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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Nilsonne
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Kolumbianer, die niemals etwas mit Drogenhandel zu tun gehabt hatten, aber solchen Leuten lief er nur selten über den Weg.
    Der Nächste war Professor Chanandrapuri in Pakistan gewesen. Weder er noch der Kolumbianer hatten wie Män ner gewirkt, die glaubten, Feinde zu haben. Das war ein Mysterium.
    Und jetzt Professor Motbeki.
    Der einzige gemeinsame Nenner war, dass es sich in allen Fällen um Röntgenärzte handelte. Er konnte nicht begrei fen, warum jemand bereit war, hohe Summen zu bezahlen, um sich ihrer zu entledigen.
    Sein Vater hatte manchmal von den Fehden an der Uni versität erzählt, vom Postengerangel. War es möglich, dass einige Ärzte sich zusammengerottet und beschlossen hat ten, missliebige Kollegen auf diese Weise aus dem Weg zu räumen? Aber dann hätten sie sich doch sicher einen dis kreten Todesfall gewünscht, nicht dieses theatralische Mo dell, das jetzt gefordert war, Mord im Sprechzimmer, die Leiche mit Dollarnoten überstreut?
    Er fragte sich, ob seine Überlegungen ein Zeichen dafür waren, dass ihm die Sache jetzt entglitt. Oder im Gegenteil, dass er nun endlich begriff, was er tat?
    Wer nutzt hier eigentlich wen aus? Vor Ärger über seine ungewöhnliche Stimmung versetzte er dem glatten Stamm eines Eukalyptusbaumes einen Tritt.
    Mit großer Willensanstrengung verdrängte er diese un willkommenen Gedanken und konzentrierte sich auf Pro fessor Motbeki. Motbeki war in Großbritannien ausgebildet worden. Er war groß, sehr dunkel, hatte ergrauende Haare, und auf seinen Kopf war ein hoher Preis ausgesetzt.
    Er hatte ihn auf Fotos und Videoaufnahmen gesehen. Er wusste, wie der Mann lächelte und wie er ging. Es bestand nicht das geringste Risiko, aus Versehen einen anderen um zubringen, wie es zu oft geschah, wenn seine weniger kom petenten Kollegen angeheuert wurden.
    Ein neuer unwillkommener Gedanke tauchte auf. Der Markt wurde von jungen mittellosen Männern untergra ben, die alles taten, um sich Geld für ein neues Leben zu zulegen. Geld für einen neuen Pass. Geld für ein kleines Haus in der Stadt und für eine Frau oder eine Kuh oder ei nen richtig eleganten Anzug. Einige dieser Männer besaßen keinerlei Selbsterhaltungstrieb - sie nahmen Aufträge an, die so gefährlich waren, dass man sie besser als Himmel fahrtskommandos bezeichnet hätte.
    Nein, das hier war nicht gut.
    Er musste jetzt an seinen eigenen Auftrag denken. Er war unterwegs zu dem großen staatlichen Krankenhaus, das seltsamerweise Marina Hospital hieß. Es gab in der Stadt überhaupt keine Marina, vermutlich gab es im ganzen Land keine, da Botswana keine Küste besaß. Allein das. Ein Land ohne Zugang zum Meer wirkte unnatürlich, fand er.
    Er wünschte, er hätte einen Hut. Die Sonne brannte, und der Schweiß strömte ihm über das Gesicht.
    Sein sauberes, frisch gebügeltes Hemd klebte schon an seinem Rücken.
    Endlich hatte er sein Ziel erreicht. Langsam betrat er das mit Klimaanlage versehene Foyer des Krankenhauses.
    Dort war nichts mit dem Chaos vergleichbar, das in Pa kistan geherrscht hatte. Schon bereute er, diesmal keine an dere Methode gewählt zu haben, aber die Instruktionen waren klar gewesen. Es sollte so sein wie beim letzten Mal. Das Muster sollte erkennbar sein, überdeutlich.
    Er glitt in seine Berufsrolle.
    Er ging selbstsicher wie ein Mann, der genau weiß, wo hin er unterwegs ist.
    Er ging, als gehöre er zu den vielen guten Menschen des Krankenhauses. Wie einer, der durch das riesige Gebäu de läuft und zum Besten der Menschen arbeitet. Einer, der Krankheiten bekämpft, der Menschen repariert, so dass sie wie neu sind, fast jedenfalls. Einer, der andere nur aus Ver sehen, Schlamperei oder Unwissenheit ums Leben bringt. Er gab sich große Mühe mit seinem Gesichtsausdruck. Ich will nur das Beste, dachte er. Ich bin gut, altruistisch, empathisch, selbstlos, und ich liebe alle, Personal und Patienten.
    Es schien zu funktionieren. Ein Mann in einem weißen Kittel, der wie ein Chinese aussah, grüßte freundlich. Idiot, dachte er und nickte mit ernster Miene zurück.
    Warum begaben solche Idioten sich auf eine Spielfeld hälfte, von der sie keine Ahnung hatten? Warum gingen sie das Risiko ein, einem wie ihm zum Opfer zu fallen?
    Der Weg zur Röntgenabteilung war deutlich ausgeschil dert, es war zum Lachen. Folg den Pfeilen zu deinem nächs ten Opfer. Professor Motbekis Büro lag ungefähr auf der Mitte des Ganges.
    Alle Röntgenabteilungen ähnelten einander. Er musste an die Kontrollräume eines

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