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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Nilsonne
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dann entsteht, wenn fast erwachsene Kinder ihren Altersgenossen ihre Eltern vorführen müssen. (»Meine sind noch bescheuerter.« - »Glaubst du, ja - das da ist mein Alter.« - »Aber der sieht doch okay aus?« - »Biste blind?« - »Shit, können wir nicht bald gehen …«)
    Das Fest hatte eigentlich mit den gemeinsamen Vorbe reitungen anfangen sollen, aber die Teilnehmer hatten sich sofort in Erwachsene und Jugendliche aufgeteilt. Die El tern arbeiteten, die Jugendlichen lungerten herum, setzten sich dort, wo sie ihre Ruhe hatten, führten an, sie müssten gleich nach Hause und mit dem Hund eine Runde dre hen, wenn jemand sie dazu bringen wollte, Stühle zu tra gen oder die niedrigen Tische zu decken.
    Es war fast unerträglich für die Jugendlichen, zuzusehen, wie ihre Eltern hin und her rannten, schweißnass und aufge setzt munter, während sie das Essen vorbereiteten und De korationen anbrachten. Beim eigentlichen Essen hatte Anita Jansson, die das Fest initiiert hatte, eine lange, gefühlsstar ke Rede gehalten. Danach hatte ein Vater, der das Kleinge druckte über den Alkoholverzicht nicht gelesen hatte, eine wortreiche Gegenrede geliefert. Er hatte unter anderem Ani tas saugeile Titten erwähnt. Seine Frau hatte mit Blicken um sich geworfen, die drohten, alles, was sich ihnen in den Weg stellte, ernstlich zu verletzen, seine Tochter hatte sich aus dem Haus geschlichen und war nach Hause gelaufen.
    Und als das Essen endlich verzehrt war, als die Teller end lich abgespült waren und in der Spülmaschine standen, da sollte im Spielzimmer der Tagesstätte der Tanz beginnen. Um die Jugend auf Trab zu bringen, fingen einige Eltern paare an, miteinander zu tanzen.
    Die Jugend ergriff die Flucht.
    Um kurz nach zehn tanzte der Vater, der Anitas Busen be wundert hatte, schwankend mit einer Mutter, die es nicht geschafft hatte, nein zu sagen. In der Küche räumten Matil das Eltern, Greta und drei brave Mädchen auf, die als Putz patrouille rekrutiert worden waren. Die Mädchen wischten die Tische ab und schauten sehnsüchtig zu den anderen hi naus, die sich um die Wippen versammelt hatten, sie schie nen es zu anstrengend zu finden, sich an dem schon fast gescheiterten Fest zu beteiligen, ohne etwas anderes unter nehmen zu können.
    Sie sahen, wie Juri auf den kleinen Hofplatz schlenderte. Das kam nicht ganz unerwartet, er tauchte überall auf. Sie sahen ihn zu Helena gehen, ihr den Arm um die Schultern legen und sie mit sich ziehen, fort von dem Gespräch, in das sie vertieft gewesen war.
    Das Nächste, was passierte, kam dann schon eher uner wartet. Juri blieb vor Theo stehen, der auf dem einen Ende der Wippe saß. Juri zog seine Schlüssel aus der Tasche und warf sie in den halbleeren Sandkasten.
    »Hol die.«
    Theo stand auf, ließ Vivi, die auf dem anderen Ende der Wippe saß, vorsichtig herunter, holte Juris Schlüssel und gab sie ihm.
    »Wisch erst mal den Sand ab, Versager.«
    Theo wischte sorgfältig den Sand ab.
    Am Ende riss Juri mit einem beängstigenden Lächeln die Schlüssel an sich.
    »Das hast du richtig gut gemacht. Nächstes Mal kriegst du eine schwierigere Aufgabe.«
    Er sah nicht Theos Blick, der sich an seinen Rücken hef tete. Vivi sah diesen Blick und fürchtete sich. Auch Helena sah ihn, denn sie schaute sich um, über Juris Arm, der um ihre Schulter hing, aber wenn sie eine Reaktion verspürte, dann zeigte sie die nicht.
     
    Matildas Vater Robert zerschnitt die übrig gebliebenen Baguettes in Portionsscheiben und steckte sie in Gefriertü ten. Das ging nicht gut, aber es ging. Es galt nur, die Bilder zu vertreiben. Wenn er sein Gehirn beschäftigte, konnte er normal funktionieren. Es war unerwartet gut gegangen, fand er. Über die Maßen gut.
    Baguettes. Er lenkte sich ab, indem er an die vielen Schreibweisen dachte, die er in schwedischen Läden gese hen hatte. Baugetts. Bagetts. Baguette’s.
    Alles ging wunderbar, bis er den Blick vom Schneidebrett hob und aus dem Fenster schaute.
    Draußen ging ein kurzhaariger junger Mann mit dunkler Jacke und heruntergelassener Kapuze. Um seinen breiten Hals funkelte eine massive Goldkette, und neben ihm ging ein großes blondes Mädchen, eine von Matildas Klassenka meradinnen, die ganz in der Nähe wohnte.
    Seine schwache Kontrolle über den Augenblick ver schwand wie eine Seifenblase, die sich plötzlich in nichts auflöst. Es war das Gesicht aus der Zeitschrift. Es war der Kerl mit dem Grinsen und der heruntergelassenen Hose. Der Kerl, der ein Bild

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