Wofuer es sich zu sterben lohnt
aus.
»Warum fragen Sie mich, wenn Sie mir doch nicht glau ben? Er hat wirklich so gelegen.«
»Verzeihung. Normalerweise hätte ich Fotos bekommen, aber im Moment dauert alles länger. Ich war nur so über rascht …«
Vivi lächelte. Monika war vergeben worden. Nach einer Weile verließen sie den geschützten Ort, wo die aufgesprüh ten Umrisse fast nicht mehr zu sehen waren - seit dem Frei tag waren viele neugierige Füße hier unterwegs gewesen.
Wieder auf dem Revier
Als Monika zurückkam, lag ein neues Fax auf dem Schreib tisch. Das Briefpapier erkannte sie schon aus der Ferne.
Es stammte von Inspektor Tigist HaileGaebriel. Er hatte Theo gefunden und fragte, ob Monika nach Addis Abeba kommen wollte, um mit ihm zu sprechen.
Sie ließ sich in den Sessel fallen.
In diesem Moment klingelte das Telefon. Eine tiefe Män nerstimme fragte:
»Warum hast du dem Mathelehrer deine Nummer gege ben, wo du doch mit mir sprechen willst?«
»Weil ich nicht nur mit dir sprechen will. Ich will mit al len sprechen, die etwas zu sagen haben. Aber wo ich dich schon an der Strippe habe, kommt gleich eine Frage - hast du auch Helena unterrichtet, die, die mit Juri zusammen war?«
»Die schöne Helena? Sicher. Warum?«
»Wie ist sie, als Schülerin?«
»Schön. Nein, Spaß beiseite, sie ist eigentlich nichts Be sonderes. Sie macht, was man ihr sagt, kommt pünktlich, ist ziemlich schweigsam, aber ehrgeizig.«
»Und wenn du sie mit den anderen Mädchen vergleichst, ist sie tüchtiger? Weniger tüchtig? Sag aber nicht, dass sie schöner ist, sonst lege ich auf.«
»Verzeihung. Das sollte nicht sexistisch klingen. Sie ist si cher wie die anderen. Habe ich etwas übersehen?«
»Das kann man wohl sagen«, sagte Monika und legte auf. Sie wollte nicht mit einem Mann sprechen, dessen Stimme sie bis ins Mark traf. Sie wollte sich auf das Fax konzentrie ren, das vor ihr auf dem Tisch lag.
Theo war gefunden!
In Addis Abeba.
Was sollte sie jetzt tun?
Es war zu spät, um mit Daga zu sprechen, sie musste nach Hause gehen und die Sache überschlafen.
Am nächsten Morgen stand Monika eine halbe Stunde frü her auf als sonst.
Diesmal wollte sie als Erste im Büro sein. Sie wollte sich in den Schreibtischsessel setzen. Bosse sollte sehen, dass sie ebenso wenig zu vertreiben war wie er.
Sie hätte sich aber nicht zu beeilen brauchen, denn er ließ sich nicht sehen. Im Gegensatz zu Daga.
»Bosse hat sich für heute krankgemeldet. Wir werden se hen, ob er am Dienstag wiederkommt.«
Monika registrierte, dass Daga nicht sagte, Bosse sei krank, sondern, er habe sich krankgemeldet.
Interessant.
»Dienstag?«
Vor ihnen lag ein langes Wochenende, der nächste Tag und der Montag waren Feiertage, aber Daga meinte doch nicht, dass sie sich mitten in einer Mordermittlung vier Tage frei nehmen könnten? War Juris Tod nicht einmal be zahlte Überstunden wert?
Daga ließ sich im Besuchersessel nieder.
»Die Feiertage kommen ungelegen, ich weiß. Ich habe schon so viele Überstunden für die Jagd auf die Ausgebro chenen verbucht, dass das Budget überzogen ist, selbst wenn im restlichen Jahr rein gar nichts mehr geschieht.«
Monika nahm das Fax von Inspektor Tigist und reich te es Daga.
Die stieß einen Pfiff aus.
Monika versuchte, ganz normal auszusehen. Sie hatte die Sache überschlafen. Jetzt war sie sich sicher, dass sie nach Addis Abeba fliegen wollte. Sie musste mit Theo sprechen. Jetzt musste sie nur noch Daga überzeugen.
»Wie wichtig ist dieser Theo für die Ermittlung?«
»In meinen Augen ist er im Moment mit Abstand unser wichtigster Zeuge. Er hatte sich mit Juri gestritten. Er war am Freitagabend auf dem Fest, aber offenbar hat ihn nie mand zwischen Viertel nach zehn und zwanzig vor elf ge sehen. Nicht einmal ein Mädchen aus der Klasse, das Vivi heißt und verliebt in ihn ist und nach ihm Ausschau ge halten hat. Vivi sagt, dass Theo sich für Juris Freundin in teressiert hat. Zwei Tage nach dem Mord verschwindet er, ehe wir mit ihm sprechen können.«
»Hältst du ihn für den Täter?«
»Das ist jedenfalls eine Möglichkeit. Eine andere könnte sein, dass er verschwunden ist, um jemanden zu schützen. Er kann sich aber auch gefürchtet haben. Er kann etwas ge sehen haben, von dem er glaubt, dass es für ihn gefährlich werden kann.«
»Meinst du zum Beispiel, dass Helena ihren Freund ersto chen hat und dass Theo vielleicht davon weiß? Könnten sie es zusammen gemacht haben? Vielleicht hat sie sich nicht getraut,
Weitere Kostenlose Bücher