Wofuer es sich zu sterben lohnt
Schluss zu machen.«
Monika musste einfach lachen. Natürlich verfiel Daga ge rade auf diese Möglichkeit.
»Das alles müssen wir doch erst herausbekommen.«
Daga lächelte plötzlich strahlend - ihr erstes richtiges Lä cheln seit Monikas Rückkehr, und es verursachte ein war mes Gefühl.
»Dann fahr hin. Du hättest einen besseren Start verdient. Fahr nach Äthiopien und sprich mit deinem Theo. Unser Budget ist schon dermaßen überzogen, dass eine kleine Reise nach Afrika auch keine Rolle mehr spielt.«
Sieh an. Die Reise sollte ein Trostpflaster sein, ein Aus gleich für Bosse. Eine freundliche Geste der Chefin. Der Chefin, der es ziemlich egal zu sein schien, was aus der Er mittlung wurde, und die es sich nicht leisten konnte, sie am Wochenende weiterarbeiten zu lassen.
Juris Tod war nicht von Interesse. Monikas Arbeit war nicht von Interesse. Dieser Fall hier wurde nicht ernst ge nommen, er war nur etwas, mit dem sie und Bosse sich in ihrer Rehaphase beschäftigen konnten. Monika überlegte, ob irgendwer schon einmal überlegt hatte, wie phantastisch rehafeindlich es doch war, sich mit etwas beschäftigen zu müssen, wofür niemand sich interessierte.
Aber Monika war der Fall wichtig. Das reichte für sie, und jetzt würde sie das tun, was die Ermittlung erforder te, auch wen Daga die Reise eher als rehafördernden Aus flug betrachtete.
Daga sank auf ihrem Stuhl in sich zusammen. Sie sah er leichtert aus - jetzt hatte sie doch immerhin etwas für Mo nika getan. Jetzt konnte sie sich für einen kurzen Moment entspannen.
Sie sprach jetzt über den Fall, der ihr am meisten am Her zen lag: das kleine Mädchen im Boot. Monika hörte höf lich, aber zerstreut zu. Sie konnte Daga nicht verzeihen, dass sie für Juri kein Interesse zeigte.
Daga erzählte, die Kleine sei endlich als Elisabeth Mc Clure Honkanen identifiziert worden, sechseinhalb Jahre alt. Sie war in Kanada geboren, als Tochter eines finnischen Eishockeyprofis und eines kanadischen Models, was erklär te, dass sie sie in den schwedischen Registern nicht gefun den hatten. Die Gerichtsmediziner hatten am Vortag ihren Bericht abgeliefert. Die Kleine war mit Rohypnol betäubt und dann erwürgt worden. Die von den Unterarmen ent fernten Hautstücke waren noch nicht gefunden.
Monika seufzte. Juri war zuerst gestorben, aber sicher lag er noch gut verpackt da und wartete darauf, dass er an die Reihe kam. Aber natürlich - kleine blonde Mädchen wur den immer vorgezogen.
Die schöne Mama, der Eishockeyheld als Papa und das süße Töchterchen hatten sich in ihr protziges Ferienhaus auf Åland zurückgezogen. Dort wollten die Eltern den Ver such machen, ihre verschlissene Ehe zu flicken, wie sie ge sagt hatten. Sie hatten gebeten, in Ruhe gelassen zu wer den, deshalb hatte niemand reagiert, als sie nichts von sich hören ließen. Die Großeltern, die in Kanada lebten, hatten die Suchmeldung in den schwedischen Zeitungen nicht ge sehen.
Wer dagegen reagiert hatte, war der nächste Nachbar auf Åland. Er hatte die kleine Familie kommen sehen, danach aber waren sie spurlos verschwunden gewesen. Schließlich hatte er bei ihnen an die Tür geklopft. Als niemand rea gierte, drehte er eine Runde um das stille Haus und schau te durch die erreichbaren Fenster. Was er dort sah, ließ ihn die Polizei alarmieren. Auf diese Weise wurde die schöne, tote und überaus schlanke Alison McClure Honkanen ge funden. Als vorläufige Todesursache wurde eine Überdo sis festgestellt.
Papa und Töchterchen waren spurlos verschwunden.
Monika fragte sich, was in der aufwendigen Sommervil la auf Åland wohl passiert sein mochte. Hatte die schlan ke Alison eine Zeitlang mit Drogen aufhören können und dann aus Versehen eine Überdosis genommen? Hatte der Mann die Sache sattgehabt und ihr eine tödliche Dosis ver passt? Wenn es ein Unfall gewesen war, warum hatte er die Polizei nicht informiert? Und wenn er seine Frau und seine Tochter umgebracht hatte, warum war er mit der Kleinen, ob nun tot oder lebendig, nach Schweden gefahren? Und was war mit den Unterarmen des Kindes passiert?
Diese Geschichte war ganz nach Dagas Geschmack. Als sie alles erzählt hatte, schaute sie Monika nachdenklich an.
»Monika, was kann man mit zwei Hautfetzen ma chen?«
Monika hatte keine Ahnung. Sie hatte nicht vor, sich über Hautfetzen den Kopf zu zerbrechen, sie hatte mit ihren ei genen Fragen genug zu tun.
Wer hatte Juri erstochen?
Warum war Theo nach Addis gefahren?
Hatte Juri wirklich
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