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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Nilsonne
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dass er nicht richtig erfasst hatte, was passiert war.
    Er hatte sich noch immer nicht gefasst, als der steiner ne Pavian, der auf seinem Schreibtisch stand, seine Schlä fe traf.
    Der Mann mit den Kontaktlinsen zog eine Wäscheleine aus der Verpackung.
    Acht Minuten darauf verließ er das Krankenhaus wieder.
    Anders als Banken haben Krankenhäuser keine Türen, die zentral verriegelt werden können, keine Gitter, die bei Bedarf herabgelassen werden können.

Addis Abeba
    Die erste Reise nach Äthiopien, vor nur wenigen Monaten, war für Monika ein Ausflug ins Unbekannte gewesen.
    Beim zweiten Mal war es bereits Routine.
    Ethiopian Airlines mit ihrer rein afrikanischen Besat zung. Das Sicherheitsvideo mit den braunhäutigen Men schen. Die Zwischenlandung in Rom. Kairo aus der Luft, der Anflug über ein schlafendes Addis Abeba. Die Passkont rolle, der Zoll, die Taxifahrt durch dunkle, menschenlee re Straßen, auf denen die Hunde der Stadt zielstrebig am Straßenrand herumliefen oder in kleinen geheimnisvollen Gruppen zusammenstanden.
    Monikas ehemalige Nachbarin Aster hatte ihr ein Hotel empfohlen, das ein Stück weiter oben an einem der sanf ten vulkanischen Hänge lag, von denen Addis Abeba um schlossen ist. Sie kam so spät am Samstag dort an, dass es bereits Sonntag war.
    Das Einschlafen fiel ihr schwer. Die Hunde der Stadt bell ten ununterbrochen, wachsam oder vielleicht gesellig.
    Sie musste einfach an den Eishockeyspieler und seine ge liebte, beschädigte kleine Tochter denken. Sah so vielleicht die Zukunft aus? Würde ein Mörder eines Tages für das Klo nen seines Opfers bezahlen müssen? Würde dann das Wort Reinkarnation eine neue Bedeutung annehmen?
    Gegen zwei schlief sie dann endlich ein und wurde ih rem Empfinden nach fast gleich darauf wieder wach, als ein schwaches graues Licht ins Zimmer sickerte. Wie spät mochte es sein?
    Die Antwort war auf dem Fernseher in der Ecke abzule sen, 06.03.
    Draußen hatten die Hunde Konkurrenz bekommen. Ein wogender langsamer Gesang wogte durch die Balkontür.
    Sie stand auf, fröstelte in der kühlen Luft und ging zum Fenster.
    Draußen war die Stadt jetzt durch den hellen Dunst zu ahnen.
    Sie öffnete die Balkontüren und wurde von der Morgen luft empfangen - die Erde selbst schien eine Hand auszu strecken und sie zu berühren. Es duftete nach Mineralien, Mull, Gras und der gesegneten Feuchtigkeit. Jetzt hörte sie, dass der Gesang aus einem Lautsprecher kam, er schepperte ein wenig. Konnte das ein Muezzin sein? Aber wohl kaum an einem Sonntag?
    Sie fror, ging zurück ins Zimmer, holte die Bettdecke, wi ckelte sich hinein und ging zurück auf den Balkon.
    Jetzt würde sie Addis Abeba beim Aufwachen zusehen.
    Es wurde rasch heller, und der Nebel oder der restliche Rauch der vielen Feuer löste sich immer weiter auf. Eine blassgraue Wolkendecke lag über der Stadt. Die Menschen setzten sich in Bewegung. In ihren weißen Umhängen äh nelten sie im Morgenlicht Engeln. Ein Hund bellte, doch ohne die Überzeugungskraft der Nacht. Der Gesang, der sie aufgeschreckt hatte, da sie nicht begriff, woher er kam, strömte weiterhin aus vielen unsichtbaren Männerkehlen durch die Stadt.
    Ein schwerer, alter Lastwagen mit einer hellblauen Pla ne über einer hohen Ladung arbeitete sich mühsam zum Hotel hoch. Ganz oben auf der Plane lag eine weiße Ge stalt, eine weiß eingehüllte Leiche, dachte Monika, und ihr schauderte. Aber als der Wagen sich an ihrem Balkon vor beimühte, sah sie, dass dort oben ein lebendiger Mensch lag, ein dunkles Gesicht drehte sich dem ihren zu, und ihre Blicke begegneten einander wie ein Fragezeichen, dann war der Wagen verschwunden.
    Sie legte sich wieder hin und erwachte um neun.
    Die singenden Stimmen draußen waren verstummt, und sie hatte Hunger. Zeit fürs Frühstück.
    Im Hotelrestaurant traf sie ein schwedisches Paar, das so eben aus einem Waisenhaus im Norden Sara geholt hatte, vier Monate alt. Montagnacht wollten sie mit ihrer neuen Tochter nach Schweden zurückreisen.
    »Haben Sie Pläne für heute? Wollen Sie mit uns zum Schwimmen gehen?«
    Schwimmen? Dieses riesige Land hatte fast alles, nur kei ne Küste, das wusste Monika genau.
    »Wo denn?«
    »Ganz in der Nähe, Sie werden schon sehen.«
    Eine Stunde später hatten Sven und Marika die Habselig keiten der kleinen Sara zusammengepackt, insgesamt ein Gewicht und ein Volumen, das für eine Woche in den Ber gen ausgereicht hätte. Sara selbst baumelte in einem Tra getuch vor Svens

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