich solchen Scheiß anstelle, dass die Polizei zu mir nach Hause kommt.«
    Er verstummte, schien seine Möglichkeiten abzuwägen

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