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Wofür schlägt dein Herz?

Wofür schlägt dein Herz?

Titel: Wofür schlägt dein Herz? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Grady
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Es war ein Lunch mit einem Klienten . Zugegebenermaßen mit einem ausgesprochen attraktiven, charismatischen Klienten, dessen charmantes Lächeln und sanfte graue Augen einer Frau schon gefährlich werden konnten.
    „Ich habe meinen Bruder angerufen“, eröffnete Alex ihr unvermittelt.
    Libby blinzelte verwirrt. „Jacob?“, fragte sie dann.
    „Habe ich eigentlich erwähnt, dass ich ihn nicht mehr gesehen habe, seit er uns vor etwa zwanzig Jahren verließ?“
    „Ja, das muss damals wirklich hart für Sie gewesen sein.“
    „Inzwischen denke ich, er hatte gar keine andere Wahl.“
    Während der Kellner ihr Essen servierte, überlegte Libby, was wohl als Nächstes von Alex kommen würde. Seit er hatte durchblicken lassen, dass er von ihrer Surfvergangenheit wusste, war sie auf der Hut und hatte sich heimlich geschworen, das Gespräch nie wieder auf private Dinge kommen zu lassen.
    Und dazu stand sie immer noch.
    Wie sollte sie reagieren, wenn Alex plötzlich ihren Unfall und seine Folgen erwähnte? An ihrer Qualifikation als seine Physiotherapeutin würde das nichts ändern. Aber möglicherweise an seiner Einstellung zu ihr als Mensch.
    Und wenn sie tiefer in die Vergangenheit und Hintergründe des mysteriösen Wolfe-Clans eintauchte? Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, ziemlich fasziniert zu sein von einem Vater, den niemand vermisste und betrauerte. Und von einem Bruder, der bei Nacht und Nebel verschwand und zwanzig Jahre später genauso lautlos wieder auf der Bildfläche erschien. Dazu noch die abenteuerliche Vorstellung von acht Geschwistern, die einander kaum sahen und von denen eine Alex’ Zwillingsschwester war, die kurz vor seinem Rennunfall unbedingt Kontakt zu ihm hatte aufnehmen wollen.
    „Ihr Bruder und Sie müssen eine Menge zu bereden gehabt haben“, formulierte sie vorsichtig, nachdem ihnen der Kellner einen Cabernet Sauvignon und Mineralwasser eingeschenkt und sich zurückgezogen hatte.
    „Ich gebe zu, dass ich ein wenig Angst davor hatte, nach so langer Zeit wieder mit Jacob zu reden, den ich damals sehr gemocht habe.“ Bevor Alex den Blick abwandte und zum Wasserglas griff, glaubte Libby Schmerz und Trauer in den ausdrucksvollen Augen wahrgenommen zu haben.
    Sie war neugierig und hätte liebend gern mehr über diesen faszinierenden Mann vor ihr erfahren. Aber wenn es ihn zu sehr quälte, sollten sie vielleicht über etwas Unverfänglicheres reden. Während sie noch nach einem Thema suchte, setzte Alex das Glas wieder ab und sprach weiter.
    „Wolfe Manor ist von den Behörden als baufällig und als Gefahr für die Öffentlichkeit deklariert worden. Jacob will es unbedingt erhalten. Keine leichte Sache …“
    Es machte den Eindruck, als spräche er in erster Linie zu sich selbst – und auch nicht allein von den Schäden am Familienanwesen.
    „Hält er es denn für praktikabel?“
    „Jacob ist Architekt und hat sich in den Kopf gesetzt, es von Grund auf zu sanieren … sogar die alten Marmorböden. Und alles nur, um es hinterher zu verkaufen.“ Auf seiner Wange zuckte ein Muskel. „Ehrlich gesagt ist mir schleierhaft, wie er es fertig bringt, auch nur einen Fuß über die Schwelle zu setzen.“
    Eine Weile aßen sie schweigend. Libby konnte kaum fassen, dass ein paar Minuten Konversation reichten, um Alex Wolfe nicht mehr als erfolgsverwöhnten Supersportler und Playboy, sondern als ganz normalen Menschen mit Ängsten, innerlichen Hürden und dem spürbaren Willen, diese zu überwinden, wahrzunehmen.
    Sie wünschte sich, mehr über die Gespenster zu erfahren, die Wolfe Manor offensichtlich beherbergte. In ihrem Geist sah sie eingestürzte Decken und Treppen, verborgene Tapetentüren und Spinnweben, die vom Dachboden bis zum düsteren Kellergewölbe reichten. Aber wie viel Einblick würde Alex ihr geben wollen?
    „Auf meine schnelle Genesung!“, verkündete er jetzt lächelnd und hielt ihr sein Weinglas entgegen.
    Bereitwillig hob auch Libby das Glas zum Toast. „Darauf und auf eine gesunde Zukunft.“ Sekundenlang herrschte einvernehmliches Schweigen. „Mit was für Neuigkeiten konnte Ihr Bruder noch aufwarten?“, stieß sie dann ihr neues Lieblingsthema sanft wieder an.
    Überraschenderweise erhellte sich Alex’ Gesicht. „Mit einer Nachricht über einen meiner anderen Brüder – Lucas. Er arbeitet neuerdings irgendwie bei Hartington …“
    „Dem berühmten Londoner Kaufhaus?“
    Alex nickte. „Es stand irgendeine riesige Jubiläumsparty an, deren Veranstaltungsort

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