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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Nilsonne
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ihr Herz.
    »Es war ihre Pflicht, ihrer Schwester zu helfen.«
    »Aber was ist mit mir? Ist es nicht eine noch größere Pflicht, ihrem eigenen Sohn zu helfen?«
    Tigist seufzte. Ihre Hände sanken auf ihre Knie, als resig nierten sie vor Theodoros’ Egoismus.
    »Du kommst mir vor wie ein junger Mann, der nur an sich denkt. Da bist du in Kanada vielleicht besser aufge hoben.«
    Theodoros’ Blick schien zu sagen, das könne Tigist ja wohl scheißegal sein, aber er hielt klugerweise den Mund.
    Monika versuchte, wieder die Initiative in diesem selt samen Verhör zu ergreifen, das ihr aus den Händen geglit ten war.
    »Theodoros. Wir glauben, dass dein Vetter wieder in Äthi opien ist. Weißt du darüber etwas?«
    Wenn Theodoros jetzt nicht verblüfft war, dann war er ein besserer Schauspieler, als Monika glauben mochte.
    Er fuhr hoch, sein Kinn klappte herunter, sein Mund stand halb offen. Es sah nicht gerade attraktiv aus.
    »Theo? Der ist hier? Hat er meinen Pass mitgebracht?« »Er oder ein anderer ist mit deinem Pass hergekommen. Wir glauben, dass er es war. Wir wissen nicht, wo er ist, aber wir möchten ihn so schnell wie möglich finden.«
    Theodoros war nicht nur überrascht. Jetzt sah er aus, als fühle er sich überhaupt nicht wohl in seiner Haut, wie ir gendein kleiner Dieb, der in die Falle gegangen ist und nicht mehr mit Überzeugung behaupten kann »ich war das doch gar nicht«.
    »Sie werden ihm doch nicht erzählen, was ich gesagt habe? Dass ich hier gewesen bin?«
    »Man könnte annehmen«, sagte Tigist, »dass du Angst vor ihm hast. Stimmt das?«
    Theodoros starrte zu Boden. Er schüttelte den Kopf, sag te dann aber, er könne doch nicht wissen, wozu sein Vetter Theo fähig wäre.
    Monika war die Situation vollständig entglitten, und sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
    Tigists Hände näherten sich Monika in einer weichen, of fenen kleinen Bewegung. Du und ich. Sie sagte:
    »Wir machen eine Pause. Theodoros, du bleibst hier. Wir kommen bald zurück.«
    Sie reichte Monika eine Hand und zog sie vom Stuhl hoch. Sie gingen zur Tür, Hand in Hand, wie kleine Mäd chen, Tigist vorweg, Monika verwirrt hinterher. Tigists Hand kam ihr klein vor wie die eines Kindes, hielt ihre aber mit festem Griff. Wie sollte sie sich aus diesem Griff befreien?
    Sie hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Vor der Tür ließ Tigist sie los und breitete die Arme aus.
    »Monika«, sagte sie, »ich glaube, dich hat Gott ge schickt.«
    Der Zusammenprall der Kulturen nahm offenbar noch immer kein Ende. Was antwortet man auf eine solche Be merkung?
    Aber offenbar wurde keine Antwort erwartet, denn jetzt sagte Tigist:
    »Monika, dein Zeuge ist auch mein Zeuge. Wir suchen schon lange nach deinem Theo - du hast ja keine Ahnung, wie intensiv wir gesucht haben. Und dann war er in Schwe den, mit Pass und Namen seines Vetters!«
    »Ihr habt meinen Theo gesucht? Wieso denn?«
    »Vor ungefähr zwei Jahren ist einer von unseren belieb testen Fernsehmoderatoren bei der Generalprobe für die Wahl der Miss Ethiopia erschossen worden. Das war der spektakulärste Mord, den wir seit langer, langer Zeit hat ten. Der Fall ist noch immer ungeklärt. Theo, nicht dieser Theodoros, sondern sein Vetter, war mit seiner Mutter da bei, als es geschah. Am Tag nach dem Mord waren sie bei de verschwunden. Und wir haben sie niemals ausfindig machen können.«
    Tigists Augen funkelten.
    »Jetzt suchen wir deinen Theo. Deinen Zeugen, meinen Zeugen. Auf diesen Tag habe ich so lange gewartet.«
    Monikas Gehirn versuchte vergeblich, den Kulturschock und die neue und unerwartete Information gleichzeitig zu verarbeiten. Das war einfach zu viel.
    »Soll das heißen, dass mein Theo hier in Addis mit einem Mord zu tun hatte und dann direkt danach nach Schweden geflohen ist?«
    Tigist nickte.
    »Er und seine Mutter. Sie hatten ihre Pässe in ihrem Haus hinterlassen, deshalb nahmen wir an, dass sie noch im Land waren. Es ist außerdem schwer, hier auszureisen, so gar mit Pass. Wir haben gesucht, du hast ja keine Ahnung, wie wir gesucht haben. Wir haben alle unidentifizierten Leichen untersucht. Wir hatten große Artikel in den Zeitun gen, wir haben sie über das Fernsehen gesucht. Wir haben ihre Daten sogar Interpol durchgegeben und uns bei den professionellen Menschenschmugglern erkundigt. Aber wir haben nicht die geringste Spur gefunden. Wirklich keine. Und das kann doch eigentlich nicht möglich sein.«
    Sie lächelte.
    »Doch jetzt erfahre ich, dass sie die

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