Woge der Begierde
in ihrem Leben stattfanden. Charles würde ihr Ehemann werden, aber Adrians und Aprils Bedürfnisse konnten nicht einfach beiseitegeschoben werden. Sie verstand, dass ihr Ehemann sich um seine eigenen Ländereien kümmern musste, aber was würde aus Adrians werden? Hatte Charles vor, Adrians Besitzung der Leitung von jemandem wie Mr. Vinton zu überlassen und sie alle mit
nach Stonegate zu nehmen, und nur ab und zu mit ihnen Beaumont Place eine Stippvisite abzustatten? Er hätte die Macht, genau das zu tun.
Sie blickte ihn an, musterte ihn unter ihren Wimpern hindurch. Er war ein gut aussehender, mächtiger Mann, den sie erst seit ein paar Tagen kannte, ein Mann, den sie in knapp drei Wochen heiraten würde. Was wusste sie eigentlich von ihm? Sie wusste, er konnte bloß mit einem Blick dafür sorgen, dass ihr ganz weich in den Knien wurde. Und dass er freundlich und nett zu Adrian und April war; zudem war er, wie wenig das auch über ihn selbst aussagte, reich und mit einem Earl verwandt. Sie musste sich eingestehen, dass sie ihm auf einer gewissen Ebene unwillkürlich vertraute, ohne einen Grund dafür nennen zu können. Sonst hätte sie nie eingewilligt, ihn zu heiraten oder ihm von der Geistererscheinung in ihrem Zimmer erzählt - dennoch gab es noch viel, was sie nicht über ihn wusste. Wieder erinnerte sie sich daran, dass er bald schon ihr Leben in der Hand halten würde. All ihre Leben, nicht nur ihres. Sie vertraute ihm … aber traute sie ihm genug?
Charles entging ihre verstohlene Musterung nicht, und er erkundigte sich: »Was ist los? Du schaust mich an, als seien mir plötzlich Hörner gewachsen.«
Daphne wurde rot. »Ich habe mich nur gefragt - wenn wir geheiratet haben, wie oft werden wir da wohl hier auf Beaumont Place sein?«
»Angst, dass ich dich in Stonegate in den Kerker sperren und den Schlüssel wegwerfen könnte?«, wollte er nicht ohne Schärfe wissen.
»Das ist nicht fair«, beschwerte sie sich. »Es sind zwei große Besitzungen, zwei Zuhause betroffen mit Höfen und Pächtern und Dienern und einer Reihe anderer Sachen.
Eine gehört dir und die andere Adrian. Wir haben nie darüber gesprochen, wie wir es in Bezug darauf halten wollen. Wenn wir heiraten, liegt nicht nur mein Leben in deiner Hand, sondern auch Adrians, bis er volljährig wird. Und bis sie heiratet, auch Aprils.«
Dass sie ihm nicht ganz traute, war nicht zu übersehen. Dass sie das Wohl ihres Bruders und ihrer Schwester über alles setzte, war ebenfalls offensichtlich, und er begann sich zu fragen, ob jemals der Tag kommen würde, an dem sie ihm einen kleinen Platz in ihrem Herzen einräumen würde. Würde er stets erst nach ihrem Bruder und ihrer Schwester kommen? Charles rieb sich die Nasenwurzel. »Vermutlich werden wir unsere Zeit zwischen den beiden Landsitzen und London aufteilen«, sagte er schließlich. »Wenn ich in Stonegate gebraucht werde, dann werden wir dort sein; falls Adrian hier gebraucht wird, sind wir hier. Ich habe noch keinen fertigen Plan.« Er schaute sie fest an. »Natürlich gehe ich davon aus, dass wir nach unserer Hochzeit eine Weile in Stonegate sein werden. Es wird dein Heim werden und, solange sie es wollen, auch das deiner Geschwister, aber ich denke, wir werden etwa gleich viel Zeit hier verbringen. Dein Bruder hat einen ausgezeichneten Verwalter, so wie ich auch; sie werden sich um die Belange vor Ort kümmern können, wenn es uns nicht möglich ist, hier zu sein.« Er verzog das Gesicht. »Oder dort.«
Sie wirkte noch immer argwöhnisch, und er setzte sich neben sie auf das Sofa. Er nahm ihre Hand in seine und sagte: »Daphne, ich kann dir nicht versprechen, dass alles so sein wird, wie du es dir wünschst. Es wird sicher Zeiten geben, da ich von dir verlange, meine Wünsche über die deines Bruders und deiner Schwester zu stellen. Von Zeit zu Zeit wird meine Anwesenheit auf Stonegate erforderlich
sein. Wenn das so ist, dann werde ich erwarten, dass du bei mir bist. Deine Geschwister sind stets willkommen. Wir werden gewiss einige Zeit hier verbringen - es ist das Heim deines Bruders. Er ist noch jung, aber eines Tages wird er die Führung seines Besitzes übernehmen müssen, und er kann nicht alles, was er lernen muss, lernen, solange er auf Stonegate ist. Das verstehe ich. Ich weiß, dass wir oft auf Beaumont Place sein werden, mehr als mir sicher oft lieb ist, aber ich bin bereit, das auf mich zu nehmen, besonders jetzt in den ersten Jahren. Adrian muss sein Land kennen lernen, um
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