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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Nilsonne
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Atomkraftwerks denken. Durch die halboffenen Türen waren große, schwere Apparate zu sehen, kilometerweise Kabel, und überall waren Menschen unterwegs, die nicht auf seine Anwesenheit reagierten. Im Krankenhaus waren offenbar häufiger Ausländer zu sehen als draußen auf der Straße.
    Das Video, das er von Professor Motbekis Zimmer gese hen hatte, war sehr detailliert gewesen. Er war, wie immer bei delikaten Einsätzen, unbewaffnet. Er hätte jeden Detek tor passieren können - seine Gefährlichkeit steckte in sei nem Körper. Sie steckte in seinen Gedanken und Gefühlen, in seinen Fähigkeiten.
    Wie immer war eine Viertelstunde der telefonischen Sprechstunde vergangen. Die Lampe vor Motbekis Zim mer leuchtete rot. Er klopfte, ging hinein.
    »Sie sind also gekommen, um mich umzubringen.«
    Diese Bemerkung kam so unerwartet, dass der Mann mit den braunen Kontaktlinsen dieses eine Mal in Verwirrung geriet.
    Er blieb stehen. Dann stellte er sich der Situation. Er zog die Tür hinter sich zu.
    Professor Motbeki saß allein in seinem mittelgroßen Ar beitszimmer. Er saß hinter seinem Schreibtisch und wirkte so ruhig, dass sein Besucher davon ausging, dass er bewaff net war. Motbeki hatte mit dieser Entwicklung gerechnet, er hatte sich vorbereitet. Er hielt die Hände außer Sicht weite unter dem Schreibtisch. Das hier konnte interessant werden.
    »Ich wüsste gern«, sagte Professor Motbeki freundlich wie auf einer Cocktailparty, »wie Sie sich das hier vorstellen. Sie sollen mich umbringen, und dann hoffen Sie, dass die an deren das Signal verstehen und aus Angst schweigen?«
    Der Mann mit den Kontaktlinsen sagte nichts. Er trat ei nen Schritt auf Motbeki und dessen Schreibtisch zu.
    »Ich stelle mir vor, dass Sie uns ein wenig unterschätzt haben. Wenn einer von uns in Kolumbien ums Leben kommt, bleiben wir vielleicht noch gelassen. Die Mord statistik in diesem Land lässt einen Mord in der Menge untergehen, auch wenn jemand in seinem Arbeitszimmer in einem Krankenhaus ermordet wird. Aber wenn dann je mand in seinem Zimmer in Pakistan stirbt, dann fragen wir uns doch, was da vor sich geht.«
    Der Mann mit den Kontaktlinsen traute seinen Ohren kaum. Wollte Motbeki ein Gespräch mit ihm in die Wege leiten? Er wartete ab, machte noch einen Schritt auf den Schreibtisch zu.
    Professor Motbeki sprach gelassen weiter, als stehe hier niemandes Leben auf dem Spiel.
    »Bitte, richten Sie Ihren Auftraggebern etwas aus. Grüßen Sie sie, und sagen Sie, dass wir vor Leuten wie Ihnen keine so große Angst haben, wie Sie glauben.«
    Er schaute fast freundlich über seinen Brillenrand.
    »Wir haben, hier in Botswana, eine sehr gut funktionie rende Polizei. Ich nehme an, dass die meisten von denen, die Ihnen beruflich begegnen, außerhalb des Polizeischut zes stehen. Bei mir ist das anders. Sagen Sie Ihren Auftrag gebern, dass wir uns nicht geschlagen geben werden. Dass die Zeit, in der Afrika seiner Reichtümer beraubt werden konnte, vorbei ist.« Er hob die linke Hand und klopfte sich mit den Fingerknöcheln an die Stirn. »Mein Gehirn ist afri kanischer Rohstoff. Afrikanischer Reichtum. Ich stelle ihn gern zur Verfügung, aber das kostet. Ich bin bereit, den Kampf aufzunehmen, auch wenn das bedeutet, dass ich Menschen wie Sie in mein Zimmer lassen muss.«
    Er hob die rechte Hand. Sie umfasste wirklich eine Pisto le, die er auf den Besucher richtete. Noch immer hing da ran ein Stück Klebeband, Motbeki hatte sie offenbar vor her unter dem Schreibtisch befestigt. Er sagte, noch immer freundlich:
    »Sie können jetzt gehen.«
    Der Mann mit den Kontaktlinsen lachte. Wenn Professor Motbeki jetzt einen Schuss abgäbe, würde er fast ebenso hart getroffen werden, wie der, für den möglicherweise die Kugel bestimmt wäre. Er hielt nämlich den Daumen nach oben, gegen den Mantel, der mit derselben Schnelligkeit nach hinten jagte, in der die Kugel nach vorn schoss. Ärz ten fehlte es nicht nur an Selbsterhaltungstrieb, es fehlte ih nen auch an Bescheidenheit. Professor Motbeki war schon zu lange Professor.
    Der Mann mit den Kontaktlinsen überraschte Motbeki dadurch, dass er noch einen Schritt vorwärtstrat. Jetzt stand er ganz dicht vor dem Schreibtisch.
     
    Dann warf er sich mit nach rechts gedrehtem Körper vor und schlug Motbekis Hand nach links. Motbekis Reflexe konnten nicht einmal einsetzen. Die Waffe schoss über den Schreibtisch und fiel zu Boden.
    Motbeki starrte ungläubig seine leere Hand an. Alles war so schnell gegangen,

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